Präsenz-Seminar

Thema

Soziologische Betrachtungen von Rechtsberufen machen gesellschaftliche Einflüsse auf die Berufspraxis kenntlich. Die Forschung zum Habitus von Richterinnen und Richtern zeichnete in den 1970er Jahren ein Bild, in dem Richter überwiegend vorkamen als Traditionalisten, die konservativ und obrigkeitsstaatshörig gewesen waren. Im Angesicht des Generationenwechsels befinden neuere Arbeiten, dass Richter ihre Arbeit als über den Gerichtssaal hinauswirkend, als kohäsiv und kommunikativ in die Gesellschaft hineinwirkend verstehen (Vogel 2022, S. 104f.). Was genau lässt sich durch eigene Nachforschung über den Habitus von Familienrichterinnen und- Richtern in Interviews herausfinden? Um dieser Frage näher zu kommen greifen wir im Seminar auf Interviews aus dem Forschungsprojekt „Familienrichterliche Entscheidungen im Kinderschutz“ zurück. Im Seminar wenden wir uns zunächst dem soziologischen Begriffsverständnis vom Habitus zu. Grundlagen und Differenzen unterschiedlicher Begriffsauffassungen werden im Seminar herausgearbeitet. Die rechtssoziologische Verwendung des Habitusbegriffs steht im zweiten Seminarteil im Vordergrund. Als Drittes wird es darum gehen, wie die unterschiedlichen Habituskonzepte in der qualitativen Sozialforschung zur Anwendung kommen. Das Seminar beschließen wir mit der Analyse eines Interviewausschnitts zum richterlichen Habitus.

Teilnahme

Das Seminar gibt Einblicke in zentrale Fragen eines laufenden Forschungsprojektes. Es richtet sich an Studierende aller Module im Master Soziologie – „Zugänge zur Gegenwartsgesellschaft“. Der Schwerpunkt liegt auf dem Modul E5 „Reziprozität und Sozialität“.

Ablauf

Das Seminar beinhaltet eine Themenaufteilung und Gruppenbildung, die zu Beginn des Semesters online stattfindet. Die Themen werden in den Gruppen vorbereitet, mit mir spätestens zwei Wochen vor dem Blocktermin mit mir besprochen und beim Blocktermin an der FernUniversität in Hagen zusammengetragen.