Forschung im Studium
Im Rahmen des Studiums in allen Bachelor- und Masterstudiengängen der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft besteht für ausgewählte Studierende die Möglichkeit ein eigenes Forschungsprojekt in enger Kooperation mit einem Mitarbeiter des Lehrstuhls für Bank- und Finanzwirtschaft durchzuführen.
Basierend auf bestehenden Projektskizzen soll, unter Anleitung und im regen Austausch mit einem Lehrstuhlmitarbeiter, eigenständig eine aktuelle Forschungsfrage beantwortet werden. Die Forschungsergebnisse sollen zudem in einer schriftlichen Ausarbeitung festgehalten werden.
Sollten Sie Interesse an der Bearbeitung eines Forschungsprojektes haben, dann melden Sie sich gerne bei Herrn David Shkel (david.shkel).
Aktuell werden die folgenden Forschungsprojekte angeboten:
„Impact Literacy“ im Zusammenhang mit nachhaltigen Finanzprodukten
In diesem Jahrtausend weisen nachhaltige Investitionen, auch politisch gewollt, ein sehr starkes Wachstum auf und stellen eine signifikante Größe auf Finanzmärkten dar. Dies spricht für das Vorliegen einer Gruppe von (privaten) Investoren, die eine Präferenz für nachhaltige Investitionen aufweisen. Die Identifizierung privater Anleger mit einer solchen Präferenz stellt einen aktiven Strang in der wissenschaftlichen Literatur dar. Es wurde wiederholt belegt, dass ein Teil der Privatanleger nachhaltige Anlagemöglichkeiten nachfragt und mitunter bereit ist dafür auf Rendite zu verzichten. Mit dem Fokus auf dem Ausmaß der Auswirkung einer Investition auf die Umwelt untersuchen Heeb et al. (2023) die Zahlungsbereitschaft nachhaltiger Anleger. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Privatanleger bereit sind für eine positive Auswirkung auf die Umwelt zu zahlen, allerdings erfolgt dies unabhängig vom Ausmaß der Auswirkung.
Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Es wäre etwa denkbar, dass die Anleger nur ihr „grünes Gewissen“ beruhigen wollen, ohne tiefgehendes Interesse an der Thematik zu haben. Auch ein gefühlter Druck, dass eine gesellschaftliche Erwartung zum nachhaltigen Handeln besteht, mag eine Erklärung liefern. Zudem ist es möglich, dass Privatanleger die Wirkungszusammenhänge zwischen Investitionen und Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitspraktiken eines Unternehmens nicht kennen und somit keine gut informierten Entscheidungen treffen können.
An diesem Punkt setzt das Projekt an. Anhand von Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Literatur zu Wirkungsweisen nachhaltiger Investitionen (z.B. Kölbel et al., 2020 und Wilkens et al., 2023) soll in einem ersten Schritt ein Maß zur Erfassung der Kenntnisse dieser Wirkungsweisen erarbeitet werden. Dies kann, beispielsweise in Anlehnung an Maße zur Erfassung der Finanzbildung, als Fragenkatalog von Wissensfragen konstruiert werden. Anschließend sollen die Entscheidungen für nachhaltige Investments in einem geeignet zu konstruierenden Experiment erhoben und unter anderem durch das neue Maß erklärt werden. Dies erfolgt unter der Hypothese, dass Privatanleger mit einem höheren Kenntnisstand bezüglich der Wirkungszusammenhänge bereit sind für einen höheren Impact auch mehr zu zahlen.
Literatur:
Heeb, F.; Kölbel, J. F.; Paetzold, F. & Zeisberger, S. (2023). Do investors care about impact? Review of Financial Studies, 36, 1737–1787.
Kölbel, J. F.; Heeb, F.; Paetzold, F. & Busch, T. (2020). Can sustainable investing save the world? Reviewing the mechanisms of investor impact. Organization & Environment, 33, 554–574.
Wilkens M.; Jacob, S.; Rohleder, M. & Zink, J. (2023). The impact of sustainable investment funds – Impact channels, status quo of literature, and practical applications. White Paper, Universität Augsburg.
Kostenvariabilität bei Umsatzrückgängen
Im Zusammenhang von Cashflow-Planungsrechnungen sind insbesondere auch adverse Szenarien zu betrachten, bei denen es zu einem Umsatzeinbruch eines Unternehmens kommt. Dies erfolgt sowohl unternehmensintern im Rahmen von Risikoanalysen als auch extern im Rahmen von Kreditwürdigkeitsprüfungen. Die Frage, wie stark das Unternehmen von Umsatzrückgängen betroffen ist, hängt dabei maßgeblich von der Kostenvariabilität ab: Sind die Kosten weitgehend variabel und gehen analog zum Umsatz zurück, sind die Konsequenzen in der Regel überschaubar. Existiert hingegen ein großer Block an Fixkosten, so führt ein Umsatzeinbruch potenziell zu Verlusten, negativen Cashflows und im Extremfall zur Insolvenz.
In dem Forschungsprojekt soll der Frage nach der Kostenvariabilität empirisch nachgegangen werden. Dabei stützt sich die Analyse ausschließlich auf extern verfügbare Daten aus Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung. Aus der Datengrundlage sind den historisch beobachteten (größeren) Umsatzrückgängen deutscher Unternehmen die entsprechenden Kostenverläufe entgegenzustellen und zu analysieren. Je nach verwendetem Verfahren (Gesamt- oder Umsatzkostenverfahren) ist nach verschiedenen Kostenarten zu differenzieren.
In einem zweiten Schritt wäre zu betrachteten, inwieweit das Ausmaß der Kostenvariabilität aus Unternehmenscharakteristika und/oder Vergangenheitsdaten prognostiziert werden kann. Beispielsweise könnten die Verläufe in Abhängigkeit von der Branche oder etwa bestimmten Bilanzkennzahlen unterschiedlich ausfallen.
Literatur:
Tallau, C. (2020): Cashflow-Planungsrechnungen in der Corona-Krise: Empirische Erkenntnisse aus der Finanzkrise 2008/09. ForderungsPraktiker (11–12), 188–195.