Sommerschule 2019 - Bioethik im Kontext VI
Human Beings – Nonhuman Beings – Nature
Sommerschule 2019
Termin: 30. Juni – 7. Juli 2019
Ort: Trogir (Kroatien)
Das Lehrgebiet „Praktische Philosophie – Ethik, Recht, Ökonomie“ des Instituts für Philosophie der FernUniversität in Hagen veranstaltete in Kooperation mit vier südosteuropäischen Partneruniversitäten sowie der Akademie für Politische Bildung in Tutzing vom 30. Juni – 7. Juli 2019 eine internationale Sommerschule zum Thema Human Beings – Nonhuman Beings – Nature. Die Sommerschule fand in Trogir (Kroatien) statt.
Mit der Frage nach dem, was wir unter „Natur“ verstehen können und wie unser Verhältnis zu ihr zu bestimmen ist, wurde eine Grundfrage des Philosophierens aufgegriffen. Insbesondere für die moderne Bioethik ist die Frage nach dem Verhältnis von menschlicher und nichtmenschlicher Natur alles andere als erledigt. Die offensichtliche Verletzlichkeit der Natur, ihre Veränderbarkeit, wie auch die atemberaubenden Möglichkeiten moderner Biotechnologie unterstreichen die Aktualität der Frage, was denn, mit Scheler gesprochen, die „Stellung des Menschen im Kosmos“ ist. Im Rahmen der internationalen Bioethik-Sommerschule wurden methodologische wie anwendungsbezogene Fragen bioethischer Theorie und Praxis differenziert und interdisziplinär erörtert.
Unterstützt durch: DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst)
Das Programm (PDF 597 KB)
Rückblick
Internationale Bioethik-Sommerschule in Kroatien
In Trogir, nahe bei Split in Dalmatien, hat das Lehrgebiet „Praktische Philosophie – Ethik, Recht, Ökonomie“ der FernUniversität in Hagen im Juli eine einwöchige Sommerschule durchgeführt. Es war schon die sechste Bioethik-Sommerschule, für die die Hagener verantwortlich zeichnen. Außer der FernUniversität waren auch diesmal wieder die Universitäten Zagreb, Sofia, Thessaloniki und Kreta sowie die Politische Akademie in Tutzing mit von der Partie. Neu dabei waren diesmal auch die Universität von Split, die kroatische Gesellschaft für Bioethik und das kroatische Exzellenzzentrum für Integrative Bioethik. Darüber hinaus waren Dozenten und Studenten aus Bosnien und Herzegowina, Serbien, Österreich und der Ukraine im Boot.
„Wir bringen Studenten und Dozenten aus verschiedenen Ländern zusammen, die gemeinsam fragen und Antworten erarbeiten, sich philosophisch austauschen und in vielen Fällen auch über die Sommerschulen hinaus miteinander fachlich und freundschaftlich verbunden bleiben“, berichtet Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann, Direktor der Veranstaltungsreihe „Bioethics in Context“, der in diesem Jahr gleichzeitig auch auf 10 Jahre Integrative Bioethik an der FernUniversität in Hagen zurückschauen kann.
Philosophische Grundfragen und aktuelle Herausforderungen
Die Tage in Trogir standen unter dem Thema „Human Beings – Nonhuman Beings – Natur.“ Hiermit wurden einerseits Grundfragen des Philosophierens überhaupt aufgegriffen, andererseits aktuelle Themen und Fragestellungen, die sich durch die offensichtliche Verletzlichkeit der Natur und die Möglichkeiten moderner Biotechnologien ergeben. „In Vorträgen, Seminaren und Workshops wurden normative und anwendungsbezogene Fragen erörtert. In verschiedenen Beiträgen wurde hervorgehoben, dass wir seit der Neuzeit Natur von einer Perspektive des Machens her begreifen, was im Laufe der Zeit zu einer wirklichen Bedrohung geworden ist: für nichtmenschliche Wesen, die Natur als Ganze und freilich den Menschen selbst. Wir haben die Philosophiegeschichte auf Alternativen hin befragt und Denker wie Platon, Aristoteles, Kant, Hegel, Whitehead und Jonas mit aktuellen Herausforderungen in ein Gespräch gebracht“, wie Dr. Marcus Knaup vom Lehrgebiet Philosophie II erläutert.
Selbst in den Pausen und abends am Strand wurde intensiv über Bioethik diskutiert
„Es war eine wertvolle Erfahrung in akademischer, kultureller und sozialer Hinsicht. Die unter fachübergreifenden Gesichtspunkten diskutierten Themen waren sehr interessant. Die Sommerschule inspirierte mich zu weiterer Forschung auf dem weiten Gebiet der Bioethik. Ich habe Professoren und Studenten getroffen, mit denen ich in Zukunft an vielen Projekten zusammenarbeiten kann", so Joana Hankollari, die am Mutter Teresa-Krankenhaus in Tirana (Albanien) arbeitet und gerne auf die Sommerschule in Kroatien zurückblickt. Dem stimmt auch ihr Hagener Kommilitone Peter Selhausen zu, der ebenfalls Mediziner ist und an der FernUniversität mit Begeisterung Philosophie studiert: „Wie lassen sich Fragen, die sich mir im Arbeitsalltag stellen, philosophisch begründen? Was macht den Menschen zur Person? Wie überdauert die Person die Zeit? Die Summer School in Trogir beleuchtete diese und viele weitere, mir oft noch ungeahnte Fragen aus ganz verschiedenen Perspektiven.“ Nicht nur nach den Fachvorträgen, sondern auch in den Pausen und abends am Strand oder bei einem Glas Wein konnte man mit den Dozenten und den Kommilitonen intensiv über bio- und medizinethische Fragen diskutieren, wie seine Hagener Kommilitonin, Dr. med. Eva-Maria Frittgen, begeistert hervorhebt. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass die schon sprichwörtliche kroatische Gastfreundschaft sowie die wunderschöne Umgebung ein Grund mit waren, dass sich alle in Trogir wohlfühlen konnten.
Erfolgreiche Sommerschulreihe wird fortgesetzt
Das freut natürlich auch besonders Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann. „Auch im kommenden Jahr soll es im Juni wieder eine Sommerschule geben: ‚Medizin zwischen Heilkunst und Wissenschaft‘ wird der Titel sein. Inhaltlich wird es dabei um die Frage nach der Art und Besonderheit medizinischen Wissens, nach dem Arzt-Patient-Verhältnis und dem Arztethos in Zeiten der Verwissenschaftlichung und Technokratisierung gehen“, wie der Philosoph und Medizinethiker verrät.