Projekt

Westfalen – ein "Hinterland" des Herzogtums Sachsen in salischer Zeit?

Projektleitung:
Prof. Dr. Felicitas Schmieder (Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas)
Status:
abgeschlossen

Vortragsreihe: Gespräche zur Regionalgeschichte an Rhein und Ruhr

Zeitraum
20.04.2018 14:00 Uhr
(bis ca. 18.30 Uhr)

Ort
Seminargebäude der FernUniversität (Gebäude 2), Raum 1 bis 3, Universitätsstr. 33, 58097 Hagen

Veranstalter/-in
Prof. Dr. Felicitas Schmieder (Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas)

Auskunft erteilt
Felicitas Schmieder

Das Wort ‚Westfalen‘ hatte im Verlauf des Mittelalters mehrere Bedeutungen. Es bezeichnet – jeweils zu unterschiedlichen Zeiten – sowohl ethnische als auch geographische Sachverhalte. In ethnischer Hinsicht wurden die erstmals 775 erwähnten Westfalen einer älteren Forschungsmeinung zufolge zusammen mit den Engern und Ostfalen bzw. Ostsachsen als Untergruppe der Sachsen angesehen. Geographisch meint ‚Westfalen‘ in ottonischer und frühsalischer Zeit, also von 919 bis in das letzte Drittel des 11. Jahrhunderts, lediglich eine unscharfe übergeordnete Raumbezeichnung für den westlichen Teil Sachsens, an den sich nach Osten hin bis zur Weser Engern und jenseits des Flusses Ostfalen bzw. Ostsachsen anschlossen.


Unscharf ist die Vorstellung von der Westfalia Salica aber auch noch in anderer Hinsicht. Als Bestandteil des Herzogtums Sachsen kennzeichneten es wenigstens während der beiden Drittel des 11. Jahrhunderts weder eigene politische Strukturen oder Institutionen, noch war es als selbstständiger Personenverband durch besondere Merkmale hervorgehoben. Die Absonderung Westfalens vom östlichen Sachsen war, wie Ernst Schubert 1997 schrieb, die Folge eines Prozesses, der mit den Sachsenkriegen unter Heinrich IV. in den Jahren 1073 bis 1075 begann. Erst seitdem löste es sich anscheinend allmählich von der politischen wie kulturellen Dominanz Ostsachsens.

Was also machte Westfalen vor, was nach den Sachsenkriegen aus? Wie verlief der Absonderungsprozess in salischer Zeit? Wandelte sich die Wahrnehmung von Westfalen? Welche Entwicklungen und welche kulturellen Mechanismen bzw. Praktiken beeinflussten den Wandel?

Tagungsprogramm

14.00 (s.t.!) – 14.10 Uhr

Prof. Dr. Felicitas Schmieder (Hagen)

Begrüßung

14:10 – 14:35 Uhr

Dr. Stefan Pätzold (Bochum)

Das salische Westfalen – ein Aufriss

14:35 – 15:00 Uhr

Prof. Dr. Florian Hartmann (Aachen)

Westfalen – ein "Hinterland" der Billunger in salischer Zeit?

15:00 – 15:20 Uhr Diskussion (Moderation: Prof. Dr. Felicitas Schmieder, Hagen)

15:20 – 15:40 Uhr Pause

15:40 – 16:05 Uhr

Alena Reeb M. A. (Magdeburg)

Das Königtum auf der Durchreise? Westfalen am Übergang von den Ottonen zu den Saliern

16:05 – 16:30 Uhr

Prof. Dr. Gerhard Lubich (Bochum)

Vor dem Saxon turn: Westfalen in der Politik der frühen Salier

16:30 – 16:50 Uhr Diskussion (Moderation: Dr. Stefan Pätzold, Bochum)

16:50 – 17:10 Uhr Pause

17:10 -17:35 Uhr

Prof. Dr. Andreas Bihrer (Kiel)

Westfalia Salica – Westfalia Sacra?

Die Wahrnehmung von Westfalen in der Bistumschronistik der Salierzeit

17:35 – 18:00 Uhr

Prof. Dr. Caspar Ehlers (Frankfurt am Main)

Zur Wirkungsgeschichte eines Ordnungsbegriffes: Westfalen zwischen Karolingern und Saliern

18:00 – 18:30 Uhr Abschlussdiskussion (Moderation: Prof. Dr. Felicitas Schmieder, Hagen)

Zwei Gastvorträge

Zwei der Beiträge sind Gastvorträge, die von Alena Reeb M.A. ("Das Königtum auf der Durchreise?...") und Prof. Dr. Andreas Bihrer "(Westfalia Salica – Westfalia Sacra?...") gehalten werden.

Alena Reeb M.A. studierte Kulturwissenschaften und Europäische Kulturgeschichte an der Otto von Guericke-Universität Magdeburg und arbeitet seit 2016 als Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut II - Gesellschaftswissenschaften, Fachdisziplin für Geschichte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Ihre von Prof. Dr. Stefan Freund betreute Promotion wird sie zu dem Thema "Kontinuität oder Wandel? Sachsen und das Königtum zur Zeit Heinrichs II. und Konrads II. (1002 – 1039)" anfertigen.

Prof. Dr. Andreas Bihrer studierte Geschichte und Politikwissenschaften in Freiburg und wurde 2003 promoviert mit seiner Dissertation "Der Bischofshof im Spätmittelalter. Herrschaftliche, soziale und kommunikative Aspekte am Beispiel von Konstanz in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts". 2010 erfolgte die Habilitation zu "Begegnungen zwischen dem Reich und England (850 – 1100). Kontakte –Konstellationen – Funktionalisierungen – Wirkungen". Seit WS 2012/ 13 ist er Professor für Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften an der Christian Albrechts-Universität zu Kiel.


Gespräche zur Regionalgeschichte an Rhein und Ruhr

Die „Gespräche zur Regionalgeschichte an Rhein und Ruhr" finden einmal im Jahr und im April zum vierten Mal in Hagen statt. Sie wenden sich an einen weiten Kreis von Interessenten in Wissenschaft, Studierendenschaft und regionalgeschichtlich interessierten Laien und ziehen ein entsprechend gemischtes und zahlreiches Publikum an. Für 2018 wurde das Thema „Westfalen – ein ‚Hinterland' des Herzogtums Sachsen in salischer Zeit?“ gewählt und die fachkundigsten Redner aus der gesamten Bundesrepublik gewonnen: Nicht zuletzt sollen die Fachleute aus anderen Landschaften des „Alten Reiches“ einem an Regionalgeschichte interessierten Publikum die uralten, im Falle der Salier (1024–1125) tausend-jährigen Verzahnungen nicht zuletzt zwischen (modern gesprochen) Ost- und Westdeutschland verdeutlichen.

Gerd Dapprich