Promotionsprojekt

Hebentanz, Michael:
Die Alpenzüge der hochmittelalterlichen Könige und Kaiser

Projektleitung:
Prof. Dr. Felicitas Schmieder
Mitarbeitende:
Hebentanz, Michael
Status:
laufend
Laufzeit:
Beginn 2016

E-Mail an: Michael Hebentanz

Für uns als moderne Menschen stellen die Alpen an sich kein zu bewältigendes Hindernis mehr dar. Wer aus Deutschland nach Italien möchte, wird dies höchstwahrscheinlich mit dem Zug oder mit dem Auto über den Brenner tun. In der Vormoderne spielten jedoch die Alpenpässe in ihrer Vielfalt -als Weg und als Hindernis zugleich- in politisch, militärisch und wirtschaftlicher Hinsicht eine bedeutende Rolle, so auch für die Könige und Kaiser im Reich nördlich der Alpen.

Trotzdem sind die Alpen/Alpenpässe in ihrer Gesamtheit von Historikern bis heute selten als Forschungsgegenstand gewählt worden, insbesondere nicht für die Zeit des Hochmittelalters. Daraus speist sich der eine Zweig des forschungsmäßigen Interesses. Des Weiteren ist sich zwar mit den Italien- und Romzügen von den Ottonen bis zu den Staufern seit dem 19. Jahrhundert immer wieder eingehend befasst worden, aber kaum mit deren Alpenübergängen.

Hinzu kommt, dass es auf den ersten Blick für fast alle Historiker bisher hier wohl auch nichts zu forschen gibt, zumal sich in den mittelalterlichen Quellen zu den Alpenquerungen nur ganz wenige Einlassungen finden. Denn auch historischen Laien ist bekannt, dass der Brenner der niedrigste Alpenpass ist und daher heute ein Großteil des Verkehrs zwischen den Gebieten nördlich und südlich der Alpen über den Brenner läuft. Wer sich dann mit den Alpenpässen beschäftigt, dem wird schnell klar, dass die Brenner-Autobahn der Abschluss einer historischen Entwicklung ist, die im Spätmittelalter 1314 mit dem Bau des Kuntersweges begann. Insoweit lassen sich daher praktisch alle Abhandlungen zu den kaiserlichen Alpenzügen auf Oehlmanns Geschichte der Alpenpässe aus 1878/79 zurückführen. Oehlmann kommt dabei bei der Abhandlung über 144 kaiserliche Alpenzüge zu dem Ergebnis, dass der Brenner der Hauptpass der Italienzüge war, weil er ja schließlich der niedrigste Pass ist. Dieses Ergebnis wird in der Literatur fast durchgängig übernommen oder einfach als selbstverständlich angenommen, weil gerade heutzutage der Brenner der mit großem Abstand wichtigste Pass zwischen Deutschland und Italien ist. Aber lässt sich daraus zwangsläufig ableiten, dass der Brenner auch im Hochmittelalter diese herausragende Bedeutung –insbesondere für die nordalpinen Könige und Kaiser- hatte?

Kernziel der Arbeit ist, für möglichst viele der konkreten Alpenübergänge Itineraretappen herauszuarbeiten. Hierzu sollen nicht nur die Urkunden, sondern möglichst viele bestehende Erkenntnisse auch aus anderen Teildisziplinen eingearbeitet werden. Ausgehend von der These, dass zwischen den Wegen des Königs im Alpenraum und den Handelswegen weitgehende Übereinstimmung besteht, soll die Forschung zu den Handelswegen herangezogen werden. Denn bezüglich der lokalen Infrastruktur gibt es von hervorragender Kenntnis der lokalen Gegebenheiten und Quellen getragene Erkenntnisse. Diese sollen jedoch mit Hilfe der Klammer der Königszüge in einen größeren Erkenntniszusammenhang gestellt und damit für die Allgemeingeschichte Europas im Mittelalter fruchtbar gemacht werden.

irmgard.hartenstein 13.08.2021