Präsenz-Seminar
- Thema:
- Einführung in die Techniksoziologie
- Zielgruppe:
- MA Soz: Modul 26603/3; Modul 26606/6; Weitere Interessierte aus dem M. A. Soziologie
- Ort:
- Berlin
- Adresse:
-
Campus Berlin
Neues Kranzler Eck, Kurfürstendamm 21, 3. OG, 10719 Berlin - Termin:
- 17.01.2025
bis
18.01.2025 - Zeitraum:
- Freitag, 17.01.2025: 14:00 – 19:00 Uhr
Samstag, 18.01.2025: 10:00 – 15:00 Uhr - Leitung:
- Dr. Eryk Noji
- Anmeldefrist:
- 15.09.2024 - 20.12.2024
- Anmeldung:
- Bitte melden Sie sich über das unten stehende Anmeldeformular an.
- Auskunft erteilt:
-
Dr. Eryk Noji
E-Mail: eryk.noji
Telefon: +49 2331 987-4742
Der von Durkheim stammende Grundsatz, Soziales nur durch Soziales zu erklären, hatte einen Preis: Das Soziale wurde im Laufe der Soziologiegeschichte kategorial von Materialität, Natur und Technik getrennt. Die Folge waren blinde Flecken der materiellen Umwelt gegenüber, die zu einer „Technikvergessenheit der Soziologie“ (Rammert 1998) führten. Spätestens mit der Allgegenwärtigkeit der Digitalisierung dürfte jedoch die Einsicht auf der Hand liegen, dass Gesellschaft ohne Technik nicht denkbar ist. Aber was ist Technik aus soziologischer Sicht überhaupt? Und wie sind technische und gesellschaftliche Entwicklung zusammen zu denken? Passen sich Gesellschaften an die technische Entwicklung an? Oder ist es umgekehrt und der Stand der Technik reflektiert soziale Entwicklungen? In diesem Seminar wollen wir den Antworten folgen, die Techniksoziolog*innen auf solche Fragen parat haben.
In diesem Seminar greifen wir wichtige Ansätze der Wissenschafts- und Technikforschung auf und gewinnen einen Überblick über die Möglichkeiten, das Verhältnis von Mensch und Technik soziologisch zu fassen. Wir beginnen mit der frühen Auseinandersetzung zwischen Technik- und Sozialkonstruktivismus, die die oben genannten Fragen jeweils mit einem Primat des Technischen oder einem Primat des Sozialen beantworten. Davon ausgehend hat die sozialkonstruktivistische Technikforschung klar gemacht, dass Technologieentwicklung kein Selbstläufer ist, sondern in hohem Maße sozial eingebunden und von verschiedensten Interessen beeinflusst. Zugleich hat noch weitgehend unbeachtet von der Soziologie die Kybernetik bereits wichtige Grundlagen gelegt, um die Hybridität von Mensch und Technik anzuerkennen. Sie hat die apriorische Grenzziehung zwischen Mensch und Maschine für nichtig erklärt, sodass sie das ‚Verhalten‘ von Menschen und Maschinen gleichermaßen durch Feedbackkreisläufe zu erklären versucht. In der interdisziplinären Wissenschafts- und Technikforschung hat ein Denken in Hybriden produktive Anschlüsse erzeugt; sei es im Begriff des Cyborgs, mit dem Donna Haraway (1995) die Grenzen zwischen Mensch und Maschine ebenso wie zwischen Mann und Frau für totalisierend erklärt; sei es in der Akteur-Netzwerk-Theorie, die Mensch und Maschine radikal symmetrisch beschreibt; sei es im Technopragmatismus, für den Mensch und Maschine zwar nicht unterschiedslos zu behandeln sind, der sich aber dennoch für hybride Verteilung von Handeln und Wissen in soziotechnische Konstellationen interessiert. Ausgehend von diesen Grundlagen werden wir uns ausgewählten empirischen Beispielen zuwenden – etwa der Selbstvermessung oder daran anschließend der Frage datengetriebener Kategorisierungen und Sortierungen von Nutzer*innen.
Bei diesem Seminar handelt es sich um eine gemeinsame Veranstaltung des Moduls 3 und des Moduls 6 des Master-Studiengangs Soziologie. Aber auch alle anderen Studierenden des MA Soziologie sind willkommen. Zur Teilnahme wird erwartet, dass die ausgewählten Texte zur Techniksoziologie, die den Teilnehmenden nach Ende der Anmeldefrist zugänglich gemacht werden, aufmerksam gelesen werden. Wir werden die Thematik in kleinen Arbeitsgruppen vorbereiten und wechselseitig präsentieren. Wenn Sie eigene Vorschläge hierzu haben, lassen Sie uns diese bitte über das Sekretariat (sekretariat.gegenwartsdiagnosen) zukommen. Ein zweiter Teil des Seminars besteht wie immer aus der Diskussion von in Vorbereitung oder Durchführung befindlichen Abschlussarbeiten.