Forschung
Die neuste Geschichte analoger und digitaler Öffentlichkeiten
Wir schreiben am Lehrgebiet gemeinsam an einer Geschichte der Digitalisierung von Öffentlichkeit mit einem Schwerpunkt auf dem östlichen Europa. Die zentrale Forschungsfrage lautet, wie die Digitalisierung gesellschaftlicher Kommunikation die Verwendung, Deutung und Funktion historischer Verweise im frühen 21. Jahrhundert verändert. Ausgangspunkt ist die Technologie-Geschichte sozialer Netzwerke wie Facebook, Instagram und Telegram, die wir in ihrer Auswirkung auf geschichtskulturelle Praktiken untersuchen. Im Vergleich zu analogen Kommunikationsformen analysieren wir anhand ausgewählter, geschichtspolitisch kontroverser Themen, wie digitale Öffentlichkeiten entstehen. Ziel ist, die Auswirkungen der Kanalisierung des öffentlichen Diskurses zu beleuchten. In Kooperation mit dem Institut für Geschichte und Biographie planen wir dabei, die Entstehung digitaler autobiographischer Erzähltechniken zu erforschen.
Wissensproduktion, Teilhabe und Selbstreflexion
Eine besondere methodische und theoretische Herausforderung der Public History als Forschungsprogramm zur Digitalisierung von Öffentlichkeiten liegt in der Gleichzeitigkeit der Rollen, die Wissenschaftler:innen darin einnehmen. Sie führen selbst Forschungsprojekte durch, analysieren laufend geschichtskulturelle Reprä-sentationen, die in der Gegenwart produziert werden und überführen diese in neue diskursive Kontexte. Als Autor: innen und Projekt-Macher:innen kommunizieren wir unsere Forschungs-Perspektiven und die Analyse-Ergebnisse in einer breiteren Öffentlichkeit und werden damit selbst mediale Akteure. Für eine Reflexion dieser Rollen ist es zentral, sie beim Schreiben unterschiedlicher Textarten analytisch voneinander zu trennen. Mit den Methoden Angewandter Kulturwissenschaften können die unterschiedlichen Rollen in eine produktive Abfolge gebracht werden. Kern ist die Verbindung von teilnehmender Beobachtung als elementare anthropologische Forschungsmethode mit der Durchführung einer begrenzten Intervention, die Öffentlichkeit nicht allein als Forschungsgegenstand betrachtet, sondern auch als Labor für die Diskussion von Forschungsinhalten.