Präsenzveranstaltung

Thema:
Apokalyptische Glas-Bildkultur
Veranstaltungstyp:
Präsenzveranstaltung
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul G2; BA KuWioF: Modul 4; MA EuMo: Modul 2E;
Ort:
Frankfurt / Oder
Adresse:
Stiftung Europa-Universität VIADRINA
Gräfin-Dönhoff-Gebäude
- Raum GD 05 -
Europaplatz 1
15230 Frankfurt/Oder
Termin:
27.07.2015 bis
28.07.2015
Zeitraum:
Mo, 27.07.2015, voraussichtlich 9 - 18 Uhr
Di, 28.07.2015, voraussichtlich 9 - 18 Uhr
Leitung:
Prof. Dr. Felicitas Schmieder
Petra Waffner, M.A.
Anmeldefrist:
20.05.2015
Anmeldung:
Online-Anmeldung
Auskunft erteilt:
Prof. Dr. Felicitas Schmieder , E-Mail: felicitas.schmieder , Telefon: +49 2331 987-2120
Irmgard Hartenstein , E-Mail: irmgard.hartenstein , Telefon: +49 2331 987- 4752

Die landständige Stadt Frankfurt/Oder erlebte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Herrschaftswechsel von den Wittelsbachern zu den Luxemburgern und damit von einem Kaisergeschlecht zum anderen. Die Stadt und nicht zuletzt die Stadtkirche St. Marien waren damit eingebunden in größere Zusammenhänge religiöser, politischer und künstlerischer Prägung. ln der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand in St. Marien ein sakrales herrschaftspräsentatives Gesamtkunstwerk, zu dem auch Glasbildfenster im Chor gehören. Vermutlich vor Beendigung des Chorausbaus fiel die Mark Brandenburg von Otto V. „dem Faulen“ von Wittelsbach 1373 an den Luxemburger Kaiser Karl IV., der sie an seinen Sohn Sigismund weitergab. Diese kurze historische Einordnung bietet die Basis für die Betrachtung der Glasmalereien auf den Chorfenstern.

Im Leben mittelalterlicher Menschen war Religion allgegenwärtig. Den lateinisch-christlichen Europäern begegneten Figuren, Szenen, Erzählungen aus der Bibel und aus daraus abgeleiteten Traditionen an vielen Orten. Kirchenverglasung gehört hier zu den in ihrer Bedeutung, Wirkung und "Sitz im Leben" am schwierigsten zu greifenden Bereichen. Denn wer konnte die oft detaillierten Erinnerungen in Glas wirklich sehen, wer konnte sie "lesen", wer konnte sie übersetzen? ln der Religion spielte auch das Licht eine bedeutende Rolle. Ein theologischer Diskurs über sakrale Glasbildkunst verweist stets auf das Licht, so wie schon der Morgenhymnus des Heiligen Ambrosius von Mailand splendar paternae gloriae die Symbolik des Lichts hervorhebt. Die bunten durchscheinenden Glasfenster in den Kirchen und Kathedralen des Mittelalters waren für die meist leseunkundigen Kirchenbesucher vermutlich eher eine mystische spirituelle Erfahrung, da Details ohnehin durch die große Distanz nicht erkennbar waren. Was den meisten Menschen aus Überlieferung und Erzählungen jedoch bekannt gewesen sein dürfte: Die Erschaffung des Lichts war die erste Schöpfungstat Gottes. Darauf baute bspw. auch Abt Suger von St. Denis mit den kunstvollen Glasfenstern für seine Kathedrale auf. Die hohe Bedeutung des Lichteinfalls spielte stets eine signifikante Rolle. Nicht die Glaubenssätze (fides quae creditur) sondern der Glaubensakt selbst (fides qua creditur) sollten eine große emotionale Wirkung hervorrufen.

Aus dem reichen Themenschatz der erhaltenen mittelalterlichen Glasfenster wird der apokalyptische Bereich herausgegriffen, angeknüpft an die drei singulären typologisch aufeinander abgestimmten Fenster im Chor der Marienkirche in Frankfurt/Oder mit Genesis, Leben Christi und Leben Antichrists. Themen der biblischen Apokalypse und anderer prophetischer Texte sollen in ihrer Nutzung in der Glaskunst aufgegriffen werden; bildkulturelle Fragen von Typologie, Repräsentation und Vermittlung treten neben sozialgeschichtliche Fragen von Urheber, Rezipient und exklusivem Wissen.

Literaturhinweise:

Knefelkamp: Der Antichrist
Mangelsdorf: Der Gläserne Schatz
Binding: Die Bedeutung von Licht und Farbe
Linscheid-Budrich: Suger von Saint-Denis, Sugers Fenster,196 - 202.

Irmgard Hartenstein | 10.05.2024