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Lebensgeschichten aus Namibia erforschen
[05.08.2022]Die FernUniversität strebt eine Zusammenarbeit mit der University of Namibia (UNAM) an: Ein Projekt aus dem Lehrgebiet Geschichte Europas in der Welt gehört dazu.
„Namibia hat großes Potenzial für die FernUniversität“, sagt Dr. Rahel Hutgens, die die universitätsweite Kooperation aus dem International Office der FernUniversität (IO) organisiert. „Die Voraussetzungen sind grundsätzlich gut. Die Universität Namibia ist vergleichbar organisiert: als Präsenzuniversität mit einem Fernunianteil“, beschreibt Hutgens. „Auch die UNAM hat einen Hauptsitz, in der Hauptstadt Windhoek, und zwölf Zentren übers Land verteilt.“ Namibias Amtssprache ist Englisch, eine der Nationalsprachen Deutsch – eine Folge der deutschen Kolonialzeit, die 1915 nach einem grausamen Krieg gegen die einheimische Bevölkerung endete.
Apartheid-Projekt mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen
Prof. Jürgen G. Nagel und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Tabea U. Buddeberg aus dem Lehrgebiet Geschichte Europas in der Welt interessieren sich für Lebensgeschichten aus der Zeit der Apartheid in Namibia zwischen 1958 und 1989. In Kooperation mit dem Institut für Geschichte und Biographie an der FernUni, dem Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Uni Bochum (RUB) und einer Stiftung der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal möchten sie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Namibia befragen.
Sie sind nach Namibia gereist und haben bereits intensive Gespräche geführt: mit UNAM-Beschäftigten der Faculty of Education & Human Sciences, des International Office und des Research Service. Darüber hinaus haben sie sich mit mit kirchlichen, gewerkschaftlichen und musealen Einrichtungen vernetzt.
„Wir haben auch schon mit den ersten Personen über ihre Apartheid-Erfahrungen geredet“, hebt Nagel hervor. „Es ist ein sensibles Thema, aber die Menschen sind sehr offen.“ Über eine universitätsweite Kooperation wären sie wissenschaftlich froh, es eröffnete ihnen Spielräume für ihr Forschungsvorhaben. „Wir brauchen insbesondere Leute vor Ort, die Interviews in Landessprache führen können. Das könnten wir dann im Rahmen von Abschlussarbeiten umsetzen. Wir planen auch Open-Access-Publikationen in Namibia.“
Vor Ort in Katutura
Lokale Anlaufpunkte haben sie identifiziert: den Township Katutura, der in den 1950er Jahren im Rahmen der südafrikanischen Apartheidspolitik durch Zwangsumsiedlung der im Stadtgebiet wohnenden Schwarzen entstanden ist. „Die Armut ist groß und sichtbar“, schildert Tabea Buddeberg ihren Eindruck.
„Wir haben uns außerdem mit Mitarbeitenden aus einem Museum verabredet und viel darüber erfahren, wie Erinnerungskultur betrieben wird“, erzählt Buddeberg. Solche Inhalte können wiederum in die Lehre am Historischen Institut einfließen. Einen Abstecher haben die beiden Forschenden aus Hagen nach Kapstadt in Südafrika unternommen, zu den führenden Expertinnen und Experten in Oral History an der University of Capetown und Stellenbosch.
Konkret in Planung haben sie für Ende 2022 oder Anfang 2023 zwei Workshops und eine virtuelle Tagung im Rahmen der Forschungsgruppe CoVio, an der das Institut für Diaspora- und Genozidforschung der RUB beteiligt ist. Für 2023 plant das Lehrgebiet zudem eine Exkursion nach Namibia, an der FernUni-Studierende teilnehmen können.
Erste globale Zusammenarbeit
Es wäre die erste globale institutionelle Kooperation der FernUniversität neben denen auf europäischer Ebene mit Fernuniversitäten in Finnland, den Niederlanden und Katalonien. „Mit einem afrikanischen Land zusammenzuarbeiten, wäre ein echter Perspektivwechsel“, findet Hutgens. „Wir bereiten als FernUniversität nun ein ,Memorandum of Understanding‘ vor, um unsere feste Absicht zur Kooperation mit der UNAM zu bekunden.“
Neben dem Forschungsprojekt aus dem Historischen Institut gibt es weitere in der Fakultät für Mathematik und Informatik sowie in der Psychologie. In Planung sind zudem Workshops für die Verwaltung.
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