Projekt
Chorographie zwischen Mimesis und Metrik: Handgezeichnete regionale Landkarten in Westfalen (1450-1650)
- Projektleitung:
- Prof. Dr. Felicitas Schmieder
- Mitarbeitende:
- Elisabeth Kisker
- Status:
- laufend
- fördernde Einrichtungen:
- DFG
in Kooperation mit
- Prof. Dr. Michael Rothmann [externer Link], Leibniz-Universität Hannover
- Prof. Dr. Arnd Reitemeier [externer Link], Georg August-Universität Göttingen
weitere Informationen
- Promotionsprojekt „Anfänge regionaler Kartographie in Westfalen – Herausbildung und Bedeutung handgezeichneter Karten zwischen 1450 und 1650“ (Elisabeth Kisker)
- Bericht „Die Vermessung der Region“ (FernUni Aktuelles, März 2017)
Kurzbeschreibung
Das Projekt hat zum Ziel, die Anfängen regionaler Kartographie in Westfalen ab Mitte des 15. Jahrhunderts bis etwa 1650 anhand handgezeichneter Darstellungen regionaler Räume, in ihren Aktenzusammenhängen zu untersuchen. Es handelt sich deshalb meist um Unikate, die für einen bestimmten, vornehmlich juristischen, administrativen oder ökonomischen Verwendungszweck angefertigt wurden und räumliches und anderes Wissen in Kombination von Bild und Schrift dokumentieren. Das Projekt will den Gesamtkontext der Herausbildung dieses neuartigen Mediums erarbeiten, die letztlich dazu geführt hat, dass die im Mittelalter übliche Textform der Raumbeschreibung von der graphischen Darstellung abgelöst wurde.
In der hier betrachteten Anfangszeit weisen solche Darstellungen ganz unterschiedliche Formen und Ausgestaltungen auf, die darauf schließen lassen, dass mit Darstellungsmöglichkeiten experimentiert wurde, die traditionelle und neuartige Kenntnissen und Fähigkeiten kombinierten. Daraus ergibt sich die grundlegende These, dass die „Kartenmacher“ der Zeit für die Umsetzung der dreidimensionalen Wirklichkeit in der Fläche technische, handwerkliche oder künstlerische Innovationen aufgegriffen, dass aber ebenso mittelalterliche Gestaltungstraditionen noch lange fortwirkten. Folglich sind frühe regionale Karten – wie z.B. mittelalterliche Weltkarten und Diagramme – mehrdimensional zu lesen, da sie über die Darstellung räumlicher Gegebenheiten hinaus in Bild und Text noch weitere Bedeutungsebenen (z.B. zeitliche Elemente) enthalten.
Zentrale Aspekte der Herausbildungsprozesse werden an ausgewählten Karten aus westfälischen Archiven erarbeitet; Karte und Akte werden dabei als Einheit verstanden und im Zusammenhang untersucht. Die Erfassung beteiligter Personen und ihr „Vernetzung“, von Inhalten, Verwendungszwecke und Gebrauch der Karten, von Herstellungsverfahren und Darstellungsweisen, der Bedeutung von Bild und Schrift in Karten und Akten soll ein Gesamtbild der Anfänge regionaler Kartographie in Westfalen ermöglichen.