Veranstaltung
Der Handschlag
Soziologische Betrachtung einer ambivalenten Geste der Gegenseitigkeit
Termin(e) | Leitung | Ort/Raum |
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Mi, 14.02.2024
19:00 |
Dr. Thomas Loer | WBK - Wissen Bildung Kultur |
Der Handschlag als Geste der Begrüßung war uns allen vor der Corona-Pandemie wohlvertraut und ist mittlerweile wieder in unseren Alltag zurückgekehrt. Zwar ist er nur eine unter vielen Gesten und Worten, die Menschen zur wechselseitigen Begrüßung oder auch zur Verabschiedung dienen, aber er zeichnet sich doch durch einige Besonderheiten aus. Zum einen ist dies seine Körperlichkeit: Menschen, die sonst jede Berührung scheuen, reichen uns, und Menschen, die wir unsererseits sonst nie berühren würden, reichen wir die Hand zum Gruß. Sodann seine Geschichte: Es wird – und das sicher nicht zu Unrecht – vermutet, er signalisiere Friedfertigkeit, indem die waffenlose Hand dargeboten würde; andererseits wird er auch zum Abschätzen der Haltung des Gegenübers eingesetzt, wenn sein entsprechender Druck nicht gar Stärke demonstrieren soll. In dieser Zwieschlächtigkeit kommt ein Grundverhältnis des Menschseins zum Ausdruck: Wir sind unvermeidlich aufeinander bezogen und damit ist es zugleich unvermeidbar für uns, die Situation der Begegnung – so oder so – zu gestalten.
Dr. Thomas Loer, habilitierter Soziologe, ist Lehrbeauftragter an der International Psychoanalytic University Berlin und freiberuflich tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Reziprozität als Grundbegriff der Kultur- und Sozialwissenschaften, Methodologie und Methode der Objektiven Hermeneutik. Er ist Herausgeber der Reihe Objektive Hermeneutik in Wissenschaft und Praxis bei Springer VS, Wiesbaden.