Projekt
Die Praxis des Entscheidens. Internetgestützte Entscheidungsprozesse in Organisationen am Beispiel der Ermittlungsarbeit der Polizei (GZ WI 2010/2-1)
- Projektleitung:
-
Prof. Dr. Sylvia Marlene Wilz
Prof. Dr. Jo Reichertz - Status:
- abgeschlossen
- fördernde Einrichtungen:
- Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Förderung des Projekts
Das Projekt wurde gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG); der Förderumfang betrug etwa 95.000 Euro.
Projektlaufzeit
2010-2012
Inhalte und Ziele des Projekts
Die Einführung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien hat Organisationen in ihrer Steuerung, im Wissensmanagement, in der Mediennutzung und in alltäglichen Arbeitspraxen maßgeblich verändert. Vor diesem Hintergrund hat das geplante Projekt untersucht, inwieweit sich Formen der Kooperation, der Wissensverarbeitung und der Entscheidungsfindung in Organisationen wandeln, wenn Internet und Intranet Teil der Arbeitspraxis werden. Im Mittelpunkt des Interesses stand, die verteilte Herstellung von Entscheidungen in Arbeitsgruppen zu analysieren – mit dem Ziel, neue Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie Entscheidungen in Organisationen getroffen werden und welche Bedeutung den neuen Medien in Prozessen der Entscheidungsfindung zukommt.
Als empirisches Beispiel für die Untersuchung wurde die Ermittlungsarbeit in der Polizei herangezogen. Typisch für die Polizei waren (bis dahin) eine Kultur der oralen Weitergabe und die Personengebundenheit von Wissen, das über Erfahrungen, Routinen und Erzählungen im alltäglichen Arbeitshandeln (re)produziert wurde. Der Einsatz neuer, auf Literalität angelegter Medien führte, so konnte man annehmen, notwendig zu einer Veränderung dieser Arbeitspraxis und konnte daher Phänomene der Kooperation und der Entscheidungsfindung unter Bedingungen des Internets besonders deutlich machen.
Das Projekt nahm also organisationale Strukturen, Arbeitsprozesse und Handlungspraxen ebenso in den Blick wie die kognitiven und interpretativen Leistungen der Akteure in der Weitergabe von Wissen und im Treffen von Entscheidungen. Es war in sozialtheoretischer, organisationssoziologischer und medientheoretischer Perspektive ausgerichtet und arbeitete mit qualitativen Verfahren.
Publikationen
- Wilz, Sylvia Marlene (2015): „Aber das spricht man dann auch immer ab, ne?“ Kommunikation und Entscheidung in der polizeilichen Ermittlungsarbeit. In: Kriminologisches Journal, H. 2, S. 112-130.
- Poferl, Angelika & Reichertz, Jo (Hrsg.) (2015): Wege ins Feld - methodologische Aspekte des Feldzugangs. Essen: Oldib Verlag.
- Reichertz, Jo & Wilz, Sylvia Marlene (Hrsg.) (2015): Aufklärungsarbeit 2.0. Wie verändern die neuen Informationstechnologien die Arbeit der Polizei? Frankfurt am Main: Verlag für Polizeiwissenschaft.
- Bidlo, Oliver (2015): Geerbte Felddaten. In: Poferl, Angelika & Reichertz, Jo (Hrsg.): Wege ins Feld - methodologische Aspekte des Feldzugangs. Essen: Oldib Verlag. S. 375-384.
- Reichertz, Jo & Schnepper, Anna (Hrsg.) (2013): Sozialwissenschaftliche Methoden in der Polizeiwissenschaft. Frankfurt am Main: Verlag für Polizeiwissenschaft.
- Reichertz, Jo (2012): Hermeneutische Polizeiforschung. In: Polizei & Wissenschaft, H. 3, S. 84-86.
- Wilz, Sylvia Marlene (2012): Polizei. In: Apelt, Maja & Tacke, Veronika (Hrsg.): Handbuch Organisationstypen. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwissenschaft. S. 113-132.
- Reichertz, Jo (2011): Hermeneutische Polizeiforschung. In: Möllers, Martin & van Ooyen, Robert (Hrsg.): Polizeiwissenschaft. Frankfurt am Main: Verlag für Polizeiwissenschaft. S. 69-99.
- Reichertz, Jo (2011): Polizeiwissenschaft, Polizeiforschung und Polizeipraxis. Im Gespräch mit Jens Broderius. In: Feltes, Thomas (Hrsg.): Polizeiwissenschaft: Von der Theorie zur Praxis. Frankfurt am Main: Verlag für Polizeiwissenschaft. S. 9-30.
- Reichertz, Jo (2010): Mediatisierung der Sicherheitspolitik. In: Grönemeyer, Axel (Hrsg.): Wege der Sicherheitsgesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag. S. 40-61.
- Manning, Peter (1977): Police Work. The Social Organization of Policing. In: Kühl, Stefan (Hrsg.): Schlüsselwerke der Organisationsforschung. Wiesbaden: VS Springer. S. 431-435.