studyBuddy-Programm: Niedrigschwellige Unterstützung bei Fragen rund um das Studium

Das ist das Ziel des studyBuddy-Programms im Master-Studiengang „Neuere deutsche Literatur im medienkulturellen Kontext“. Den neuen Studierenden – angesprochen sind insbesondere internationale Studierende – wird zu Studienbeginn ein erfahrener Buddy, i.d.R. aus einem höheren Semester, zur Seite gestellt.
Desirée Kampmeier vom International Office hat mit Dr. Wim Peeters gesprochen, der das Study-Buddy-Programm im Studiengang initiiert hat.
Herr Peeters, was hat Sie dazu bewogen, das Buddy-Programm für den Studiengang Neuere Deutsche Literatur (NDL) einzuführen?
Wim Peeters: Die Zulassungsvoraussetzungen für den neuen Masterstudiengang waren bewusst breit gefasst: Jede Person, die einen Abschluss in einem Fach vorweisen konnte, das dem Bereich der Geistes-, Kultur- oder Sozialwissenschaften zugeordnet wird, durfte das literaturwissenschaftliche Studium anfangen. Dies führte jedoch zu einem erhöhten Beratungsbedarf, insbesondere bei internationalen Studierenden, die durch die Freiheiten des literaturwissenschaftlichen Studiums in Deutschland teilweise überfordert waren.
Beispielsweise ist es für Studierende aus bestimmten Ländern kaum vorstellbar, im ersten Semester ein Hausarbeitsthema ohne Vorgaben selbst auswählen zu dürfen. Auch gab es Studierende, die zwar in Deutschland studiert hatten, jedoch das System der Hausarbeiten oder die literaturwissenschaftliche Herangehensweise nicht kannten.
Diese heterogenen Einstiegsvoraussetzungen brachten nicht nur einen gesteigerten Beratungsaufwand mit sich, sondern führten gelegentlich auch zu Enttäuschungen über Prüfungsergebnisse. ...
... Auf der Suche nach einer Lösung kam ich zu dem Schluss, dass die erfahrenen Kommiliton*innen, insbesondere jene, die selbst Quereinsteiger*innen bzw. internationale Studierende sind und bereits entsprechende Erfahrungen gesammelt haben, die beste Gruppe sind, um auf Mikroniveau niedrigschwellig Unterstützung zu bieten.
Dabei bin ich von der Annahme ausgegangen, dass es für ein erfolgreiches Studium gerade an der FernUniversität besonders förderlich ist, sich zu vernetzen. Zwar gibt es Plattformen wie Moodle, aber idealerweise findet die Vernetzung auch außerhalb offizieller Kanäle statt. Quereinsteiger*innen haben oft mehr Schwierigkeiten, sich in solche Gruppen zu integrieren. Daher dachten wir, es wäre schon viel gewonnen, wenn solche Studierende durch ihre Buddies Zugang zu vernetzten Studienwelten finden könnten. Meistens sind gerade die Studierenden, die sich als Buddy anbieten, diejenigen, die bereits gut vernetzt sind.
So entstand die Idee unseres Study-Buddy-Programms. Im Wintersemesters 2022 haben wir als Test zum ersten Mal Masterstudierende, die bereit waren Kommiliton*innen zu begleiten, mit denjenigen, die Unterstützung suchten, in Verbindung gesetzt. Die Zufriedenheit war erfreulicherweise sehr groß.
Wie viel Aufwand ist für Sie mit dem Programm verbunden?
Wim Peeters: Insgesamt spart man auf den Studiengang bezogen Beratungszeit und man kann verhindern, dass Beratung zu spät kommt. Es bedarf natürlich einer koordinierenden Person, die Zeit investieren muss.
Zu Beginn des Semesters informiere ich über alle verfügbaren Kanäle über das Programm, um die Zielgruppe anzusprechen und auch Buddies zu gewinnen. Auf Basis der gesammelten Rückmeldungen organisiere ich dann eine Sitzung, in der ich die zukünftigen Buddies stärke. Ich mache möglichst klar, dass ihre Aufgabe lediglich darin besteht, als Ansprechpartner*innen da zu sein und Erfahrungen auszutauschen, und dass sie in keiner Weise professionell beraten oder psychologische Ratschläge geben müssen. Sie sind nie alleine zuständig; bei Problemen jeglicher Art stehe ich stets als Ansprechpartner zur Verfügung.
Zudem erfasse ich durch eine Abfrage die Hintergründe der Studierenden, die Unterstützung suchen, sowie derjenigen, die Buddy sein möchten. So kann ich die beiden Gruppen optimal zusammenführen, indem ich beispielsweise jemanden aus Osteuropa mit einer Person aus demselben Gebiet zusammenbringe. Dieser Prozess läuft über eine Excel-Tabelle und kann automatisiert werden, sodass der Aufwand im Rahmen bleibt.
Der letzte Schritt besteht darin, dass ich einmal im Jahr die Buddies zu einer Feedbacksitzung einlade. Dies ist auch eine ideale Gelegenheit, um sehr genau zu erfassen, was in der Eingangsphase des Studiums gut läuft und was nicht, und bietet uns eine Möglichkeit zur Nachbesserung. Insgesamt ist der Aufwand überschaubar, wenn man das Programm einmal etabliert hat. Man spart langfristig nicht nur Zeit, sondern auch Nerven.
Inwieweit profitiert der Studiengang und seine Studierenden von dem Buddy-Programm?
Wim Peeters: Die Rückmeldungen der Studierenden sind sehr positiv.
Das Hauptproblem an der FernUniversität ist, dass man im Studium oft auf sich allein gestellt ist. Dies erfordert viel Eigeninitiative. Wenn man jedoch vernetzt studieren kann und darüber hinaus noch einen erfahrenen Buddy an der Seite hat, wird das Studium deutlich erleichtert, da man bei vielen Entscheidungen jemanden zur Verfügung hat.
Ich habe kaum negative Erfahrungen gemacht; nur einmal gab es ein religionsbedingtes Mismatch. In solchen Fällen ist es wichtig, dass die Betreuer*innen im Hintergrund schnell und umsichtig intervenieren.
Wir können für unseren Studiengang jetzt schon sagen: Das Buddy-Programm hat die Einstiegsphase des Studiengangs spürbar verbessert. Wir beobachten, dass die Qualitätsprobleme auch in den weiterführenden Modulen unseres Masterstudiengangs bereits zurückgehen. Wenn Quereinsteiger*innen nicht gut betreut ins Studium starten und dadurch grundlegende Qualifikationen fehlen, wirkt sich das natürlich auch auf die weiterführenden Semester aus.
Für das Institut bedeutet das, dass wir in der Einstiegsphase mit Hilfe dieses Instruments in Kombination mit dem Feedback der Buddies wirklich Verbesserungen erzielen konnten. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Geschätzt wird übrigens auch die Bescheinigung über ihre ehrenamtliche Tätigkeit, die wir am Ende des Semesters ausstellen. Die anfänglichen Befürchtungen, dass der Aufwand für die Buddies zu groß werden könnte oder dass sie sich belästigt fühlen, haben sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Einige ehemalige Betreute wurden im nachfolgenden Semester selbst als Buddy aktiv.