Irrglauben - Aberglauben - Unglauben

Thema:
Irrglauben - Aberglauben - Unglauben. Deviante Frömmigkeitsformen I: 5. - 9. Jahrhundert
Veranstaltungstyp:
Onlineseminar
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul G3; MA EuMo: Modul 2E; MA GeEu: Modul II; Modul III; Modul VI;
Ort:
Online
Adresse:
Online
Termin:
15.01.2021 bis
19.02.2021
Zeitraum:
15.01., 22.01., 05.02., 19.02.; jeweils 3 Stunden von 17-20 Uhr
Leitung:
PD Dr. Uta Kleine
Anmeldefrist:
15.10.2020 - 20.11.2020
Anmeldung:
Online-Anmeldung! Bitte melden Sie sich nicht mehrfach an, NACH Ablauf der Anmeldefrist werden Sie per Mail über Ihre Teilnahme benachrichtigt!
Auskunft erteilt:
Christiane Eilers B.A., Sekretariat Schmieder , E-Mail: sekretariat.schmieder , Telefon: +46 2331 987 4752

Seminar Unglauben – Irrglauben – Aberglauben. Deviante Frömmmigkeitsformen I: Früheres Mittelalter

Unglauben (acedia, Blasphemie), Irrglauben (Häresie) und Aberglauben (superstitio) bezeichnen Formen einer devianten Religiosität. Sie spiegeln den Standpunkt einer selbsterklärten Rechtgläubigkeit (Orthodoxie), deren Institutionen die Normen setzen und überwachen. Als ‚orthodox‘ verstanden sich in Spätantike und Mittelalter sowohl die griechische als auch die lateinische Kirche – auch nach der Spaltung von 1054.

Die Auseinandersetzung mit devianten Glaubensrichtungen hat das Christentum von den Anfängen an begleitet. Hierzu gehörten nicht nur fremde Religionen wie der römische Staatskult, das Judentum, der Islam und die germanischen Kulte mit ihren magisch-mantischen Praktiken, sondern auch und besonders die zahlreichen innerchristlichen Strömungen: In der Spätantike Arianismus, Gnostik, Priszillianismus oder Nestorianismus; seit dem 11. Jahrhundert dann die zunehmenden Initiativen einer gesteigerten Laienfrömmigkeit, die sich, wie die Humiliaten, Waldenser oder Beginen häufig an der Grenze zur Häresie oder Glaubensverweigerung bewegten oder gar, wie die südfranzösischen Katharer, eine veritable Gegenkirche bildeten.

Das vormoderne Christentum kann angemessen nur in dieser konstanten Auseinandersetzung mit diesem Meinungspluralismus erfasst werden, auf den die Orthodoxie mit Strategien der Einhegung (Inklusion), der gewaltsamen Bekämpfung (Inquisition) oder, im Extremfall, mit der Glaubensspaltung (Schisma) reagierte.

Im Seminar wollen wir uns mit den zentralen Begriffen, Quellen und Phänomenen beschäftigen und anhand von Beispielen aus dem früheren Mittelalter mit devianten Glaubensformen und –praktiken bekannt machen.

Zum Einlesen:

Dieter Harmening, Supersitito. Überlieferungs- und theoriegeschichtliche Untersuchungen zur kirchlich-theologischen Aberglaubensliteratur des Mittelalters, Berlin 1979

Dieter Harmening, Wörterbuch des Aberglaubens, Stuttgart 2005

Jörg Oberste, Ketzerei und Inquisition im Mittelalter (Geschichte Kompakt), Darmstadt 2007

Jean-Claude Schmitt, Heidenspaß und Höllenangst. Aberglaube im Mittelalter, Frankfurt/ M. 1993

Dorothea Weltecke, „Der Narr spricht: Es ist kein Gott.“ Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel vom 12. Jahrhundert bis zur Neuzeit (Campus Historische Studien 57), Frankfurt/ M. 2010