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Taskforce „Künstliche Intelligenz im Bildungswesen“ überreicht Empfehlungen an die Landesregierung NRW

[03.07.2024]

Die Taskforce „Künstliche Intelligenz im Bildungswesen“ überreichte am 2.7. in Düsseldorf Empfehlungen an die Landesregierung, wie ein verantwortungsbewusster und nachhaltiger Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Bildung gestaltet werden sollte. Mitgewirkt hat auch die FernUni mit CATALPA.


Foto: Henrik Schipper
Friedrich W. Hesse und Torsten Zesch (Wissenschaftlicher Leiter und Stellvertretender Wissenschaftlicher Leiter von CATALPA) brachten ihre Perspektive aus dem Bereich Hochschulbildung und Expertise in der Computerlinguistik in die Taskforce ein.

Die Taskforce „Künstliche Intelligenz im Bildungswesen“ überreichte am 2.7. in Düsseldorf Empfehlungen an die Landesregierung, wie ein verantwortungsbewusster und nachhaltiger Umgang mit Künstlicher Intelligenz in Schulen, Hochschulen und Weiterbildung gestaltet werden sollte. Schirmherr Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien und Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, Wissenschaftsministerin Ina Brandes und Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller nahmen die Empfehlungen von den Koordinator:innen der Taskforce Prof. Dr. Michael Baurmann (Gründungsdirektor des Center for Advanced Internet Studies (CAIS)) und Prof. Dr. Christiane Eilders (CAIS-Direktorin) entgegen.

Verantwortungsvolle Integration von KI

Das Empfehlungspapier umfasst konkrete Vorschläge für landespolitische Maßnahmen zur verantwortungsvollen Integration von KI für die Bereiche Schule, Hochschule und Weiterbildung. Die Taskforce setzt sich zusammen aus Wissenschaftler:innen aus den Bildungs- und Sozialwissenschaften und der Informatik, Vertreter:innen aus den zuständigen Landesministerien, der Landesverwaltung und der Bildungspraxis. Von der FernUniversität in Hagen wirkten gleich vier Vertreter:innen mit: Prof. Dr. Dr. Friedrich W. Hesse zusammen mit Prof. Dr. Torsten Zesch vom Center of Advanced Technology for Assisted Learning and Predictive Analytics (CATALPA) brachten ihre wissenschaftliche Perspektive auf dem Bereich der Hochschulbildung und Expertise in der Computerlinguistik ein. Jun.-Prof. Dr. Hannah Ruschemeier war als Expertin für Datenschutz und Recht an der Task Force beteiligt. Prof. Dr. Hannes Schröter mit seiner Kooperationsprofessur mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) befasste sich auch mit ebendiesem Schwerpunkt im Empfehlungspapier.

2024-07-02taskforceki800x480jpgFoto: Land NRW/Florian Hemann
v.l.n.r. Ina Brandes, Nathanael Liminski, Prof. Dr. Michael Baurmann, Prof. Dr. Christiane Eilders und Dorothee Feller

Nathanael Liminski bedankte sich im Rahmen der Übergabe für die Arbeit der Taskforce: „Spätestens seit ChatGPT ist Künstliche Intelligenz in aller Munde und die Abkürzung KI zum feststehenden Begriff geworden. Es liegt in unserer Hand, die Chancen zu nutzen und gleichzeitig ethische Grenzen festzulegen. Um diese technische Evolution mitprägen und Risiken abwägen zu können, ist es nötig, die Funktionsweise zu verstehen. Die Ergebnisse der Taskforce „Künstliche Intelligenz im Bildungswesen“ leisten einen wichtigen Beitrag, um der KI-Bildung über das Klassenzimmer hinaus auch in Hochschule und Weiterbildung einen entsprechenden Raum zu geben. KI betrifft alle Bereiche des Lebens, also ist es folgerichtig, dass hier ressortübergreifend und interdisziplinär gearbeitet wurde, um dem Thema in seiner Breite gerecht zu werden. Als Medienminister und Vater treibt es mich gleichermaßen um, wie durch KI die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion zu verschwimmen drohen. Die Ergebnisse der Taskforce bestärken uns in unserem Kurs, Medienbildung in Nordrhein-Westfalen weiterhin in allen Altersklassen zu stärken, um unterscheiden zu können zwischen Fake News und Wahrheit, zwischen unseriös und vertrauenswürdig.“

„Wir haben in einem intensiven und detailreichen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis ein Empfehlungspapier erarbeitet, wie eine reflektierte und kompetente Einbindung von KI in Lehr- und Lernprozesse entlang der Bildungskette gefördert werden kann. Jetzt sind wir gespannt, wie die Politik unsere Vorschläge aufgreift“, so Michael Baurmann.

CATALPA bringt Expertise für die Hochschullandschaft ein

Friedrich W. Hesse, Wissenschaftlicher Direktor CATALPA, betonte, wie wichtig es insbesondere für den Bereich Hochschule sei, wissenschaftliche Erkenntnisse im Sinne eines Reallabors in die Praxis zu bringen. „Generative KI bietet uns die einmalige Chance, ein Stück mehr Bildungsgerechtigkeit mit passgenauen Unterstützungsangeboten zu verwirklichen. Doch diese steckt nicht in der Technologie an sich. Wir brauchen im Umgang mit KI in der Hochschulbildung Good Practices, Stan­dards und Prototypen, die wir im Rahmen von Reallaboren wie CATALPA entwickeln, experimentell er­proben und wissenschaftlich in der Praxis begleiten. Dazu braucht es vor allem interdisziplinäre Forschung zur Entwicklung alternativer, „schlanker“ Modelle generativer KI für Forschung und Lehre. Hier geht es insbesondere darum, dass diese finanzierbar, stabil und transparent und damit ethisch und rechtlich besser einschätzbar und kontrollierbar sind. Darüber hinaus brauchen wir angepasster Prü­fungsformate für die KI-unterstützte Bewer­tung von Lernleistungen und Kompetenzen von Lernenden einschließlich prüfungs- und lehrunterstützender Systeme für Lehrende. So machen wir Hochschulbildung zukunftsfest.“

Fünf Maßnahmenpakete für die Bildung adressieren Landesregierung

Das Empfehlungspapier enthält fünf zentrale und bereichsübergreifende Maßnahmen­pakete. Dazu gehören die Herstellung von Rechtssicherheit, die Umsetzung einer dauerhaft angelegten KI-Fortbildung für alle Bildungsbereiche, die Entwicklung und Erprobung von „Good Practices“ und Standards, der gesicherte Zugang zu KI-Anwendungen sowie die Gründung und Förderung eines Kompetenznetzwerks „KI in der Bildung“, das die in NRW vorhandene wissenschaftliche Expertise einbindet und einen Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Bildungspraxis, Bildungspolitik und Bildungsverwaltung institutionalisiert.

Empfehlungen für den Bereich Hochschule

Auch für den Hochschulbereich ist die nachhaltige Weiterentwicklung der Fortbildungsangebote im KI-Bereich insbesondere für Hochschuldidaktiker:innen sowie die Entwicklung von Prototypen digitaler Lernumgebungen zentral. Darüber hinaus sollen gemeinsame Zugangsmöglichkeiten für KI-Systeme bereitgestellt werden. Dabei soll auch kurzfristig der Zugang zu ausgewählten kommerziellen Anwendungen möglich sein, vorzugsweise im Rahmen von Landeslösungen. Durch eine Bündelung von Expertise soll eine Open-Source-Infrastruktur aufgebaut werden.

Ina Brandes, Wissenschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen sagt: „Künstliche Intelligenz ist bereits heute fester Bestandteil in unserem Alltag und an unseren Hochschulen. Ich bin sicher, KI wird uns in vielen Bereichen helfen, das Leben der Menschen angenehmer und besser zu machen – auch mit neuen effizienten Lehr- und Lernmethoden die individuell auf Studentinnen und Studenten zugeschnitten sind. Gleichzeitig geht die rasante Entwicklung der KI mit ethischen Herausforderungen einher. Auch deshalb investieren wir als Land Nordrhein-Westfalen in die KI-Forschung, um ein Gegengewicht zu den amerikanischen Großkonzernen zu schaffen, für die ethische Erwägungen nicht im Vordergrund stehen.“

Empfehlungen für den Bereich Schule

Für den Schulbereich empfiehlt die Taskforce unter anderem, die Fortbildung durch die Entwicklung von wissenschaftsbasierten Formaten zu unterstützen, in denen KI-Grundkenntnisse vermittelt, Unterrichtsmaterialien bereitgestellt und Weiterqualifizierungen für Lehrkräfte, Fachleitungen und Digitalisierungsbeauftragte angeboten werden. In einer weiteren Empfehlung wird im Zusammenspiel von Bildungspraxis und Wissenschaft die Entwicklung und Erprobung von Prüfungsformaten für die KI-unterstützte Bewertung von Lernleistungen und Kompetenzen vorgeschlagen.

Schulministerin Dorothee Feller dankte den Mitgliedern der Taskforce und erklärte: „Nordrhein-Westfalen war das erste Bundesland, das die Schulen mit einem Leitfaden für den Umgang mit KI unterstützt hat. Seither arbeiten wir gemeinsam mit den anderen Bundesländern intensiv an diesem Thema. Die Empfehlungen der Taskforce geben uns dabei Rückenwind. Sie greifen viele wichtige Punkte auf, an denen wir bereits arbeiten. Wir werden die Vorschläge nun sorgfältig auswerten, denn klar ist: Das Thema Künstliche Intelligenz wird unsere Schulen in Zukunft intensiv beschäftigen. Wir wollen die neue Technologie so einsetzen, dass sie das Lehren und Lernen weiter verbessert.“

Empfehlungen für den Bereich gemeinwohlorientierte Weiterbildung

In der Erwachsenenbildung entstehen große Herausforderungen durch die Heterogenität der Lernenden und Lehrenden. Sie müssen unterschiedlich adressiert werden, um sie in ihrer persönlichen Entwick­lung zu stärken und für gesellschaftliche Teilhabe und Beruf zu qualifizieren. Die Taskforce empfiehlt deshalb, die konkreten Bedarfe der jeweiligen Zielgruppen ausgehend vom Medienkompetenzrahmen NRW zu ermitteln, um entsprechend angepasste Weiterbildungen für Lernende und Fortbildungen für Lehrkräfte zu entwickeln und umzusetzen. Darunter fällt die Entwicklung von wissenschaftsbasierten Fortbildungsangeboten für lehrendes, planendes und administratives Personal, z.B. für eine Qualifizierung zu „Beauftragten für Fortbildung zu KI“ („Train-the-Trainer“). Die Taskforce bekräftigt zudem die konsequente Umsetzung der im KMK-Positionspapier zur „Initiative Digitale Weiterbildung“ genannten Empfehlungen und Maßnahmen, insbesondere den Aufbau moderner und zukunftsfähiger digitaler Infrastruktur und der notwendigen Ausstattung der Weiterbildungs­einrichtungen.

Zum Empfehlungspapier

Über die Taskforce „Künstliche Intelligenz im Bildungswesen“

Die Taskforce „Künstliche Intelligenz im Bildungswesen“ ist ein Modell für die vernetzte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis. Sie zeichnet sich durch eine Vielfalt an wissenschaftlichen Disziplinen und praktischen Perspektiven aus: Wissenschaftler:innen aus den Bildungs- und Sozialwissenschaften sowie der Informatik haben mit Vertreter:innen aus den zuständigen Landesministerien und der Landesverwaltung und der Bildungspraxis Handlungs- und Regulierungsbedarfe identifiziert und konkrete Vorschläge für landespolitische Maßnahmen zur verantwortungsvollen Integration von KI in Lehr- und Lernprozessen erarbeitet. Das CAIS hat die Taskforce koordiniert.

Zu ihren Mitgliedern gehören Vertreter:innen aus NRW-Forschungseinrichtungen:

  • CATALPA – Center of Advanced Technology for Assisted Learning and Predictive Analytics
  • DIE – Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen
  • FernUniversität in Hagen, Rechtswissenschaftliche Fakultät
  • Fraunhofer-Institut IAIS
  • KI:edu.nrw
  • Kompetenzplattform KI.NRW
  • Lamarr Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz
  • Research Center Trustworthy Data Science and Security
  • Zentrum für Wissenschaftsdidaktik der Ruhr-Universität Bochum

Außerdem:

  • Ministerium für Kultur und Wissenschaft
  • Ministerium für Schule und Bildung
  • Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen
  • Bezirksregierung Münster
  • AI4schools
  • Grimme-Institut
  • Gymnasium Haus Overbach
  • Landesarbeitsgemeinschaft für katholische Erwachsenen- und Familienbildung in NRW
  • Landesverband VHS NRW
  • Roberta-Initiative