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Eine Zeitreise zu alten und neuen Quellen der Bioethik

[18.07.2024]

ERASMUS+ unterstützte eine Sommerschule in Thessaloniki, an der auch das Hagener Lehrgebiet Philosophie II beteiligt war.


Foto: privat

„Als Austragungsort für unsere Sommerschule zur Bioethik haben wir in diesem Jahr mit Bedacht Griechenland, das Mutterland der Philosophie, gewählt. Denn erstmals ging es darum, die gesamte Philosophiegeschichte nach neuen Anknüpfungspunkten und Inspirationen für Fragen der Bioethik zu durchforsten. Wir haben eine spannende Zeitreise hinter uns, die in den Tagen des Sokrates begann und über die Spätantike und die Renaissance zu Kant, Marx, Jaspers und Whitehead führte. Dass sich die Reise mehr als gelohnt hat, war die einhellige Meinung der Studierenden wie auch der Lehrenden!“ So lautet das Resümee, das Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann (Lehrgebiet Philosophie II), der Gründer der Sommerschulreihe „Bioethik im Kontext“, zu der nun bereits elften Sommerschule in Kooperation mit Partnerhochschulen in Kroatien, Griechenland, Bulgarien und Österreich formuliert. Gastgeberin war in diesem Jahr die Aristoteles-Universität in Thessaloniki.

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Stefan Pohlmann

Stipendium ermöglichte Teilnahme

Der Sponsor der Sommerschule war erneut das ERASMUS+ Blended Intensive Programme (BIP), das auch acht Hagener Studierenden die Teilnahme ermöglicht hat. Einer von ihnen war Stefan Pohlmann, der im Rahmen der studentischen Präsentationen sein Abschlussprojekt Programs are Not Persona – The Limits of Digital Simulations einem interessierten Publikum vorgestellt hat. Er fasste seinen Eindruck der Sommerschule wie folgt zusammenfasst: „Aufgrund meiner Ausbildung zum Biologen und einer Tätigkeit in der Medizintechnikbranche sind bioethische Fragestellungen für mich persönlich von besonderem Interesse. In Thessaloniki fand auf ganz hohem Niveau, nicht nur in den Vorträgen der Dozenten und in den Seminaren, sondern auch in den Studentenpräsentationen, eine Auseinandersetzung mit den Fragen und Potentialen der Integrativen Bioethik statt, die für mich und meine geplante Masterarbeit äußerst inspirierend war. Die Summer School war in jeder Beziehung perfekt organisiert.“

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Maria Pliatsika

Alte Ansätze, aktuelle Fragen

Maria Pliatsika, eine Doktorandin der Aristoteles-Universität, ergänzt: „Die Vorlesungen der Professoren, ebenso aber die Präsentationen der Studierenden haben bei allen ein großes Interesse geweckt, ältere philosophische Ansätze in Zusammenhang mit aktuellen bioethischen Fragen zu bringen. Dank dieser Diskussionen wurde meine eigene Doktorarbeit in verschiedener Hinsicht bereichert. Besonders inspirierend war die Erfahrung, die Begeisterung für die Philosophie mit so vielen Kommilitonen und Kommilitoninnen aus verschiedenen Ländern teilen zu können!“

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Jude Ezimakor

Keine disziplinären Schranken

Jude Ezimakor stammt aus Nigeria und schreibt derzeit in Hagen eine Masterarbeit zu der Bedeutung des Menschenwürdegedankens bei Kant auch für die Bioethik. Er hält vor allem fest: „Die Diskussionen während der Sommerschule zeigten die disziplinenübergreifende Verflechtung des Wissens auf: es wurde deutlich, wie bioethische Fragestellungen aus der Perspektive der Philosophie, der Theologie, der Medizin, des Rechts, der Psychologie und der Soziologie betrachtet werden können. Dies unterstreicht die Tatsache, dass Wissen als Wissensgeflecht zu verstehen ist und keine einzelne Disziplin ein Wissensmonopol hat. Wichtig war auch, dass die Sommerschule zur sozialen Integration über Ländergrenzen hinweg wie auch zwischen Professoren und Studierenden beitrug, so etwa bei der Exkursion nach Vergina“.

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Auf dem Programm stand auch ein Besuch der alten makedonischen Hauptstadt Vergina.

Exkursion zu historischer Stätte

Tatsächlich schloss das Programm einen Ausflug zu der alten makedonischen Hauptstadt Vergina ein, die durch beeindruckende Goldfunde aus den dortigen Königsgräbern berühmt ist. In Vergina wuchs Alexander der Große auf, dessen Lehrer der Namensgeber der Universität Thessaloniki, der Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.), gewesen ist. Auch von ihm war auf der Sommerschule selbstverständlich die Rede.

„In Thessaloniki haben wir auch den Ort und das Thema für das nächste Jahr bestimmt“, berichtet Prof. Hoffmann. „Wir werden zu Gast bei der Katholischen Privatuniversität in Linz sein, unser Thema lautet: ‚Natur und Normativität‘“. Wieder werden sich Hagener Studierende für ein Teilnahmestipendium bewerben können.

Lehrgebiet Philosophie II | 23.07.2024