Vorbereitungsseminar für Aquitanien

Thema:
Aquitanien – Randlandschaft oder eigenständige Region in der Vormoderne?
Veranstaltungstyp:
Onlineveranstaltung
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul K; Modul G1; Modul G2; Modul G3; Modul G4; Modul G5; MA EuMo: Modul 1E; Modul 2E; Modul 4G; Modul 5G; MA GeEu: Modul I; Modul II; Modul III; Modul IV; Modul V; Modul VI; Alle Studierende der Studiengänge BA KW, MA GE und MA EM
Achtung: Teilnahmebeschränkung!
Ort:
Online
Adresse:

Termin:
05.02.2021 bis
07.02.2021
Zeitraum:
Zeitplan wird auf dem Online-Vorbereitungsseminar bekannt gegeben
Leitung:
Prof. Dr. Felicitas Schmieder
Dr. Daniel Syrbe
Dr. Julia Breittruck
Anmeldefrist:
11.09.2020 - 22.10.2020
Anmeldung:
Online-Anmeldung. Bitte melden Sie sich nicht mehrfach an, nach Ablauf der Anmeldefrist werden Sie per Mail über Ihre Teilnahme benachrichtigt! Achtung: Teilnahmebeschränkung
Auskunft erteilt:
Prof. Dr. Felicitas Schmieder , E-Mail: felicitas.schmieder , Telefon: +49 2331 987 2120
Dr. Daniel Syrbe , E-Mail: daniel.syrbe
Dr. Julia Breittruck , E-Mail: julia.breittruck
Christiane Eilers B.A., Sekretariat Schmieder , E-Mail: sekretariat.schmieder , Telefon: +49 2331 987 4752

Die Teilnahme an der Vorbereitungsveranstaltung zur Exkursion ist Pflicht und steht ausschließlich Exkursionsteilnehmern offen. Mit der Anmeldung zum Vorbereitungsseminar melden Sie sich zeitgleich verbindlich für die Teilnahme an der Exkursion selbst an!

Aktualisierung der Informationen zur Exkursion nach Aquitanien

Wir haben die Anmeldung zur Aquitanien-Exkursion vorerst noch nicht freigeschaltet, da wir mit einer ganzen Reihe von (Corona bedingten) Unwägbarkeiten zu kämpfen haben. Wenn wir jetzt die Anmeldung freischalten, dann melden Sie sich unter bestimmten Bedingungen an.

Unter anderem ist es dem beauftragten Reisebüro bislang nicht gelungen, von den angefragten Hotels in den kleineren Orten Antwort zu bekommen. Dementsprechend können wir Ihnen noch keinen Reisepreis nennen. Den Gesamtreisepreis bemühen wir uns wie üblich unter 1000.- € im Doppelzimmer zu halten (wobei Sie ebenfalls wie üblich die An- und Abreise nach Bordeaux und von Pau selbst organisieren müssen).

Aber auch wenn es gelingt, die Unterkünfte zu buchen, und die Vorbereitungsveranstaltung wie geplant stattfindet, kann - wie wir in diesem Jahr erlebt haben - auch noch relativ kurzfristig etwas dazwischen kommen - und wir würden die Exkursion um ein Jahr verschieben.

Trotzdem werden wir gleich nach der Anmeldung um eine Anzahlung von 100.- € bitten (wir wollen großzügige Ausstiegsklauseln mit dem Reisebüro verhandeln, werden aber dennoch unsererseits eine Anzahlung leisten müssen). Selbstverständlich erhalten Sie das Geld zurück, wenn die Exkursion nicht stattfindet oder Sie bei Verschiebung nicht mehr teilnehmen könnten. Wir werden auch bei individueller Absage, weil es Ihnen doch zu gefährlich ist, alles tun, um Rückzahlungen zu leisten, die von der Reiserücktrittsversicherung nicht gedeckt werden. Aber wir bitten Sie, sich nur anzumelden, wenn Sie bereit sind, ein sinnvolles Risiko zu tragen (Maßstab: wenn wie derzeit eine Reisewarnung nach Frankreich droht oder schon besteht, würden wir wohl absagen).

Wir werden Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten.

Wir planen die Vorbereitungsveranstaltung hybrid. Bitte teilen Sie uns bei Ihrer Anmeldung mit, ob Sie präsent oder online teilnehmen wollen oder ob beides für Sie möglich wäre.

Wir werden voraussichtlich Anfang November eine Referateliste auf der Moodle-Plattform freischalten (üblicherweise gibt es eine ausgewogene Auswahl von Themen zur Antike, zum Mittelalter und zur Frühen Neuzeit; wenige werden ganz „in Hagen“ gehalten, einige in Hagen und in Aquitanien, einige nur auf der Exkursion). Wir müssen da vorgehen, als würde die Exkursion sicher stattfinden, und bitten Sie, den Aufwand in Kauf zu nehmen.

Ankündigung „Aquitanien – Randlandschaft oder eigenständige Region in der Vormoderne?

Die historische Landschaft Aquitanien scheint heute ein selbstverständlicher Teil Frankreichs, doch gibt es eine starke regionale Identität. Man sprach in weiten Teilen lange Zeit eine eigene romanische Sprache (die langue d’oc) und bis heute spricht man, moderne Grenzen übergreifend, mit dem Baskischen eine der ganz eigenen Sprache Europas im Rückzugsgebiet zwischen Atlantik und Pyrenäen. Die Region ist offen nach Norden, könnte andererseits zwischen Atlantik, Pyrenäen und Zentralmassiv eingekeilt erscheinen und damit eher wie eine Sackgasse wirken. Der Pyrenäenpaß von Roncevaux ist durch die Chanson de Roland (Rolandslied) legendär als Engpaß zwischen Spanien und Frankreich festgeschrieben, das Vordringen der Muslime von dort aus auf das Herz Frankreichs wurde ebenso legendär in der „Schlacht von Tours und Poitiers“ von Karl Martell gestoppt (732).

Diese scheinbar randständige Lage hatte Aquitanien schon in der Antike. Als die Römer nach Gallien ausgriffen und Caesar begann, die keltischen Stämme sukkzessive zu unterwerfen, spielte Aquitanien praktisch keine Rolle. Auch in späteren Jahrhunderten lag die Region eher abseits der „großen“ historischen Ereignisse und erscheint zumindest bis ins 3. Jahrhundert eher als Anhängsel der gallischen Provinzen. Als Rom die Westgoten im frühen 5. Jahrhundert, mitten in der sogenannnten „Völkerwanderungszeit“, hier ansiedelte, dürfte dieser radikale Schritt einerseits durch die vergleichsweise abseitige Lage Aquitaniens motiviert gewesen sein, andererseits aber auch dadurch, dass die gotischen Foederaten sich von hier aus relativ schnell sowohl auf die Iberische Halbinsel als auch in den Norden Galliens verschieben ließen. Aquitanien erscheint am Ende der Antike nicht mehr nur als Randlandschaft, sondern als strategische Region.

Auch im fränkischen Reichs Karls des Großen war Aquitanien einerseits strategisch wichtig, denn es öffnete den Weg auf die Iberische Halbinsel (778 Roncesvalles/ Roncevaux), andererseits eine Art Nebenland: So wurde Karls Sohn Ludwig der Fromme 781 im Alter von drei Jahren dort König (der symbolisch, aber auch mit seinem Kriegsvolk eben auch diese wichtige Pforte bewachte). Das mittelalterliche Herzogtum Aquitanien war dann jahrhundertelang ein mächtiger und weitgehend unabhängiger Vasall der Krone Frankreich, nicht zuletzt nachdem es als Kern ihres Festlandsbesitzes an die englische Krone gelangt war – und auch hier ist die Erinnerung durch eine legendäre Figur, durch Eleonore von Aquitanien (und, weniger intensiv, durch ihren hier gefallenen Sohn Richard Löwenherz) fest im kollektiven Gedächtnis verankert. Der Grenzverlauf wurde lokal von beiden Seiten durch systematischen Landesausbau mit Hilfe der kleinen Wehrstädten der „bastides“ gesichert.

Erst seit dem Hundertjährigen Krieg – in dem der Hauptort der „Guyenne“, Bordeaux, erst 1453 unter französische Herrschaft kam – wurde Aquitanien mehr und mehr in den entstehenden französischen Zentralstaat eingegliedert (stand allerdings vor allem in Konkurrenz zur zweiten Zentrale der Region und vor allem der langue d‘oc, Toulouse, das seit um 1200 herrschaftlich andere Wege gegangen war). Aus dem Süden Aquitaniens, aus dem pyrenäenübergreifenden Königreich Navarra, stammte der protestantische König Heinrich IV., der erste Bourbone auf dem französischen Thron.

Die Grenzen der Region sind schwer greifbar, zumal sie historisch wieder und wieder verändert wurden. Wir wollen Schauplätze wichtiger historischer Entwicklungen zwischen Bordeaux, Poitiers, Limoges, Périgueux, Cahors und Pau sowie Schlösser und Klöster auf dem Lande besuchen und ein Gefühl für eine historisch besondere Region und ihre Grenzgebiete zu entwickeln versuchen – nicht zuletzt der erinnerungskulturelle Zugriff wird uns der Aufstellung des Lehrgebiets entsprechend interessieren.

Einführende Literatur:

Bouet, Alain, Aquitanien in römischer Zeit, Darmstadt 2015

Ehlers, Joachim, Der Hundertjährige Krieg, München 2009

Malettke, Klaus, Heinrich IV. Der erste Bourbone auf dem Thron Frankreichs (1553–1610), Gleichen/Zürich 2019

Pernoud, Régine, Königin der Troubadoure. Eleonore von Aquitanien, München 196