Prof. Dr. Eva Cendon

Foto: Hardy Welsch

Impulse zum Hagener Manifest zu New Learning vom Lehrgebiet Erwachsenen- und Weiterbildung

Ein Beitrag des Lehrgebiets Erwachsenen- und Weiterbildung von Prof. Dr. Eva Cendon unter Berücksichtigung eigener Forschungsergebnisse aus dem nationalen Kontext (wissenschaftliche Begleitung des Bund-Länder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“) und aus dem internationalen Kontext (Studie des University of the Future Network für die UNESCO Futures of Education Initiative).

New Learning als Begriff impliziert die Herausforderung, den Referenzpunkt des Lernens in die Zukunft zu legen. Dies bedeutet, sich an zukünftigen gesellschaftlichen Bedarfen auszurichten und gleichzeitig offen zu sein für die Unsicherheit und Nicht-Linearität zukünftiger Entwicklungen. New Learning bewegt sich somit im Spannungsfeld einer visionären Gestaltung des Lernens bei gleichzeitiger Unsicherheit disruptiver Entwicklungen. Die Covid-19-Pandemie macht deutlich, dass Überlegungen zu alternativen Zukunftsentwicklungen relevanter sind denn je. New Learning stellt die Frage danach, welche Kompetenzen Studierende für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts benötigen, um zum Beispiel mit Ereignissen wie der Covid-19-Pandemie umgehen zu können.

Die Befunde der letzten Monate zeigen vor allem zwei Dinge: An vielen Stellen ist das Land für das Lernen im digitalen Wandel strukturell nicht gut vorbereitet, und die Beschleunigung des digitalen Wandels durch die aktuelle Krisensituation manifestiert vorherrschende Ungleichheiten im Bildungssystem. Im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung wurden in den letzten Jahren zukunftsträchtige Bahnen gelegt, forciert durch den Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“. Hier sind viele flexible und digitale Formate entstanden, die es jetzt, insbesondere nach den aktuellen Erfahrungen der Ad-hoc-Digitalisierung, nachhaltig zu sichern und weiter auszubauen gilt – auch für die grundständige Hochschullehre.

Der digitale Wandel schafft Ungleichheiten, die sich auf verschiedenen Ebenen zeigen: in der Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit des Internetzugangs, der Ausstattung mit digitalen Endgeräten, oder auch dem Vorhandensein einer förderlichen digitalen Lernumgebung sowie den individuellen Voraussetzungen, online zu lernen. Die Auseinandersetzung mit und die Verringerung bzw. idealerweise die Überwindung der digitalen Kluft gehören daher mehr denn je auf die bildungspolitische Agenda. Dazu müssen die digitale Konnektivität in der Gesellschaft sichergestellt und digitale Infrastrukturen ausgebaut werden.

Für das digitale Lehren und Lernen bedarf es der Förderung einer digitalen Lehr- und Lernkultur, die nicht nur den kompetenten Umgang mit Technologien in den Blick nimmt, sondern auch die Kultur des digitalen Miteinanders: für die didaktische Gestaltung des Lehrens und Lernens sowie die Zusammenarbeit zwischen Studierenden sowie Lehrenden und Studierenden in einer digitalen Lernumgebung.


Über Prof. Dr. Eva Cendon

FernUniversität, Lehrgebiet Wissenschaftliche Weiterbildung und Hochschuldidaktik

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