Promotionsprojekt

Krüger, Thilo: Ritter als Autoren reformatorischer Flugschriften

Projektleitung:
Prof. Dr. Thomas Sokoll
Mitarbeitende:
Thilo Krüger
Status:
laufend

Für den Erfolg der Reformation ist die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg von herausragender Bedeutung gewesen. Die neue Technik machte es erstmals möglich, eine große Zahl von Flugschriften schnell, in hoher Auflage und preiswert zu produzieren und unter das Volk zu bringen. Die Folge war eine rasante Ausbreitung der Ideen Luthers, dessen Lehre vom Priestertum aller Glaubenden/ Getauften auch Laien dazu veranlasste, zur Feder zu greifen. Es entwickelte sich eine reformatorische Öffentlichkeit, so dass der Diskurs weit über die bis dato weitgehend hermetischen Zirkel der Theologen und akademisch Gebildeten hinausgetragen wurde. Neben Handwerkern (z.B. Hans Sachs)[1] und Frauen (z.B. Argula von Grumbach)[2] beteiligten sich auch Ritter als Vertreter des niederen Adels an der Debatte und machten sich als Flugschriftenautoren einen Namen. Unter diesen Autoren aus dem Ritterstand befanden sich berühmte Männer wie Ulrich von Hutten oder Franz von Sickingen. Doch auch weniger bekannte, heute weithin vergessene Standesgenossen traten als Verfasser von Flugschriften in Erscheinung. Allen gemeinsam ist, dass sie sich früh auf die Seite der Reformation schlugen und sich entschieden für sie einsetzten. Unter dem Arbeitstitel „Ritter als Autoren reformatorischer Flugschriften“ sollen die von Rittern verfassten Flugschriften auf ihre Entstehungsgeschichte und ihren Inhalt befragt werden. Ziel ist es nicht, ein lückenlos-komplettes Bild der literarischen Arbeit von Rittern in den frühen Jahren der Reformation zu zeichnen. Vielmehr soll ein Überblick über die Fragen, Themen und Probleme gewonnen werden, die für die Ritter Anlass waren, sich literarisch zu Wort zu melden. Dafür ist es notwendig, sowohl die Stellung der Ritter im Gesellschaftsgefüge des Reiches zu Beginn des 16. Jahrhunderts als auch die Lebensläufe der einzelnen Autoren in die Betrachtung mit einzubeziehen. Dies ermöglicht einen schärferen Blick auf die Motive, die einer Entscheidung, sich für die Reformation zu engagieren, zu Grunde lagen. Der Untersuchungszeitraum beschränkt sich im Wesentlichen auf die erste Hälfte der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts, mithin die Hochphase der Flugschriftenproduktion, die mit dem Bauernkrieg und der konfessionellen Ausdifferenzierung des Protestantismus zu Ende ging. Als Forschungsbeitrag beleuchtet die Untersuchung Ritter als Akteure der reformatorischen Öffentlichkeit, an deren Formierung sie maßgeblichen Anteil hatten.


[1] Arnold, Martin: Handwerker als theologische Schriftsteller. Studien zu Flugschriften der frühen Reformation (1523-1525). GTA 42, Göttingen 1990.

[2] Vgl. Halbach, Silke: Argula von Grumbach als Verfasserin reformatorischer Flugschriften, EHS.T, Reihe XXIII Theologie, Bd. 468, Frankfurt a. M./ Berlin/ Bern/ New York/ Paris/ Wien 1992. Kommer, Dorothee: Reformatorische Flugschriften von Frauen. Flugschriftenautorinnen der frühen Reformationszeit und ihre Sicht von Geistlichkeit, AKTG 40, Leipzig 2013.