Projekt

Spendersamenkinder und ihr technologisch vermittelter Lebensanfang. Eine Studie über die Bedeutung der psychohistorischen Dimension der Identitätsfindung

Projektleitung:
Univ.-Prof. Dr. Dorett Funcke
Status:
laufend

Gegenstand des Forschungsvorhabens sind die Biografien der mithilfe einer Fremdsamenspende gezeugten, heute erwachsenen „Spendersamenkinder“. Bislang wissen wir über die Sicht der „Spendersamenkinder“ auf verwandtschaftliche Bindungen und Praxen der Zusammengehörigkeit, die mit assistierenden Reproduktionstechnologien zusammenhängen, entsprechend wenig. Kaum etwas ist über ihre Erfahrungen im Umgang mit aktivem Wissen wie Nichtwissen über genetische „Ursprünge“ und über die Bedeutungen, die sie der technologischen „Assistiertheit“ ihrer eigenen Zeugung zuweisen, bekannt.

Von zentralem Interesse sind die Fragen, wie das aus einer fragmentierten Elternschaft hervorgegangene und über den Einfluss der Fertilisationstechnik gezeugte „Spendersamenkind“ das familiengeschichtliche Novum verarbeitet und welche Identitätsformationen ein technisch vermittelter Lebensanfang hervorbringt. Es wird darum gehen, zu untersuchen ersten, welche biografische Wirkung das Nichtwissen um den genetischen Ursprung entfaltet und zweitens, welche Strategien im Lebenslauf des „Spendersamenkindes“ sich in der Phase der Ablösung von der Familie und bei der Bewältigung der im Erwachsenenleben anstehenden Bewährungsaufgaben (Beruf, Partnerschaft/Familie, Übernahme von am Gemeinwohl orientierten Aufgaben) beobachten lassen.

Die Datenerhebung und Datenauswertung erfolgen mithilfe der Fallrekonstruktiven Forschung. In Zusammenhang mit diesem methodischen Verfahren werden unterschiedliche Spielarten der qualitativen Sozialforschung eingesetzt: neben ethnografischen und sozialphänomenologischen Zugängen etwa biografisch-narrative Verfahren sowie sequenzanalytisch orientierte Analysen im Kontext strukturaler Hermeneutikformen.

Christian Kurrat | 02.12.2021