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Das 20. Jahrhundert in Jonava

[16.07.2024]

Audiowalk durch die Geschichte eines litauischen Schtetls

Am Donnerstag 18. Juli testeten Angehörige der Bundeswehr einen Audiowalk, den Stipendiat:innen der Studienstiftung des Deutschen Volkes im Rahmen einer Sommerschule erarbeitet haben.


Der Audiowalk beschäftigt sich mit der jüdischen Geschichte der litauischen Stadt Jonava. Unweit von dort, wo vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion ein vielfältiges jüdisches Leben existierte, sind heute Angehörige der Bundeswehr im Rahmen der Enhanced Forward Presence der NATO im Einsatz.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Jonava noch ein typisches litauisches Schtetl geprägt vom Kontrast traditioneller, religiöser jüdischer Lebenswelten und unterschiedlichen Aufbrüchen in die Moderne. Ein Spaziergang zu wichtigen Stationen des jüdischen Lebens ermöglicht Jonava ganz konkret als authentischen historischen Ort und als exemplarisches Schtetl zu erkunden, das im Zuge des Holocausts zerstört wurde. Um die Tragweite dieses Untergangs zu verstehen, beleuchtet der Audiowalk die litauische Unabhängigkeit 1918, die sowjetische Besatzung mit der Deportation der lokalen Bevölkerung sowie die unmittelbar anschließende deutsche Besatzung, die in die Ermordung der gesamten jüdischen Bevölkerung mündete.

Zu den sieben Stationen, entlang derer wir wichtige Aspekte der jüdischen Geschichte Jonavas erzählen, gehört z.B. der weitgehend eingeebnete historische jüdische Friedhof und der 1941 von der Wehrmacht zerstörte Marktplatz, der zuvor Ort einer Koexistenz jüdischer und christlicher Einwohnerinnen und Einwohner Jonavas war. Er endet an der Erschießungsstelle am Wald von Girele, wo über 2100 Jüd:innen im Zuge des Holocausts by Bullets ermordet wurden.

Wir laden alle Angehörigen der Bundeswehr sowie interessierte Bürger:innen ein, die Geschichte Jonavas eigenständig mithilfe des Audioguides zu entdecken und damit die Geschichte des Orts besser zu verstehen. Die Idee zum Audioguide entstand 2023 im Rahmen einer Sommerschule der Studienstiftung des Deutschen Volkes. In Vilnius hatten Studierende überlegt, in welcher Form Angehörige der Bundeswehr etwas über die Geschichte der deutschen Besatzung in Litauen lernen könnten.

Autor:innen: Anika Olbrisch, Tomek Rudel, Benjamin Brown

Wissenschaftliche Begleitung: Felix Ackermann & Violeta Davoliūtė

Förderung: Studienstiftung des Deutschen Volks

Partner: Lehrgebiet Public History am Historischen Institut der FernUniversität in Hagen, Jonavos krašto muziejus

jonavaFoto: Lietuvos aviacijos muziejus
Quelle: Lietuvos aviacijos muziejus, LAM GEK 16418/LAM VF 10641.
gruppenfoto_jonavaFoto: FernUniversität
Felix Ackermann gemeinsam mit Anika Olbrisch, Tomek Rudel und Benjamin Brown mit dem Team des Kreismuseums in Jonava sowie Anna Maria Strauß vom Goethe-Institut in Vilnius.