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„Menschen sind lernende soziale Wesen – ihr Leben lang“

[10.02.2025]

Die Psychologie digitalen Lehrens und Lernens: Mit diesem Thema befasst sich Prof. Dr. Marcus Specht ab sofort beim Forschungszentrum CATALPA.


Foto: privat

Zum Jahreswechsel hat er an der Zentralen Einrichtung der FernUniversität in Hagen die Forschungsprofessur „Learning Sciences in Higher Education“ übernommen. „Ich freue mich darauf, hier jetzt unter anderem die Forschung zum Lernen mit KI weiter voranzubringen“, so Specht. „Dafür bietet CATALPA optimale Bedingungen.“

Vom Commodore 64 zur Kognitionspsychologie

Marcus Specht, Jahrgang 1967, wuchs im Allgäu auf, in der Nähe des Bodensees. Bereits seit seiner Kindheit ist Specht technik-affin. „Ich habe schon an meinem ersten Computer, einem Commodore 64, mit Schulfreunden Spiele programmiert.“ Außerdem spielte er Schlagzeug, ein Hobby, dem er bis heute in mehreren Bands nachgeht.

Kurz vor dem Abitur begann Marcus Specht dann, sich für Psychologie zu interessieren. „Ein ganz entscheidendes Buch war für mich ,Cognitive Psychology‘ von J.R. Anderson“, erzählt Specht. Der amerikanische Kognitionspsychologe befasste sich sehr früh mit Intelligenten Tutoriellen Systemen – also Computersystemen, die Lernende durch individuelle Hinweise unterstützen. Die Verbindung von Psychologie und IT faszinierte Specht. „Im 2. Semester habe ich die Veranstaltung ,KI für Psychologen‘ belegt und mich ab dann mit Programmiersprachen beschäftigt“, erzählt Specht. „Das hat mich sehr geprägt.“

„Mir geht es darum, ein menschzentriertes lebenslanges Lernen mit KI zu ermöglichen.“

Marcus Specht

Interdisziplinärer Karriereweg

In den folgenden Jahrzehnten waren dann auch seine Forschungsinteressen und seine wissenschaftliche Karriere durchweg interdisziplinär angelegt. Marcus Specht forscht zu Learning Analytics, KI in der Bildung, Digital Skills und zu Computational Thinking, übersetzt etwa „informatisches Denken”. In verschiedenen Positionen arbeitete er sowohl in der Informatik als auch in der Psychologie. Zuletzt war er Leiter des 4TU Zentrums für Ingenieurausbildung. 4TU ist eine Allianz zwischen der Technischen Universität Delft, der Technischen Universität Eindhoven, der Universität Twente und der Universität Wageningen. Specht war zudem Wissenschaftlicher Direktor des Leiden-Delft-Erasmus Zentrums für Bildung und Lernen. Neben seiner neuen Forschungsprofessur bei CATALPA hat er aktuell noch einen Lehrstuhl für Digital Education in der Fakultät für Electrical Engineering, Mathematics und Computer Science (EEMCS) an der TU Delft. Außerdem ist er seit kurzem Editor in Chief des „International Journal of Artificial Intelligence in Education“, einer Zeitschrift mit CORE A-Ranking.

Abschied aus Leiden-Delft Erasmus Centre

  • Nach über 10 Jahren im Leiden-Delft-Erasmus Centre for Education and Learning verlässt Marcus Specht nun seine dortige Position als wissenschaftlicher Direktor. Hier erschien ein Rückblick und Interview mit ihm. (Englisch)
  • Die Ergebnisse der Forschung des Centre for Education and Learning wurden in der Publikation „Research for Digital Education“ zusammengefasst. (Englisch)

Durch technische Innovationen das Lernen fördern

Mit CATALPA ist Marcus Specht bereits seit mehreren Jahren als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats eng verbunden. „Seine fachliche Expertise und internationale Vernetzung machen ihn für CATALPA, aber auch für die FernUni insgesamt zu einer idealen Besetzung“, so der stellvertretende Rektor der FernUniversität in Hagen, Prof. Dr. Stefan Stürmer, beim Überreichen der Ernennungsurkunde. „Auch wir als Fakultät freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit“, ergänzte Psychologie-Dekan Prof. Dr. Andreas Mokros.

Durch technische Innovationen in der Lehre das Lernen zu fördern, zu stimulieren und zu entwickeln – das steht im Mittelpunkt von Marcus Spechts Arbeit. „Menschen sind lernende soziale Wesen, ihr Leben lang“, sagt Marcus Specht. Viele Probleme ließen sich heute technisch lösen, etwa mit KI-Einsatz. „Mir geht es darum, ein menschzentriertes lebenslanges Lernen mit KI zu ermöglichen.“

FernUni ideal für Forschung zu Lernen und KI

Die FernUniversität in Hagen sei für Forschung an diesem Thema ein idealer Ort. „Hier wird das Online-Lernen schon lange gelebt“, sagt er. „Deshalb gibt es auch eine große Offenheit für KI-Themen und ähnlich zukunftsweisende Entwicklungen.“ Das Besondere: An der FernUni sei Forschung mit großen Lernkohorten möglich. „So erhalten wir Ergebnisse, die national, aber auch international skalierbar sind.“

Der Wechsel an die FernUni brachte Marcus Specht nicht zuletzt auch näher an seinen Hauptwohnsitz Bonn – und von den Niederlanden zurück nach Deutschland. „Ich freue mich darauf, meine internationalen Erfahrungen einzubringen, um für das deutsche Bildungssystem etwas zu erreichen“, so Specht. Das niederländische Bildungssystem sei sehr innovationsfreudig. „Das möchte ich gern ins deutsche System übersetzen und auch hier Forschung zu Innovation betreiben.“

Christina Lüdeke | 10.02.2025