Herodot

Thema:
Herodot: Europa und die Barbaren
Veranstaltungstyp:
Präsenzveranstaltung
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul G4;
Ort:
Frankfurt am Main
Adresse:
Campus Frankfurt/Main
Termin:
16.01.2015 bis
17.01.2015
Zeitraum:
Fr: 16-20 Uhr
Sa: 10-18 Uhr
Leitung:
Christian Urs Wohlthat, M.A.
Anmeldefrist:
Ende 2014
Anmeldung:
Die Freischaltung der Online-Anmeldung erfolgt ca. 3 Monate vor der Veranstaltung.
Keine Teilnahmebeschränkung!
Auskunft erteilt:
Christian Urs Wohlthat, M.A. , E-Mail: christian-urs.wohlthat
Irmgard Hartenstein , E-Mail: irmgard.hartenstein , Telefon: +49 2331 987- 4752

„Herodot: Europa und die Barbaren“

Wenn es heute um Begriffe wie „Europa“ oder „Barbaren“ geht, dann haben die Meisten sehr konkrete Bilder im Kopf, die sie damit verbinden. Mögen die Bilder auch individuell abweichen, im Großen und Ganzen evozieren beide Begriffe doch einheitliche Konzepte bei uns. Doch woher kommen diese Bilder?

Während der Europa-Begriff heute aber eine feste Größe zu sein scheint, war dies in der Antike keinesfalls so. Zu Herodots Zeiten hatte sich die Griechen – und nur die waren ja in ihren Augen keine Barbaren – über den Bosporus, nach Afrika und im Westen bis nach Gallien hin ausgebreitet. Um Herodots Europa-Begriff verstehen zu können, muss daher vor allem auch der Barbaren-Begriff untersucht werden. Dieser war, obwohl in der Archaik noch offener gedacht, für Herodots Zeitgenossen bereits von einem festen Repertoire an Stereotypen geprägt. Dies zeigt sich vor allem bei den zeitgenössischen Tragödiendichtern wie Aischylos. Herodot hingegen ist weniger an Stereotypen gelegen, sondern „seine“ Barbaren können durchaus „gut“ und „richtig“ handeln. In den folgenden Jahrhunderten führte das immer wieder zu Angriffen gegen den „Vater der Geschichtsschreibung“ und Plutarch belegte ihn sogar einmal mit dem Schimpfwort des philobarbaros, des Barbarenfreundes.

In der Präsenzveranstaltung wird es in erster Linie um das Barbarenbild in der Klassik (ca. 500-350 v. Chr.) gehen. Im Mittelpunkt stehen Stereotypen und Motive, mit denen die „Andersartigkeit“ der Barbaren beschrieben wird. Derartige Konzepte von Alterität dienen einer Gesellschaft immer wieder auch identitätsstiftend. Dementsprechend sind neben der Lektüre Herodots und komplementärer Stellen bei Aischylos vor allem der Zugriff auf antike Konzepte von Identität und Alterität, sowie der Konstruktion von Wissen (wie rechtfertigt eine Gesellschaft ihr Barbarenbild) für die PV entscheidend.

Die für den Kurs maßgebliche Edition ist: Feix, Josef (Hg.): Herodot. Historien, In Zwei Bänden (Sammlung Tusculum), Berlin 72011.

Empfohlenen Literatur:

· Dueck, Daniela & Brodersen, Kai: Geography in Classical Antiquity (Key Themes in Ancient History), Cambridge, New York 2012.

· Gehrke, Hans-Joachim: Die »Klassische« Antike als Kulturepoche: Soziokulturelle Miliues und Deutungsmuster in der griechisch-römischen Welt, in: F. Jaeger & B. Liebsch (Hg.): Handbuch der Kulturwissenschaften. Grundlagen und Schlüsselbegriffe (Handbuch der Kulturwissenschaften 1), Stuttgart 2004, S. 471–489.

· Gehrke, Hans-Joachim: Identität in der Alterität: Heroen als Grenzgänger zwischen Hellenen und Barbaren, in: M. Fludernik & H.-J. Gehrke (Hg.): Normen, Ausgrenzungen, Hybridisierungen und "Acts of Identity" (18), Würzburg 2004, S. 117–133.

· Gruen, Erich S.: Herodotus and Persia, in: E. S. Gruen (Hg.): Cultural Identity in the Ancient Mediterranean, Los Angeles 2011, S. 67–85.

· Gruen, Erich S.: Rethinking the Other in Antiquity (Marcin Classical Lectures), Princeton (NJ), Oxford 2011.

· Hall, Edith: Inventing the Barbarian. Greek Self-definition Through Tragedy (Oxford classical monographs), Oxford, New York 1989.

· Nesselrath, Heinz-Günther: Fremde Kulturen in griechischen Augen - Herodot und die ‚Barbaren‘, Gymnasium 116 2009, S. 307–330.

· Ross, Shawn A.: Barbarophonos: Language and Panhellenism in the Iliad, CPh 100 2005 (4), S. 299–316.

Irmgard Hartenstein | 09.04.2024