Von Häuptlingen, Grafen, Herzögen. Von friesischer Freiheit zum Stadtrecht

Thema:
Von Häuptlingen, Grafen, Herzögen. Von friesischer Freiheit zum Stadtrecht
Veranstaltungstyp:
Präsenzveranstaltung
Zielgruppe:
BA KW: Modul 25203
MA GeEu: Module 26205; 26206
Ort:
Leer/ Ostfriesland
Adresse:
Evangelisches Bildungszentrum Potshausen
Potshauser Str. 20
26842 Ostrauderfehn
Termin:
13.06.2025 bis
15.06.2025
Zeitraum:
Freitag, 13. Juni 2023 ab 16 Uhr bis Sonntag, 15. Juni 2025 um 12 Uhr
Leitung:
Dr. rer. nat. Andrea Clemens
Dr. Ortwin Pelc, Fernstudium "Historische Stadt", Zentrum für kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck
Anmeldefrist:
27.02.2025 - 29.04.2025
Anmeldung:
Online-Anmeldung - nach Freischaltung unten möglich
Auskunft erteilt:
Dr. rer. nat. Andrea Clemens
E-Mail: atclemens
Dr. Ortwin Pelc
E-Mail: ortwin.pelc

Leer, gelegen zwischen Ems und Leda, älter und zugleich jünger als andere ostfriesische Städte, gehörte 805 zum Bistum Münster, erhielt aber erst 1823 Stadtrechte. Bis dahin hatten sich die selbstbewussten Leeraner mit ihrem blühenden Markt und seit 1508 bestehendem Jahrmarkt erfolgreich gegen alle Versuche der Stadterhebung gewehrt.

Mittelpunkt der mittelalterlichen Siedlung waren die beiden künstlichen Hügel Plytenberg und ein Nachbarhügel, die aus der Zeit um 800 stammen. Die erste schriftliche Erwähnung findet sich in der Lebensbeschreibung des Friesen Liudger, Bischof von Münster, der die Leeraner 789 oder 790 bat, ihm einen Stör zu fangen. In dem Zusammenhang wird auch eine Kirche erwähnt, die wohl auf dem Hügel stand. Auf diesem wurde eine dem Heiligen Luidger geweihte Kirche gebaut, von deren steinernem Nachfolgebau aus dem 12. (erweitert 15.) Jh. heute noch die Krypta vorhanden ist.

Im späten Mittelalter gewannen die ostfriesischen Häuptlinge an Macht und der Bischof sowie andere auswärtige Fürsten verloren an Einfluss. Damit setzte eine für Ostfriesland typische und spezielle Entwicklung der Häuptlingsherrschaft ein.

Mit der Reformation im 16. Jh. begann nicht nur ein religiöser Wandel, sondern auch ein kultureller und wirtschaftlicher Aufstieg in Ostfriesland. 1508 gewährte Graf Edzard Leer die Rechte für einen Markt am Sankt Gallus-Tag (dem heute noch bestehenden Gallimarkt). Mit weiteren Märkten versehen konnte sich Leer als wirtschaftlichen Mittelpunkt der Region etablieren. Neben dem Handel mit landwirtschaftlichen und handwerklichen Produkten sowie Fisch blühte die Leinweberei auf. Diese wurde insbesondere durch Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden betrieben, die ihre guten Beziehungen zu den Niederlanden für den Handel ausnutzen konnten.

Nach Besetzungen im 30-jährigen Krieg und Ende des 17. Jhs. begann 1744 mit dem Herrschaftsantritt Friedrichs des Großen – mit Unterbrechungen – die preußische Herrschaft in Ostfriesland.

In dem Seminar wollen wir uns mit der Geschichte Leers, die eng mit der doch sehr speziellen Geschichte Ostfrieslands verknüpft ist, beschäftigen. Wer waren die Häuptlinge und Herzöge? Was bedeutete die immer wieder erwähnte „Friesische Freiheit“? Welche Rolle spielte die Nordsee? Welche Art Handwerk und Handel wurden betrieben? Wie prägten die beiden Flüsse und die Wirtschaft das Stadtbild? Welche historischen Hintergründe haben Geschichten und Sagen?

Themen für Referate (auch eigene Vorschläge sind willkommen)

  • Der Heilige Liudger
  • Der Plytenberg – Geschichte und Sagen
  • Die Burgen in Leer
  • Häuptling Focko Ukena
  • Leinweberei in Leer
  • Die Leeraner Kirchen
  • Die Ostfriesischen Herzöge
  • Reformierte und Lutheraner in Ostfriesland
  • Die topographische Lage Leers und ihre Bedeutung für Wirtschaft und Handel
  • Der Leeraner Hafen
  • Ubbo Emmius – Theologe, Historiker, Pädagoge, Rektor der Leeraner Lateinschule und friesischer Historiker

Einführende Literatur (je nach Verfügbarkeit und Interesse)

  • Arnold Angenendt, Liudger. Missionar – Abt – Bischof im frühen Mittelalter, Münster 2005.
  • Rolf Bärenfänger, Norbert Fiks (Hrsg.), Der Plytenberg in Leer. Ein rätselhaftes Denkmal, Leer 1995.
  • Der Missionar Liudger und seine Bedeutung für Leer (Kleine Schriftenreihe des Stadtarchivs, Band 1), Leer 1993.
  • Gerhard Canzler, Altes Handwerk in Ostfriesland. Von der Zunft zur Innung, Aurich o. J.
  • Walter Deters, Kleine Geschichte Ostfrieslands, 3. Aufl., 2004. Leer
  • Carl-Heinz Dirks, Geschichte Ostfrieslands. Von der Freiheit der Friesen bis zu Deutschlands witzigstem Otto, Hamburg 2024.
  • Johannes Ehlers, Die Häuptlinge von Ostfriesland (Heibers Schmöker Böker), Schortens 2015.
  • Johannes Ehlers, Die Seeräuber der Nordsee (Heibers Schmöker Böker), Schortens 2015.
  • Enno Eimers, Kleine Geschichte von Leer, Leer 1993.
  • Paul Kluge, Friesische Freiheit und die Reformation in Ost-Friesland (Heimers Schmöker Böker), Schortens 2015.
  • Eva Requardt-Schohaus, Bernd Flessner, Leer. Stadt mit Zukunft und Tradition, 2. Aufl., Norden 2013.
  • Hajo van Lengen (Hrsg.), Die Friesische Freiheit des Mittelalters – Leben und Legenden, Aurich 2003.
  • Theo Meyer, Von Häuptlingen, Seeräubern und Walfängern – Eine Zeitreise durch Ostfrieslands Geschichte, Erfurt 2018.
  • Ortwin Pelc, Seeräuber auf Nord- und Ostsee. Wirklichkeit und Mythos, Heide 2005.
  • Matthias Puhle, Die Vitalienbrüder. Klaus Störtebeker und die Seeräuber der Hansezeit, 3. Aufl., Frankfurt/New York 2012.
  • 550 Jahre Grafschaft Ostfriesland und die Herausbildung der ostfriesischen Landstände (Hefte zu ostfriesischen Kulturgeschichte 3), 2. Aufl, Aurich 2015.
  • Heiner Schröder, „Is man eenmaal Gallmarkt“. 500 Jahre Gallimarkt in Leer. Die Ostfriesen und ihr Volksfest 1508-2008, Leer 2008.
  • Insa Strobel, Leer – Bummel durch die Altstadt, Leer 2007.

Als unterhaltsame Lektüre und zur Einstimmung in die Mentalität Sagen, Legenden und Geschichten

  • Dietmar Damwerth, Sagen und Märchen aus Ostfriesland, Husum 1997.
  • Bernd Flessner, Hannah Fleßner, Das Ostfriesische Märchenbuch. Sagen, Legenden und Märchen aus Ostfriesland neu erzählt, Köln 2024
  • Jurren van der Kooi, Märchen und Schwänke aus Ostfriesland, Leer 1993.
  • Günter G. A. Marklein, Die schönsten Sagen aus Ostfriesland, Oldenburg 2018.
  • Ostfriesisches Lesebuch (darin über Leer: „Erdmantjes“ und „Wie der Plytenberg entstand“ (zum Plytenberg), „Das Fischwunder zu Leer“ (zu Luidger), „Störtebeker“)

Vorläufiger Zeitplan

Freitag, 13. Juni

16 bis 18 Uhr: Einführung

  • Stadtgeschichte Leer, Andrea Clemens
  • Evtl. Besichtigung Burg Stickhausen; Lena Schönborn

18 Uhr: Abendessen, anschließend gemütliches Beisammensein

Samstag, 14. Juni

8 Uhr Frühstück

9 Uhr bis 12 Uhr: Seminar, Vorträge, Referate, u. a.

Lena Schönborn: Friesische Freiheit

Ortwin Pelc: Seeräuber

12 bis 13 Uhr Mittag

13 bis 17 Uhr Stadtrundgang Leer, Andrea Clemens

18 Uhr Abendessen, anschließend gemütliches Beisammensein

Sonntag, 15. Juni

8 Uhr Frühstück

9 bis 12 Uhr: Seminar, Vorträge Referate

12 Uhr Mittagessen und Schluss

Anmeldung

Für Lübecker Studierende: Dr. Manfred Bossow, bossow@fernstudium-historische-stadt.de

Übernachtungen

Anmeldungen für Übernachtungen ausschließlich bei Dr. Manfred Bossow, Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL), Schüsselbuden 30-32 (Posthof), 23552 Lübeck, Telefon 01577 7823024, E-Mail: bosso@fernstudium-historische-stadt.de