Gespräche zur Regionalgeschichte an Rhein und Ruhr
Aktuelles
2024 fanden die "Gespräche" zur Rechtsgeschichte im Rheinland und Westfalen statt und das soll erneut aufgegriffen werden. Geplant für 2025 ist "Vielfalt oder Wirrwarr? Vormoderne rechtshistorische Phänomene an Rhein und Ruhr" (PDF 66 KB)
Veranstaltungsreihe seit 2012
Auch das Ruhrgebiet hat – selbst wenn es einiger Fantasie bedarf, sich dies vorzustellen – eine vorindustrielle Geschichte. So entstand im Jahr 2012 am Lehrstuhl für die „Geschichte des Mittelalters unter besonderer Berücksichtigung des späten Mittelalters“ der Ruhr-Universität Bochum die Idee, die Veranstaltungsreihe „Gespräche zur Regionalgeschichte an Rhein und Ruhr“ ins Leben zu rufen, um diesem Mangel wenigstens ansatzweise abzuhelfen. Der Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Nikolas Jaspert und Dr. Stefan Pätzold (zu dieser Zeit stellvertretender Leiter des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte), beschlossen damals, einmal im Jahr ein Kolloquium zu regionalgeschichtlichen Themen zu organisieren. Nach Nikolas Jasperts Berufung an die Universität Heidelberg im Jahr 2013 fehlte den Gesprächen vorübergehend eine akademische Heimat.
Sie fanden jedoch 2015 dank des Engagements von Frau Prof. Dr. Felicitas Schmieder, der Vertreterin des Lehrgebiets „Geschichte und Gegenwart Alteuropas“, ein neues Zuhause an der FernUniversität in Hagen, die im Rahmen des „Hagener Forschungsdialogs“ die Kooperation mit wissenschaftlichen Initiativen des näheren und weiteren Raumes großzügig unterstützt.
Die „Gespräche“ zeichnen sich durch vier wesentliche Merkmale aus. Erstens: Die Veranstaltungen fördern die Erforschung und Diskussion historischer Phänomene der vorindustriellen Geschichte des seit 1867 „Ruhrgebiet“ genannten Raums. Zweitens: Sie dienen der Überwindung von Forschungsgrenzen zwischen der „rheinischen“ und der „westfälischen“ Landesgeschichte, die sachlich nicht angemessen sind, sich vielmehr aus dem räumlichen Zuschnitt der preußischen Provinzen Rheinland bzw. Westfalen ergeben haben. Die „Gespräche“ betonen damit die gemeinsamen Kräfte in der Geschichte des historischen Raumes zwischen Rhein und Ruhr. Drittens: Sie schaffen ein niedrigschwelliges Kommunikationsangebot für professionelle Historikerinnen und Historiker an Universitäten, außeruniversitären Instituten, (Landes- wie Kommunal-)Archiven, Museen und anderen Einrichtungen sowie für fortgeschrittene Studierende und Doktoranden. Und schließlich viertens: Die „Gespräche“ verfolgen ein offenes Konzept der Erforschung der Region an Rhein und Ruhr während der Vormoderne. Thematische oder theoretische Vorgaben werden nicht gemacht. Deshalb hat die hier betriebene „Regionalgeschichte“ auch nichts gemein mit der marxistisch-leninistisch ausgerichteten Regionalgeschichte der DDR-Geschichtswissenschaft, mit dem gleichnamigen westdeutschen Konzept der 1970er-Jahre, das sich – dem Paradigma der „Historischen Sozialwissenschaft“ folgend und Strukturen wie überindividuelle Prozesse in den Vordergrund stellend – in begrenzten Räumen vornehmlich wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Fragen zuwandte, und ebenso wenig mit anderen, unter der gleichen Bezeichnung existierenden wissenschaftlichen Unternehmungen.
Die bisher abgehaltenen „Gespräche“ waren folgenden Themen gewidmet:
- „Das kölnische Westfalen im hohen und späten Mittelalter“ 2012 in Bochum, mit Beiträgen von Prof. Dr. Nikolas Jaspert (Bochum), Dieter Scheler (Bochum), Joachim Oepen (Köln), Gerhard Lubich (Bochum), Matthias Kordes (Recklinghausen), Stefan Leenen (Herne) und Stefan Pätzold (Bochum).
- „Vor dem Ruhrgebiet: Der Hellwegraum im Mittelalter“ 2013 in Bochum, mit Beiträgen von Andreas Rüther (Bochum), Heinrich Schoppmeyer (Witten), Reinhild Stephan-Maaser (Essen), Henriette Brink-Kloke (Dortmund), Stefan Leenen (Herne), Stefan Pätzold (Bochum) und Dieter Scheler (Bochum).
- „Städte – Urkunden – Editionen. Interdisziplinäre Projekte im Ruhrgebiet“ 2015 in Hagen, mit Beiträgen von Daniel Pachurka (Bochum), Marcus Weidner (Münster), Matthias Kordes (Recklinghausen), Heike Cosson (Bochum), Stefan Pätzold (Bochum) und Dieter Scheler (Bochum).
- „Die Grafen von der Mark. Neue Forschungen zur Sozial-, Mentalitäts- und Kulturgeschichte“ 2016 in Hagen, mit Beiträgen von Michael Hecht (Münster), Stephanie Marra (Dortmund), Stefan Pätzold (Bochum), Thorsten Fischer (Duisburg) und Stefan Leenen (Herne).
- „Wie man in vorindustrieller Zeit an Rhein und Ruhr wirtschaftete – Regional- und Wirtschaftsgeschichte im Dialog“ 2017 in Hagen, mit Beiträgen von Wilfried Reininghaus (Senden-Bösensell), Andreas Rüther (Duisburg-Essen) und Stefan Kötz (Münster).
- „Westfalen – ein ‚Hinterland‘ des Herzogtums Sachsen in salischer Zeit?“ 2018 in Hagen, mit Beiträgen von Andreas Bihrer (Kiel), Caspar Ehlers (Frankfurt am Main), Florian Hartmann (Aachen), Stefan Pätzold (Bochum) und Alena Reeb (Magdeburg).
- „Regionalgeschichte – Regionalkartographie. Die Anfänge graphischer Darstellung topographischer Verhältnisse“ 2019 in Hagen, mit Beiträgen von Evelien Timpener (Gießen), Elisabeth Kisker (Hagen), Margriet Hoogvliet (Groningen), Sabine Hynek (Hagen) und Martina Hacke (Düsseldorf).
- Im Frühjahr 2020 sollte es dann um die „Kleinen unter den Großen“ gehen und damit um die zum Niederadel zählenden Ministerialen und Ritter. Für die Tagungsorganisation konnte Dr. Katrin Jaspers (Münster) als Kooperationspartnerin gewonnen werden. Die Veranstaltung musste als Folge der Corona-Krise allerdings abgesagt werden, der Tagungsband ist dennoch 2023 in der Reihe der „Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Neue Folge“ erschienen.
- Ebenfalls der Pandemie fielen die „Gespräche“ 2021 in Hagen zum Opfer. Geplant war ein Nachmittag anlässlich des Hagener Stadtjubiläums (275 Jahre 1746-2021) mit Beiträgen, die Aspekte des inzwischen in den Schriften Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte erschienenen Bandes „Hagen. Eine moderne Stadtgeschichte“, Paderborn 2021, vorstellen sollten: Uta Kleine (Der ferne Spiegel. Wie das Mittelalter nach Hagen kam); Fabian Fechner („Exotik“ und wir. Potenziale und Paradoxa einer regionalisierten Kolonialgeschichte); Dennis Schmidt (Straßennamen als erinnerungskulturelle Markierungen im Raum. Das Beispiel Hagen); Stephanie Marra (Kriminalität und Strafpraxis im Raum Hagen während der Frühen Neuzeit); Thomas Sokoll (Handwerkliche Spezialisierung und handelskapitalistische Marktanpassung: die Proto-Industrialisierung des märkischen Eisen- und Stahlgewerbe im langen 18. Jahrhundert); Ralf Blank (Lokal- und regionalgeschichtliche Forschungen zum Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg in Hagen).
- Am 30. September 2022 fand eine Tagung in Mülheim an der Ruhr zu „Ein Kloster im Wandel. Die Saarner Zisterzienserinnen in Mittelalter und früher Neuzeit“ statt (PDF 1 MB).
- Am 31. März 2023 kehrten die "Gespräche" mit dem Thema Kanzlei - Land - Identität (PDF 78 KB) nach Hagen zurück.
- Am 26. April 2024 organisierten Stefan Pätzold (Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr) und Matthias Kordes (Institut für Stadtgeschichte / Stadt und Vestisches Archiv) Gespräche zu: Ein Mord, drei Verträge und der Code Napoleon. Aspekte der frühneuzeitlichen Rechtsgeschichte Westfalens (PDF 168 KB).
Veröffentlichungen
Eine Publikation von Beiträgen zu den Gesprächen zur Regionalgeschichte war zunächst nicht vorgesehen. Im Anschluss an die „Gespräche“ des Jahres 2016 wurden an die Veranstalter jedoch wiederholt Bitten herangetragen, die Referate zu veröffentlichen. Die Historische Kommission für Westfalen erklärte sich freundlicherweise bereit, den Band über die „Grafen von der Mark“, herausgegeben von Stefan Pätzold und Felicitas Schmieder, in ihre Schriftenreihe aufzunehmen, das Buch ist 2018 als Band 41 der „Neuen Folge“ erschienen. Die Nachfrage war erfreulicherweise so groß, dass der Band 2020 nachgedruckt werden musste. Mit dem Band über „Westfalen in der Zeit der Salier“ erscheinen nun auch die Beiträge einer weiteren Veranstaltung der Tagungsreihe im Druck.
Das Organisationsteam / Kontaktadressen
- Dr. Stefan Pätzold, Leiter des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr
(Artikel in Wikipedia über Dr. Stefan Pätzold) - Prof. Dr. Felicitas Schmieder