Hunderte Follower:innen des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau auf Twitter sind Ende 2022 damit konfrontiert, dass Inhalte des Museums nicht mehr sichtbar sind. Andere berichten gar davon, dem Museum unwillentlich entfolgt zu sein. Ein Beispiel, das die Folgen des Erinnerns und Vergessens von Inhalten auf Social Media, auch Content Moderation genannt, aufzeigt. Eine höchst intransparente Praxis, an der menschliche und algorithmische Akteure beteiligt sind.
Ausgehend von der Verschränkung theoretischer Konzepte zu Infrastrukturen (Susan L. Star & Geoffrey Bowker) sowie algorithmischem Gedächtnis (Elena Esposito) nimmt Isabelle Sarther die Moderation von Inhalten auf Twitter in Bezug auf das Auschwitz Memorial und Vagina Museum in den Blick. Die Autorin fragt, inwiefern die museale Vermittlung durch Content Moderation infrastrukturiert wird, aber auch inwiefern die Museen infrastrukturieren, was wie erinnert und vergessen werden soll. Dabei wird klar, dass vor allem seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk antisemitische sowie queerfeindliche Tendenzen dazu führen, museale Marginalisierungen zu verstärken und Vermittlungskonzepte einzuschränken.
In enger Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt "Museum Matters on the Move" (Laufzeit 2023 - 2024), das sich mit der Mobilisierung und Multiplizierung musealer Prozesse der Bedeutungsproduktion im Kontext digitaler Plattformen und Sozialer Medien beschäftigte, entstand die nun beim Büchner Verlag erschienene Monografie "Infrastrukturen des Erinnerns und Vergessens. Content Moderation im Kontext musealer Vermittlung auf Twitter". Hier gehts zum Buch.