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Aktuelle Projekte

„Auf der Suche nach Gemeinsamkeit: Kollektive Identitätsbildung und Konsensfindung im europäischen Mehrebenensystem“

Unter diesem Thema forschte Prof. Dr. Viktoria Kaina im Rahmen ihres von der DFG bewilligten Heisenberg-Stipendiums am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) der Universität Mannheim. Diese Forschungen werden im Lehrgebiet „Staat und Regieren“ und im Rahmen der ECPR Standing Group ‘Identity’ fortgesetzt.

Publikationen zum Thema:

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2016
  • European Identity Revisited. New approaches and recent empirical evidence, London/New York: Routledge. (herausgegeben mit Ireneusz Pawel Karolewski und Sebastian Kuhn).
  • In search of the unknown’– An essay on the need of non-knowledge in European identity research, in: Kaina, Viktoria/Karolewski, Ireneusz Pawel/Kuhn, Sebastian (eds.), European identity revisited. New approaches and recent empirical evidence, New York/London: Routledge: 246-258.
  • Building ‘us’, and constructing ‘them’ – Mass European identity building and the problem of inside-outside-definitions, in: Kaina, Viktoria/Karolewski, Ireneusz Pawel/Kuhn, Sebastian (eds.), European identity revisited. New approaches and recent empirical evidence, New York/London: Routledge: 218-245. (mit Sebastian Kuhn)
  • Introduction, in: Kaina, Viktoria/Karolewski, Ireneusz Pawel/Kuhn, Sebastian (eds.), European identity revisited. New approaches and recent empirical evidence, New York/London: Routledge: 1-12. (mit Ireneusz Pawel Karolewski und Sebastian Kuhn)
2013
  • Europäische Identität aus politikwissenschaftlicher Analyseperspektive – Forschungsstand und Desiderata, in: Hinnenkamp, Volker/Platzer, Hans-Wolfgang (Hrsg.), Interkulturalität und europäische Integration, Stuttgart: ibidem-Verlag, S. 97-125.
  • EU Governance and European Identity, in: Living Reviews in European Governance 8 (2013), Online Article: http://www.europeangovernance-livingreviews.org/Articles/lreg-2013-1/ (doi: 10.12942/lreg-2013-1). (mit Ireneusz Pawel Karolewski) [externer Link]
  • Viktoria Kaina: How to reduce disorder in European identity research?, in: European Political Science 12 (2013): 184-196 (published online 16 November 2012, doi: 10.1057/eps.2012.39). [externer Link]
2012
  • Karolewski, Ireneusz P./Kaina, Viktoria (eds): Civic Resources and the Future of the European Union, London: Routledge.
  • Kaina, Viktoria: ‘In the Union we trust’? – Institutional confidence and citizens’ support for supranational decision-making, in: Karolewski, Ireneusz P./Kaina, Viktoria (eds), Civic Resources and the Future of the European Union, London: Routledge: 80-101.
  • Kaina, Viktoria: Analysing European identity – the need for civic resources, in: Karolewski, Ireneusz P./Kaina, Viktoria (eds), Civic Resources and the Future of the European Union, London: Routledge: 229-249.
  • Kaina, Viktoria/Karolewski, Ireneusz P.: Introduction: Europe’s blues and Europe’s future – civic resources for a European Union in trouble, in: Karolewski, Ireneusz P./Kaina, Viktoria, Civic Resources and the Future of the European Union, London: Routledge: 1-11.
2011
  • Kaina, Viktoria/Karolewski, Ireneusz P.: Does the European Union need a collective identity?, Tabled paper for the 6th ECPR General Conference, Reykjavik, 25th – 27th August 2011.
2010
  • Kaina, Viktoria: „Wir“ und „die Anderen“ – Europäische Identitätsbildung als Konstruktion von Gemeinsamkeit und Differenz, in: Zeitschrift für Politik 57 (4): 413-433.
2009
  • Kaina, Viktoria/ Karolewski, Ireneusz P.: EU Governance and European Identity, in: Living Reviews in European Governance 4 (2). (mit Ireneusz Pawel Karolewski)
  • Kaina, Viktoria: Wir in Europa. Kollektive Identität und Demokratie in der Europäischen Union, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

 

Abgeschlossene Projekte

„Democratic Literacy: Eine politisch-kulturelle Firewall für liberale Demokratien“

In seiner Dissertation hat Dr. Raphael Kruse das Konzept einer Democratic Literacy entwickelt. Was es damit auf sich hat, erklärt der Autor selbst in dem folgenden Podcast, der für eine Lehreinheit zum Thema „Forschung in den Sozialwissenschaften“ aufgenommen wurde. Darunter ist eine kurze Zusammenfassung des Projekts zu finden.

Dem offenen Bekenntnis der allermeisten Bürgerinnen und Bürger in liberalen Demokratien zur Demokratieidee stehen irritierende Befunde entgegen, die die Resilienz der individuellen prodemokratischen Überzeugungen in Zweifel ziehen. Nicht nur fällt es vielen Bürgerinnen und Bürgern schwer, trennscharf zwischen demokratischen Charakteristika und alternativen (autoritären) Systemmerkmalen zu unterscheiden. Ein beträchtlicher Anteil von ihnen scheint gar geneigt, sich die liberale Demokratie verächtlich machen zu lassen und sich autoritären und illiberalen Verführungen hinzugeben.
In der Dissertation mit dem gleichlautenden Titel wird ein neues Konzept einer Democratic Literacy eingeführt und erarbeitet, mit dem ein zusätzlicher Beitrag zur Erklärung der individuell unterschiedlich ausgeprägten Resilienz der Demo­kratie­unter­stüt­zung angestrebt werden kann.

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Democratic Literacy wird dabei als Ordnungsschema für solche individuellen Merkmale von Bürgerinnen und Bürgern spezifiziert, die sie dazu befähigen, sowohl die Chancen der bürgerlichen Einflussnahme in liberalen Demokratien zu ergreifen, als auch die Zumutungen dieses politischen Herrschaftssystems zu ertragen. Damit lässt sich das Konzept der Democratic Literacy in den breiten Forschungsbereich der Bürgerkompetenzen einordnen. Dieses Konzept unterscheidet sich allerdings von bestehenden Konzepten der individuellen politischen Kompetenzen zum einen dadurch, dass ihm im Sinne des Literacy-Begriffs ein funktionales Kompetenzverständnis innewohnt. Zum anderen ist Democratic Literacy kein allgemeines, sondern ein domänenspezifisches Konzept der individuellen politischen Kompetenz. Ausgehend von funktionalen Prinzipien und beobachtbaren Wesensmerkmalen der liberalen Demokratie, die die systemischen Ansprüche dieses politischen Herrschaftssystems gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern markieren, lassen sich verschiedene Dimensionen des Konzepts ableiten. Democratic Literacy umfasst dann solche Fähigkeiten im Sinne von politischen Kulturmerkmalen, die sich zu den strukturellen Anforderungen liberal-demokratischer politischer Systeme kongruent verhalten – nämlich: Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit, Kooperations- und Konfliktfähigkeit, Monitoring-Fähigkeit, Frustrationstoleranz, Ambiguitätstoleranz, Unsicherheitstoleranz sowie Urteilsfähigkeit.


„Personalisierungstendenzen des Wahlverhaltens in Deutschland“

Im Fokus der Dissertation von Dr. Toni Sebastian Schell steht die Frage, wie sich die Rolle von Spitzenkandidaten auf die Wahlentscheidung über die Zeit verändert hat.
In Anknüpfung an die Personalisierungsthese lässt sich vermuten, dass Spitzenkandidaten zunehmend an Bedeutung für die Wahlentscheidung gewinnen. Der Grund für diese Annahme ist im Wandel von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und in Veränderungen der Wählerschaft in den vergangenen Jahrzehnten zu sehen. Die empirische Forschung zeichnet allerdings ein ambivalentes Bild: Für unterschiedliche Untersuchungszeiträume und Variablen zeigen sich teils widersprüchliche Ergebnisse.

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Die Dissertation untersucht daher Personalisierungstendenzen der individuellen Wahlentscheidung über einen bis in die 1960er Jahre zurückreichenden Zeitraum. Die Datengrundlage hierfür bilden Umfragedaten zu den Landtagswahlen in der BRD. Im Rahmen der Arbeit wird zudem der Einfluss weiterer kontextueller Faktoren untersucht, für die sich moderierende Einflüsse auf das Wahlverhalten erwarten lassen. Dabei werden eher langfristige, strukturelle Faktoren als auch wahlspezifische Bedingungen berücksichtigt.


„Ein Prozessmodell des politischen Denkens“

Im Rahmen seiner Dissertation beschäftigt sich Dr. Reinhold Melcher mit der Frage, wie sich das politische Wissen eines Bürgers in individuelle Entscheidungen umsetzt.

Dass die politischen Kenntnisse der Bürgerinnen und Bürger Einfluss darauf haben, ob sie sich bei einer Wahl für jene Partei entscheiden, die ihre eigenen Einstellungen widerspiegelt – d.h. „korrekt wählen“, ist bereits in mehreren Untersuchungen nachgewiesen worden.

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Die Dissertation von Reinhold Melcher geht über diese Befunde in mehrfacher Hinsicht hinaus: Es wird auf Basis von Daten der GLES-Vor- und Nachwahlbefragung (1) gezeigt, dass die kognitive Verfügbarkeit der gespeicherten Wissensbestände – gemessen an der Reaktionszeit der Respondenten – die Wahrscheinlichkeit einstellungskonsistent zu wählen moderiert. Das bedeutet, dass Befragte mit überdurchschnittlich schneller und korrekter Beantwortung von Wissensfragen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine einstellungskonsistente Wahlentscheidung zu treffen, als Befragte, die dafür überdurchschnittlich lange brauchen. Die Befunde verdeutlichen (2), dass dieser Mechanismus auch auf politisches Falschwissen zutrifft: Respondenten mit überwiegend explizit falsch beantworteten politischen Wissensfragen und schneller Antwortzeit haben eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit, einstellungskonsistent zu wählen, als Befragte, die die Fragen nicht beantworten konnten oder explizit falsch antworteten, aber für die Antwort überdurchschnittlich lange brauchten. Vor diesem Hintergrund erweitert die Arbeit nicht nur den Forschungsstand zum korrekten Wählen, sondern eröffnet auch neue konzeptionelle und methodische Perspektiven für die politische Wissens- und Bildungsforschung.


10.05.2024