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RAUMLESEN – Armin Boehm und Pepe the Frog

[24.06.2024]

Kooperation zwischen dem Kunstring Folkwang & FSP digitale_kultur am 27. Juni 2024 I 16:00 Uhr Ort: Museum Folkwang


Meme Culture meets Museum

Der Künstler Armin Boehm bringt mit seinen Portraits die Comicfigur Pepe the Frog ins Museum. Dabei bedient er sich Aneignungspraktiken, die vor allem in der Internetkultur, genauer gesagt in der Meme Culture gängig sind. So stellt Boehm Pepe bspw.mit einem markanten Bart dar. Schnell wird klar: der Bart und schließlich der Paratext Sils Maria (Nietzsche) verweisen auf den einflussreichen Philosophen Friedrich Nietzsche, der in dem Schweizer Dorf Sils Maria lebte, bis er seinen geistigen Zusammenbruch erlitt. Das hypertextuelle Spiel mit Verweisen, die nicht zwingend für jede*n nachvollziehbar sind und es auch nicht unbedingt sein sollen – je nach digitalem Kontext, politischer Positionierung, kulturellem Kapital und Distinktionsbegehren sowie Kenntnis über spezifische digitale Subkulturen –, ist eine gängige Praktik der Meme Culture: Es ist gerade die Offenheit der Sinnproduktion, die eine vollständige Dechiffrierung ad absurdum führt, die das Leben der Memes ausmacht. Genau in diesem Zusammenhang gestaltet sich die prominent gewordene Figur Pepe nunbesonders spannungsreich: Angefangen als witziger, harmonieversprechender Frosch, hat er in den Sozialen Medien eine Karriere zum hasserfüllten Rassisten, Antisemiten, und Sexisten gemacht. Anders ausgedrückt: Pepe wurde dazu gemacht. Akteur*innen der Alt-Right-Bewegung (nicht zuletzt cis-männliche Incels in 4chan-Foren) haben sich Pepe – im Sinne der schon genannten Aneignungspraktiken – für ihre rechtsextremen Takes zu eigen gemacht und nutzen ihn als Erkennungszeichen untereinander. Sein Erfinder, der Cartoonist Matt Furie, hat ihn deswegen bereits im Jahr 2017 für tot erklärt. Armin Boehm und das Museum Folkwang haben ihn nun wieder auferstehen lassen – nun allerdings nicht in seinem gewohnten Lebensraum, sondern: im Museum.

RAUMLESEN zu Armin Boehm und im Konkreten zu Pepe the Frog beschäftigt sich mit dem hier angerissenen Komplex auf verschiedenen Ebenen: Es geht um Dynamisierungen und Unverfügbarkeiten der Sinnproduktion in digitalen Kulturen und um Aneignungsstrategien in der Netzkultur. Doch es geht auch um Wieder-Aneignungen im künstlerischen und musealen Raum. Dabei schwingen Fragen nach machtvollen Sinn- und Bedeutungsproduktionen in unterschiedlichen Öffentlichkeiten und ihre medialen Bedingungen notwendigerweise mit. Um dieser Komplexität gerecht zu werden, beginnen wir mit einer Führung zu Armin Boehm und seinen Pepe-Portraits. Im Anschluss wollen wir über die Portraits und auch über ‚Hate Speech‘, Meme Culture und Fragen der Politisierung zwischen Social Media und Museum ins Gespräch kommen, bevor wir zum Screening des Sundance prämierten Animationsdokumentarfilm Feels Good Man übergehen. Es besteht die Möglichkeit einer gemeinsamen Abschlussdiskussion.


Weitere Infos


Anmeldung zur Führung an: robert.schulz

LG Digitale Transformation | 24.06.2024