Profil
Wissensproduktion und bürgerschaftliche Teilhabe
Eine methodische und theoretische Herausforderung der Public History liegt in der Gleichzeitigkeit der Rollen, die Wissenschaftler:innen darin einnehmen. Sie führen als Historiker:innen Forschungsprojekte durch, analysieren prozessbegleitend geschichtskulturelle Repräsentationen, die in der Gegenwart produziert werden, und überführen diese in neue diskursive Kontexte. Als Autor: innen und Projekt-Macher:innen kommunizieren sie Forschungsperspektiven in einer breiteren Öffentlichkeit und werden so selbst zu medialen Akteuren. Für das Selbstverständnis der Public History in Hagen ist zentral, diese Rollen beim Schreiben unterschiedlicher Textarten analytisch voneinander zu trennen. Um sie in eine produktive Abfolge zu bringen, werden Methoden Angewandter Kulturwissenschaften weiterentwickelt. Kern ist die Verbindung von teilnehmender Beobachtung als elementarer anthropologischer Forschungsmethode mit der Durchführung begrenzter Interventionen, die Öffentlichkeit nicht allein als Forschungsgegenstand betrachten, sondern auch als Labor der Verständigung über die Gegenwart.
Autobiographisches Erinnern und Vergessen im 21. Jahrhundert
Das Lehrgebiet Public History erforscht, wie sich im 21. Jahrhundert autobiographische Erzähltechniken im Zuge der Digitalisierung verändern. Dazu gehört die Analyse konkreter Sozialer Netzwerke, die durch das fortwährende Auswählen, Weglassen und Kontextualisieren von Bildern als lebensgeschichtliche Erzählplattformen funktionieren. Daraus resultiert die Frage nach der genuin öffentlichen Dimension scheinbar privater Praktiken persönlicher Selbsterfindung. Die Grundlagenforschung am Lehrgebiet soll klären, wie im 21. Jahrhundert Erinnern und Vergessen im Intenet funktioniert. Dazu werden mit Methoden der Digital Humanities Techniken der Speicherung, des Archivierens, des Durchsuchens sowie der Löschung untersucht.
Historical Citizen Science?
Zur Profilbildung der Professur trägt eine kritische Reflektion der Produktionsbedingungen von historischem Wissen im 21. Jahrhundert bei. Dazu nehmen wir die politischen, ideologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen asymmetrischer Aushandlungsprozesse in den Blick, die im öffentlichen Streit um historische Bedeutungen im östlichen Europa zum Tragen kommen. Das Verhältnis zwischen staatlichen, zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen Produktionsmodi wird durch die gezielte Einbindung von nicht wissenschaftlichen Akteuren in partizipative Pilotprojekte untersucht. Ziel ist, im engen Austausch mit Bürger:innen Angewandte Geschichte zu betreiben.
Prof. Dr. Felix Ackermann im Gespräch: "Wie sprechen wir über unsere Vergangenheit?“