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Internationale Tagung zu Integrativer Bioethik in Freiburg

[06.01.2025]

Die philosophische Tagung nahm „Herausforderungen und Potentiale einer Integrativen Bioethik” in den Blick. Von Hagener Seite organisierte sie Privatdozent Dr. Marcus Knaup.


Foto: privat
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen brachten sich ebenso ein wie bekannte Größen des Forschungsfelds.

Am 11. Dezember 2024 fand an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. eine internationale Tagung zum Thema Herausforderungen und Potentiale einer Integrativen Bioethik statt, die von der Udo Keller Stiftung forum humanum und der Alexander von Humboldt-Stiftung großzügig unterstützt wurde. Organisiert wurde die Tagung vom Philosophen PD Dr. Marcus Knaup, der derzeit als Humboldt-Gastwissenschaftler an der Universität Freiburg an einem bioethischen Forschungsprojekt arbeitet und Privatdozent für Philosophie an der FernUniversität in Hagen ist, und seiner Freiburger Gastgeberin, der Philosophin Prof. Dr. Regine Kather. „Wir sind wirklich sehr zufrieden. Es gab nicht nur nach den verschiedenen Vorträgen gute Diskussionen, sondern auch in den Pausen einen angeregten Austausch“, so die beiden Verantwortlichen.

Was vermag die Integrative Bioethik?

Im Rahmen der Freiburger Bioethik-Tagung wurden Leitideen, Selbstbilder, Potentiale wie auch Herausforderungen einer Integrativen Bioethik, die sich beispielsweise durch KI ergeben, diskutiert. Integrative Bioethik hat es mit interkulturellen und intrakulturellen, interpolitischen, interideologischen und interreligiösen Fragen und Problemhorizonten zu tun. Sie sucht das Normative in den Lebenssphären selbst, und bindet neben wissenschaftlichen Zugangsweisen auch nichtakademische Perspektiven – zum Beispiel der Kunst, der Belletristik, der Religion, des Politischen – in ihre Überlegungen ein, um den Fragen des Lebens, die sich eben nicht auf eine „nackte Laborperspektive“ verengen lassen, gerecht werden zu können. Wichtig für den Ansatz ist demnach ein Pluriperspektivismus, wobei der Philosophie eine wichtige Vermittlungsrolle zukommt.

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PD Dr. Marcus Knaup (Hagen/Freiburg) sprach über die Chancen und Herausforderungen von KI aus Sicht einer Integrativen Bioethik.

„Die Integrative Bioethik schafft die schwierige Brücke, nicht-menschliche Lebensformen einzubeziehen und gleichzeitig Personen in ihrer Gebundenheit an ihren jeweiligen Leib zu berücksichtigen. Ihre Aktualität konnte die Tagung im fruchtbaren Austausch zu Themen wie Künstlicher Intelligenz und Transhumanismus demonstrieren“, wie der Freiburger Tagungsteilnehmer Raffael Polz begeistert festhält. Er selbst wird demnächst an der FernUniversität in Hagen seine philosophische Masterabschlussarbeit zu einem umweltethischen Thema in Angriff nehmen. Dankbar für verschiedene Impulse ist auch die Spanierin Gemma María García Calderó, die aus Basel zur Tagung angereist ist, wo sie derzeit an einem bioethischen Promotionsprojekt arbeitet. Gefallen habe ihr insbesondere die erfahrene Offenheit, die große Diskussionsbereitschaft und das „kritische Nachdenken über die aktuellen Herausforderungen der Medizin und Biotechnologie“.

Erprobter wissenschaftlicher Ansatz

Der Ansatz der Integrativen Bioethik ist inzwischen zwanzig Jahre alt und insbesondere in Südosteuropa verbreitet. An der Sofioter Universität in Bulgarien wird beispielsweise ein eigener Studiengang zur Integrativen Bioethik angeboten. Ebenso an der Universität Zagreb, wo es auch ein Wissenschaftliches Exzellenzzentrum für Integrative Bioethik gibt.

Mit Prof. Dr. Ante Čović und Prof. Dr. Hrvoje Jurić waren gleich zwei Hauptvertreter der Zagreber Schule der Integrativen Bioethik nach Freiburg kommen, um dort einen Vortrag zu halten und mit den interessierten Gästen zu diskutieren. Prof. Dr. Ante Čović, ehemaliger Wissenschaftsminister der Republik Kroatien wie auch Direktor des Wissenschaftlichen Exzellenzzentrums für Integrative Bioethik an der Universität Zagreb, ist einer der Gründungsväter der Integrativen Bioethik. Prof. Dr. Hrvoje Jurić ist Vizedirektor des Wissenschaftlichen Exzellenzzentrums für Integrative Bioethik an der Universität Zagreb, Präsident der Kroatischen Gesellschaft für Philosophie und Generalsekretär der „Lošinjer Bioethik-Tage“, der größten Fachtagung zur Bioethik in Südosteuropa.

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Der Saal Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. sorgte für ein besonderes Ambiente.

Hohe Beitragsqualität

Für die Entwicklung des Konzeptes einer Integrativen Bioethik sind maßgeblich auch die beiden Philosophen Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann (FernUniversität in Hagen) und Prof. Dr. Günther Pöltner (Universität Wien) verantwortlich, die beide zur großen Freude der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ebenfalls bei der Freiburger Tagung dabei sein konnten und ihre Überlegungen mit dem Publikum teilten. Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen konnten sich einbringen, wie z.B. Johannes Lieb, der gerade an der FernUniversität in Hagen seinen Masterabschluss in Philosophie gemacht hat.

„Für mich war die Tagung ein voller Erfolg: Eine gut organisierte Veranstaltung, die internationale Referentinnen und Referenten sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer in angenehmem Ambiente zusammenbrachte. Insbesondere die hohe Qualität der Beiträge und die anregenden Diskussionen im Anschluss standen für mich im Vordergrund. Als jemand, der sich erst seit Kurzem mit dem Konzept einer Integrativen Bioethik beschäftigt, konnte ich hier viele wertvolle Impulse mitnehmen“, wie Dr. med. Niklas Gäbler festhält, Kinderarzt am Freiburger Universitätsklinikum und Student der Philosophie an der FernUniversität in Hagen.

Lehrgebiet für Philosophie II | 06.01.2025