Präsenzseminar

Thema:
Soziologie kultureller Identitäten. Kultursoziologie der Gegenwart
Zielgruppe:
alle Masterstudierende der Soziologie, sowie Interessent*innen aus dem BA PVS
Ort:
Bregenz
Adresse:
Campus Bregenz
Termin:
27.06.2025 bis
28.06.2025
Zeitraum:
27.06.2025, 14-19 Uhr und 28.06.2025 9-15 Uhr
Leitung:
Prof. Dr. Frank Hillebrandt
Anmeldefrist:
30.05.2025
Anmeldung:
Ihre Anmeldung richten Sie bitte, unter Angabe Ihrer Postanschrift, Matr.Nr., des Studienganges und Ihres Studienstatus an Frau Doris Meyer im Sekretariat des Lehrgebietes Soziologie 1: sekretariat.soziologie1@fernuni-hagen.de

Kommentar

Die Rede von der kulturellen Identität ist in den letzten Jahren in Missgunst geraten, weil der Begriff allzu oft von rechtspopulistischen Parteien als Propagandabegriff zur Konstruktion einer nationalen Identität verwendet wird. Der Soziologie geht es bei der Betrachtung kulturellen Identitäten jedoch um etwas ganz anderes: Wie können sich bestimmte Gruppen in einer Gesellschaft als gesellschaftliche Gruppen identifizieren, wie schaffen sie es, auf ihre kulturellen Besonderheiten aufmerksam zu machen, die sie in der Gesellschaft artikulieren, um etwa Chancengleichheit oder zumindest gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen? Stuart Hall ist der Soziologe, der diese Perspektive der Kultursoziologie in der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts sehr stark gemacht hat. Der wichtigste Vertreter der Cultural Studies sieht dabei zum einen die stereotype Konstruktion von „Randgruppen“, die in der Gesellschaft stigmatisiert werden („Das Spektakel der Anderen“). Zum anderen sieht er aber auch das Potenzial einer kulturellen Identifikation für die gesellschaftliche Teilhabe, wenn er etwa umkämpfte Identitäten ausmacht, die sich als neue Formen der Repräsentation von gesellschaftlichen Bevölkerungsgruppen in der Gesellschaft ereignen („Black ist Beautiful“). Im ersten Teil des Seminars wenden wir uns über ausgewählte Texte von Stuart Hall dieser spezifischen Form der Kultursoziologie zu. Daran anschließend soll der Versuch unternommen werden, eine Brücke zwischen den Cultural Studies und den Postkolonial Studies zu bauen. Dazu wenden wir uns dem Klassiker des postkolonialen Denkens, Frantz Fanon, zu, der in seiner Studie über die „Verdammten dieser Erde“ viele Stichworte eines neuen Begriffs der kulturellen Identität liefert, die sehr gut mit den Ideen von Stuart Hall vermittelt werden können. Dies schafft die Basis für postkoloniale Perspektiven der Kultursoziologie, die wir daran anschließend im Seminar diskutieren. Am Bespiel der Pop-Musik geht das Seminar abschließend auf gegenwärtige Formen der sozialen Identitätsbildung ein, indem die Ideen einer postkolonialen Soziologie zur Untersuchung dieser Praxisformation eingesetzt werden.

Zur Teilnahme wird neben der Bereitschaft, sich grundlegend auf die postkoloniale Kultursoziologie einzulassen, erwartet, dass die ausgewählten Texte vor allem von Stuart Hall und Frantz Fanon aufmerksam gelesen werden.

Literatur:

Castro Varela, do Mar María und Nikita Dhawan 32020: Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung, Bielefeld: Transcript.

Daniel, Anna 2019: Den Unterschied machen. Frauen in den Westberliner Musikkulturen der späten 1970er und frühen 1980er Jahre, in: Daniel, Anna und Frank Hillebrandt (Hg.): Die Praxis der Popmusik. Soziologische Perspektiven, Wiesbaden: Springer VS, S. 231-263.

Hall, Stuart 1994: Rassismus und kulturelle Identität. Ausgewählte Schriften 2, Hamburg: Argument.

Hall, Stuart 2004: Ideologie, Identität, Repräsentation. Ausgewählte Schriften 4, Hamburg: Argument.

Fanon, Frantz 1981: Die Verdammten dieser Erde, Frankfurt/M.: Suhrkamp.

27.03.2025