Kredit, Obligation und Versicherung

In der Vormoderne gab es mündliche, gegenständliche und schriftliche Praktiken, um finanzielle Beziehungen zwischen zwei oder mehr Parteien zu regeln. Im spätmittelalterlichen Handel wurde Münzgeld in einem gewissen Umfang von Pergament abgelöst, auf dem Finanztransfers – Schulden oder Guthaben – schriftlich festgehalten wurden. Eine häufig in der Forschung vertretene These geht von einer vormodernen Gesellschaft des Vertrauens aus, die mit heterogenen Formen der Sicherung in Finanztransfers agierte. Demgegenüber steht die These von der frühen Herausbildung kapitalistischer Strukturen, der zufolge die Seeversicherung und der Wechselbrief, die doppelte Buchführung und die Eintragung ins Stadtbuch einige der Mittel waren, mit denen die Unternehmer Sicherheiten, Druck und Gewinne erhöhten und formalisierten. Für welchen Ansatz man sich entscheiden mag (oder auch nicht), wollen wir mithilfe einiger Quellenanalysen durchdenken. Wir wollen sowohl wirtschaftsanthropologische Perspektiven, schriftkulturelle Aspekte als auch sozial- und politikgeschichtliche Gesichtspunkte des bargeldlosen Finanztransfers in unseren Fokus auf die Frühe Neuzeit einfließen lassen.

Geplant ist neben einem ersten Teil zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand ein zweiter Teil zur Sichtung und Bearbeitung von Wertpapieren. Wir erschließen u.a. Schriftstücke aus der Staatlichen Münzsammlung in München. Die Übernahme eines Kurzreferats ist erwünscht.

Vorbereitende Lektüre:

Graeber, David (2012): Schulden. Die ersten 5000 Jahre. 8. Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta.

Achtung - Änderungen: Aufgrund der unsicheren Lage wegen Covid-19 musste eine zeitliche und örtliche Modifikation vorgenommen werden. Aktuell können derzeit noch keine Präsenzveranstaltungen in der TU München abgehalten werden, von daher wird der theoretische Teil online über Adobe connect laufen. Zur Zeit ist der Präsenzteil am 16.10.2020 in der Staatlichen Münzsammlung noch möglich, sollte sich daran etwas ändern, werden die angemeldeten Teilnehmer/innen zeitnah informiert.

Nach Ablauf der Anmeldefrist wird eine entsprechende Moodle-Plattform zur Verfügung stehen, über die alle Teilnehmer/innen weitere Infomationen bekommen.