Projekt

Prophecy as History: Alexander Minorita’s Expositio in Apocalypsim

Projektleitung:
Prof. Dr. Felicitas Schmieder
Status:
laufend

Kurzbeschreibung

Kooperatives Forschungsprojekt von Felicitas Schmieder mit Andrea Worm (Tübingen), Katja Weidner (Wien), Roman Bleier (Graz) sowie Sabine Schmolinsky (Erfurt), Pavlina Cermanová (Prag) und Lenka Panušková

In der Antragsphase

Die Expositio in Apocalypsim des Alexander minorita (gest. 1271) ist einer der erstaunlichsten Kommentare zur Offenbarung: Alexander interpretierte das letzte Buch der Bibel als Prophezeiung über den Verlauf der Kirchengeschichte von der Zeit des Evangelisten und Sehers Johannes bis zu seiner Zeit. Sein Kommentar ist der erste, der – einem streng historischen Ansatz folgend – die Visionen des Johannes in kohärenter und chronologischer Abfolge mit vergangenen und gegenwärtigen Ereignissen verband. Bemerkenswert ist, wie die Geschichte der Kirche und des Reichs im 13. Jahrhundert, einer Zeit der Krise und Erneuerung, gesehen wurde. Bei der Vermittlung der historischen Interpretation kommt dem Bildzyklus eine entscheidende Rolle zu: Von zehn Handschriften der Expositio sind fünf illuminiert (oder für die Illumination vorbereitet), darunter die drei frühesten aus dem 13. Jahrhundert. Mit mehr als 80 Bildern gehört diese Bildfolge zu den umfangreichsten Apokalypse-Illustrationen. Ein Reflex findet sich auf einem Altarbild des späten 14. Jahrhunderts aus der Werkstatt des Hamburger Malers Meister Bertram. Charakteristisch ist in allen Fällen die enge Beziehung zwischen Text, Bild und paratextuellen Elementen, denn alle Darstellungen tragen umfangreiche Beschriftungen, welche die historische Deutung des Kommentars verdichten.

Trotz des originellen Ansatzes und der beträchtlichen Wirkung der Expositio ist bislang wenig über den intellektuellen Kontext ihrer Entstehung und Überlieferung bekannt. Alois Wachtel, der das Werk 1954 nach dem Standard seiner Zeit edierte, berücksichtigte weder den Bildzyklus noch die begleitenden Paratexte (Bildbeschriften) und schenkte der Rezeption des Texts wenig Aufmerksamkeit. Insofern stehen eine umfassende Analyse und vollständige kritische Ausgabe aus; sinnvoll erscheint schon aufgrund der medialen Komplexität nur eine digitale Lösung. Eine systematische Analyse der historiographischen und theologischen Quellen der Expositio wird den Doppelcharakter als exegetisches und gleichzeitig chronikalisches Werk klarer herausstellen.

Die komplexe Entstehungsgeschichte wie auch die enge Verbindung von Text, Bild und Paratext erfordern interdisziplinäre Zusammenarbeit. Daher vereint unser Projekt Expertise aus der Geschichtswissenschaft, Lateinischen Philologie, Kunstgeschichte und den Digital Humanities.