Präsenz-Seminar
- Thema:
- Soziologische Praxistheorie und Neuer Materialismus
- Zielgruppe:
- MA Soziologie, alle Module
- Ort:
- Hagen
- Adresse:
- FernUniversität in Hagen (Gebäude 2 Raum 6 )
- Termin:
- 20.01.2023
bis
21.01.2023 - Zeitraum:
- Freitag: 14:00 bis 19:00 Uhr
Samstag: 9:00 bis 14 Uhr - Leitung:
- Jun.-Prof.Dr. Jennifer Eickemann und Prof. Dr. Frank Hillebrandt
- Anmeldefrist:
- 19.12.2022
- Anmeldung:
- Ihre Anmeldung für die Veranstaltung richten Sie bitte, unter Angabe Ihrer Postanschrift, Matrikel-Nr., Studiengang und Studienstatus per E-Mail an Doris Meyer: sekretariat.soziologie1@fernuni-hagen.de
Kommentar:
Die soziologische Praxistheorie ist eine soziologische Denkweise, die sich immer deutlicher zu einem wichtigen Paradigma der Soziologie entwickelt. In ihren Grundannahmen ist diese Theorie materialistisch, sie verfolgt aus vielfältigen Gründen, die im Seminar erläutert und diskutiert werden, den Weg eines poststrukturalistischen Materialismus. Mit ihr werden im Anschluss an Bourdieu die sozioökonomischen Verhältnisse und menschlichen Körper sowie im Anschluss an Latour die Dinge bzw. Artefakte neu gefasst. Mit der soziologischen Praxistheorie und zunächst relativ unbemerkt von ihr entsteht die Denkweise des Neuen Materialismus. Donna Haraway und Karan Barad können – trotz ihrer theoretischen Unterschiede – als die beiden wichtigsten Vertreterinnen dieser Denkweise bezeichnet werden, wobei insbesondere Karen Barad in kritischer Abgrenzung bzw. in Radikalisierung von Judith Butlers sehr prominenter Theorievorgabe einen „neuen“ Begriff des (verteilten) Materialismus vorschlägt, um die Effektivität von Apparaten (bspw. mit Blick auf Instrumente in wissenschaftlichen Laborsituationen der Physik) in den Blick nehmen zu können. Im Seminar beziehen wir diese Entwicklungen insbesondere auf die gesellschaftlichen Herausforderungen des Digitalen sowie die Frage nach den Effekten digitaler Apparate. Das Seminar greift die entsprechenden Theorierichtungen über eine intensive Lektüre von ausgewählten Texten auf, um sie miteinander in Beziehung zu setzen. Dabei wird es vor allem darum gehen, sich die einschlägigen Texte der Denkrichtungen gemeinsam zu erarbeiten, um auf diese Weise neue Formen des soziologischen Denkens nicht nur kennenzulernen, sondern auch gemeinsam selbst zu entwickeln und anzuwenden. Der wichtigste Bezugspunkt zur Anwendung der diskutierten Theorien wird die digitale Welt sein.
Voraussetzungen für die Teilnahme: Grundkenntnisse der Soziologie (das Seminar richtet sich vor allem an Masterstudierende der Soziologie), Kenntnisse der nach Ihrer Anmeldung zugänglich gemachten Literatur und Bereitschaft, sich auf die Soziologie als Wissenschaft einzulassen. Bitte fügen Sie Ihrer Anmeldung eine Word-Datei bei, in der Sie kurz begründen, warum Sie das Seminar interessiert.
Literatur:
Eickelmann, Jennifer 2022: Sozialität als Symbiogenese. Eine Reformulierung von Handlungsfähigkeit in Anlehnung an Judith Butler, Karen Barad und Donna J. Haraway. In: Sociologia Internationalis 57 (2019), 63-87.
Eickelmann, Jennifer 2017: „Hate Speech“ und Verletzbarkeit im digitalen Zeitalter. Phänomene mediatisierter Missachtung aus Perspektive der Gender Media Studies. Bielefeld: transcript [Open Access]; hier insb. Kapitel 2.
Hillebrandt, Frank 2014: Soziologische Praxistheorien. Eine Einführung, Wiesbaden: Springer VS.