Das Volk: Souverän oder Pöbel? Theorie und Geschichte der Demokratie

Thema:
Das Volk: Souverän oder Pöbel? Theorie und Geschichte der Demokratie
Veranstaltungstyp:
Präsenzveranstaltung
Zielgruppe:
MA EuMo: Modul 5G;
Ort:
Hagen
Adresse:
Universitätsstr. 33
KSW-Seminargebäude,
Obergeschoss, Raum 6
Termin:
06.02.2019 bis
07.02.2019
Zeitraum:
Mi, 06.02.2019, 10:30 - 20:30 Uhr
Do, 07.02.2019, 9:00 -18:00 Uhr
Leitung:
Prof. Dr. Thomas Sokoll
Prof. Dr. Thomas Bedorf
Anmeldefrist:
21.01.2019
Anmeldung:
online-Anmeldung über das Lehrgebiet Philosophie III
Auskunft erteilt:
Prof. Dr. Thomas Sokoll , E-Mail: thomas.sokoll , Telefon: +49 2331 987- 2123
Prof. Dr. Thomas Bedorf , E-Mail: thomas.bedorf , Telefon: +49 2331 987-
Irmgard Hartenstein , E-Mail: irmgard.hartenstein , Telefon: +49 2331 987- 4752

Schon die griechische Antike verstand unter Demokratie die ‚Herrschaft‘ des ‚Volkes‘, und seit der demokratischen Revolution des ausgehenden 18. Jahrhunderts gilt die ‚Volkssouveränität‘ als zwingende Legimitationsgrundlage aller staatlichen Gewalt. Aber wer ist das Volk, und wie soll es über sich selbst herrschen? Kann es das allein oder braucht es dafür ausgewählte Vertreter? Und was bedeutet es, wenn sich oppositionelle Bewegungen und politische Strömungen kurzerhand selbst zum ‚Volk‘ erklären, weil sie meinen, dass die herkömmlichen demokratischen Institutionen und Verfahren ihre Interessen nicht mehr abbilden (können) und die ‚politische Klasse‘ ihnen ausreichendes Gehör verweigert?

Ausgehend von solchen aktuellen Entwicklungen und Zumutungen innerhalb der westlichen Postmoderne wollen wir uns der Theorie und Geschichte der Demokratie in drei Schritten nähern.
(a) Zunächst untersuchen wir an ausgewählten Beispielen, welche (alternativen) Modelle der politischen Partizipation und des politischen Handelns in der neueren politischen Philosophie diskutiert werden, um radikalere Formen der Demokratie zu begründen (Hannah Arendt, Jacques Rancière, Judith Butler). Da diese neuen Modelle immer auch aus der kritischen Auseinandersetzung mit älteren Positionen der politischen Theorie erwachsen, sollen anschließend (b) solche Rückgriffe an besonders einflussreichen Beispielen genauer nachgezeichnet werden, indem wir auf die Klassiker selbst zurückgehen (Aristoteles, Federalist Papers, John Stuart Mill). Deren Beiträge haben ‚zeitlose‘ Fragen des demokratischen Diskurses aufgeworfen (vor allem die Frage, wie zu verhindern ist, dass die Demokratie zur ‚Pöbelherrschaft‘ verkommt), verweisen aber auf die welthistorischen Umbruchsszenarien, denen sie selbst entstammen. Um das Wechselspiel von Theorie und Geschichte der Demokratie zu erfassen, wollen wir uns schließlich (c) den historischen Kontext dieser Umbrüche vergegenwärtigen: die ‚Erfindung‘ des Politischen und das Experiment einer radikalen Demokratie im klassischen Athen des 5./4. Jahrhunderts v.Chr. und die Entstehung der modernen Massendemokratie auf der Basis von Volkssouveränität, allgemeinem Wahlrecht und Repräsentativsystem an der Wende des 18./19. Jahrhunderts.

12.04.2024