Kosten strukturierter Finanzprodukte im Lichte des Anlegerschutzes zehn Jahre nach der Finanzkrise – Wie verstehen und berücksichtigen Kleinanleger Bankeninformationen in Verkaufsprospekten?

Privatanleger sehen sich vor einer Investitionsentscheidung einer Fülle unterschiedlicher Anlagemöglichkeiten gegenüber. Will man sich nicht blind auf die Beratung in der Regel nicht unabhängiger Bankmitarbeiter verlassen, so ist eine verlässliche Information über die Funktionsweise von Anlageprodukten sowie deren Chancen, Risiken und Kosten unerlässlich. Das Projekt fokussiert auf die Information der Verbraucher in Verkaufsprospekten, Broschüren und Informationsblättern der Banken, wobei das Marktsegment der strukturierten Finanzprodukte im Mittelpunkt steht.

Strukturierte Finanzprodukte sind Investitionsobjekte, deren Rückzahlung von der Wertentwicklung eines oder mehrerer Basiswerte(s) wie etwa Aktien, Währungen oder Rohstoffe abhängt. Insbesondere in Deutschland werden derartige Produkte häufig unter dem Begriff „Zertifikate“ explizit für kleine private Anleger angeboten und erfreuen sich großer Beliebtheit. Dabei stehen das Marktsegment als Ganzes und die anbietenden Banken immer wieder in der Kritik insbesondere von Verbraucherschützern. Kritisiert werden die für Privatanleger teilweise kaum durchschaubare Komplexität der Produkte, die undurchsichtige Preisstellung und Kostenstruktur sowie mangelhafte bis hin zu irreführender Information in Verkaufsprospekten und Angebotsbroschüren. In den letzten Jahren haben daher nationale und internationale Regulatoren vermehrt Vorschriften bezüglich einer standardisierten und transparenten Darstellung von Informationen bei strukturierten Finanzprodukten mit besonderem Schwerpunkt auf der Kostenstruktur erlassen.

Inwieweit solche Standardisierungen und Regulierungen von Verbraucherinformationen die gewünschte Wirkung erzielen – nämlich ein Bewusstsein für (auch versteckte) Kosten zu schaffen, Produkte verständlicher und vergleichbarer zu machen und so eine fundierte Anlageentscheidung zu begünstigen, hängt entscheidend davon ab, wie die Informationen vom potenziellen Anleger wahrgenommen werden. Das Projekt widmet sich dieser Thematik mit einer Fokussierung auf die Kostenstruktur. Eine Kostentransparenz war ein wesentliches Element der zu Beginn des Jahres 2018 EU-weit in Kraft getretenen sogenannten PRIIPs-Verordnung, welche die Standardisierung von Verbraucherinformationen durch Einführung eines Basisinformationsblattes für eine Vielzahl von Anlageprodukten zum Ziel hatte. Im Rahmen des Projekts wird untersucht, inwieweit potenzielle Investoren auf die diesbezüglichen Informationen in den Produktinformationsblättern reagieren und ob die bestehende Regulierung im Sinne des Verbraucherschutzes die Transparenz erhöht und somit Vorteile für private Investoren bietet.


Gefördert vom Kompetenzzentrum Verbraucherforschung NRW (in Kooperation der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e. V. mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen).


Beteiligte Personen

Prof. Dr. Rainer Baule

Dr. Patrick Münchhalfen

Publikationen