Adelige Frauen als Netzwerkerinnen
- Thema:
- Adelige Frauen als Netzwerkerinnen und Kulturübersetzerinnen in und um Alteuropa
- Veranstaltungstyp:
- Hybridveranstaltung
- Zielgruppe:
- BA KuWi: Modul G2; Modul G3; MA EuMo: Modul 2E; MA GeEu: Modul IV; Modul V; Modul VI; weitere Interessierte auf Anfrage
- Ort:
- Frankfurt M./ hybrid
- Adresse:
- Campus Frankfurt/Main
- Termin:
- 18.12.2020
bis
20.12.2020 - Zeitraum:
- Fr. 18.12.20, 16:00-20:00Uhr
Sa. 19.12.20, 09:00-12:00 und 15:00-18:00 Uhr
So. 20.12.20, 09:30-12:00 Uhr - Leitung:
- Prof. Dr. Felicitas Schmieder
- Anmeldefrist:
- 17.09.2020 - 29.10.2020
- Anmeldung:
- Online-Anmeldung. Bitte melden Sie sich nicht mehrfach an, nach Ablauf der Anmeldefrist werden Sie per Mail über Ihre Teilnahme benachrichtigt!
- Auskunft erteilt:
-
Prof. Dr. Felicitas Schmieder
, E-Mail:
felicitas.schmieder
, Telefon: +49 2331 987-2120
Christiane Eilers, Sekretariat Schmieder , E-Mail: Sekretariat.Schmieder , Telefon: +49 2331 987- 4752
Adelige Frauen als Netzwerkerinnen und Kulturübersetzerinnen in und um Alteuropa
Adelige Frauen waren – obgleich nicht „gleichberechtigt“ in irgendeinem modernen Sinne – trotz des über die Zeiten wachsenden genealogischen Fokus auf die männliche, die agnatische Abstammungslinie, in Alteuropa ihrer hohen politischen und gesellschaftlichen Bedeutung wegen geschätzt und wurden zu Herrscherinnen erzogen – sie spielten eine ganz entscheidende Rolle, auch wenn Lehen, Fürstentümer etc. offenbar grundsätzlich nur von Männern innegehabt werden konnten. Die Frauen brachten das Gewicht ihrer eigenen Herkunftsfamilie ein, das größer sein konnte als das ihres Mannes, sie waren wichtigste Beraterinnen ihrer Männer, Mütter und Erzieherinnen zukünftiger Fürsten und Lehnsträger – und oft genug Regenrinnen für ihre unmündigen, vaterlosen Söhne. Adelige Frauen waren also nicht nur Töchter, Ehefrauen, ggf. Witwen, Mütter, sie waren Stellvertreterinnen, Regentinnen, sie führten den adeligen Haushalt, sie waren lange Zeit die erste Anlaufstelle für Bitten an den Herrscher. Sie waren zuständig für die Familie, Vorfahren wie Nachkommen, deren Erinnerung (memoria) sie wachhielten; sie waren schließlich als Äbtissinnen Herrinnen, oft sogar Reichsfürstinnen eigenen Rechts. Die Personen, mit denen man über die weibliche Linie verwandt war, ergänzten die Agnaten zum weiten Netz der cognatischen Verwandtschaft: Man musste nicht nur wissen, mit wem man nach allen Seiten verwandt war, weil kirchenrechtliche Bestimmungen das Heiraten beschränkten und man ja heiratete, um legitimen Nachwuchs zu haben. Man wollte auch nach außen heiraten, um Besitz hinzuzugewinnen, den Einfluss, das Prestige und möglichst den Rang des eigenen Hauses (der Sippe, des Clans …) zu mehren. Man warf, um im Bild zu bleiben, das Netz möglichst weit aus. Fast immer waren es dann die Frauen, die oft weite Entfernungen zu überwinden hatten, im direkten physischen Sinne ebenso wie im kulturellen: Eine neue Sprache, neue Gesetze und Gebräuche, neue Verbindungen mussten dann erlernt werden. Hin und wieder wechselten auch Männer den Hof, das Land, die Familie, wenn es eine „Erbtochter“ zu heiraten gab.
Dieses Seminar wendet sich nicht zuletzt an Studierende, die in Modul G3 den neuen Kurs zur „Formen und Funktionen von Verwandtschaft und Familie in Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit“ belegt haben. Daher planen wir zwar eine Präsenzveranstaltung, wollen aber auch Studierenden, die nicht nach Frankfurt kommen können, die Möglichkeit der Teilnahme an einem Grundlagen-Seminar eröffnen. Da die Aufmerksamkeitsspanne vor dem Bildschirm begrenzter ist als im Seminarraum, werden wir kürzere Blöcke und längere Pausen als in einer reinen Präsenzveranstaltung einplanen. Die Pausen können die Studierenden vor Ort zur Besprechung von Prüfungsthemen und allgemeinen Fragen zum Studium und außerdem schlicht zum Zusammensein mit Kommilitonen nutzen. Andererseits wird es Anteile des Seminars geben, bei denen wir auch die Studierenden in Präsenz bitten werden, sich in den virtuellen Raum einzuloggen, um Bilder, Handschriften, Datenbanken am eigenen Bildschirm statt an die ferne Wand geworfen bearbeiten zu können. Auch die Präsenzstudierenden sollten also einen Laptop mitbringen, so das wir die Vorteile beider Welten so gut wie möglich verknüpfen können.
Das Seminar wird die Beispiele aus dem neuen Kurs vertiefen und weitere Beispiele betrachten – alle Teilnehmer sind aufgefordert, eigene Ideen einzubringen, die dann auch zu Prüfungsleistungen ausgebaut werden können.
Zur Vorbereitung empfohlene Literatur:
Rogge, Jörg (Hg.), Fürstin und Fürst: Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter, Ostfildern 2004 = https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/mf15
Wunder, Heide, „Er ist die Sonn’, sie ist der Mond“. Frauen in der Frühen Neuzeit, München 1992
Für Interessierte bitte den nachfolgenden Link beachten: https://www.landesarchiv-bw.de/de/themen/praesentationen---themenzugaenge/68544
Die Tochter des Papstes Margarethe von Savoyen - Ausstellung vom 10.09.2020 bis 15.01.2021 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart.