Online
- Thema:
- Philosophie der Geschichte bei G.W.F. Hegel
- Zielgruppe:
- AT Phil;
- Ort:
- online
- Termin:
- 13.01.2023
bis
15.01.2023 - Zeitraum:
- Freitag, 18.00-20.00 Uhr; Samstag 9.00-18.00 Uhr; Sonntag, 9.00-12.00 Uhr
- Leitung:
- PD Dr. Gunnar Schumann
- Anmeldefrist:
- 10.01.2023
- Anmeldung:
- über unten stehendes online-Formular
- Auskunft erteilt:
- Gunnar Schumann , E-Mail: gunnar.schumann
Georg Wilhelm Freidrich Hegel (1770-1831) hat von 1822-1831 fünf Mal Vorlesungen zur Geschichtsphilosophie gehalten, ohne jedoch ein eigenes Werk zu diesem Thema zu veröffentlichen. Seine Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte wurden erst nach seinem Tode anhand von Mitschriften herausgegeben. Hegels Geschichtsphilosophie wird gemeinhin als Kulminationspunkt idealistischer Geschichtsphilosophie angesehen, ist aber zugleich eine der wirkmächtigsten und umstrittensten. Das Konstruktionsprinzip, das Hegels Geschichtsphilosophie leitet, ist das der Vernunft. „Der einzige Gedanke, den die Philosophie mitbringt, ist der einfache Gedanke der Vernunft, dass Vernunft die Welt beherrsche, dass es also auch in der Weltgeschichte vernünftig zugegangen sei.“ Da die Weltgeschichte den notwendigen Gang des Weltgeistes darstelle, sei sie von Vernunft regiert. Mit dieser These erweist sich Hegel als Kind seiner Zeit, der Aufklärung, die von der Herrschaft der Vernunft überzeugt war und in der Französischen Revolution die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu ihrer Parole erhob. Hegel versteht die Geschichte als einen „Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit“ und betrachtet alle Stufen auf diesem Wege als Manifestationen der Freiheit. Der Endzweck des Weltgeistes ist „das Bewußtsein des Geistes von seiner Freiheit und eben damit die Wirklichkeit seiner Freiheit überhaupt“; dies ist gleichbedeutend mit dem Bewußtsein des Geistes von sich. Laut Hegel geschieht diese Entwicklung dialektisch in einem harten Kampf des Geistes mit sich selbst und seinen Verstellungen. Dieses Ziel der Geschichte wird nicht direkt, sondern gleichsam hinter dem Rücken der Menschen durch ihre Leidenschaften realisiert. Das Prinzip der Freiheit dient Hegel zur Einteilung der Geschichte. Er unterscheidet drei Perioden: 1. die orientalische, die nur die Freiheit eines einzigen kennt, des Despoten, hingegen die Unfreiheit und Knechtschaft aller anderen, 2. die griechisch-römische, die die Freiheit für einige entdeckt, für die sogenannten Freien, dagegen die Unfreiheit anderer, der Sklaven, beibehält, 3. die germanisch-christliche, die die Freiheit aller anerkennt, d. h. die Freiheit des Menschen.
Im Seminar wollen wir anhand von Referaten und gemeinsamer Lektüre Hegels Position und Argumente zu Philosophie der Geschichte kennenlernen und diskutieren. Die Teilnehmer werden gebeten, die Texte selbstständig zu besorgen und zur Vorbereitung zu lesen. (Literatur können Sie prinzipiell über die Fernleihe jeder Universitäts- oder Landesbibliothek beziehen, auch über die UB Hagen. Kopieren Sie sich Texte, wenn sie ihnen zur Anschaffung zu teuer sind.) Studierende, die eine Hausarbeit zum Seminar schreiben wollen, sollten ein Referat (ca. 20 Minuten) übernehmen. Themen für Referate können nach Absprache vergeben werden. Referate sollten aus einer Wiedergabe der wichtigsten Thesen und Argumente in eigenen Worten bestehen. Verzichten Sie bitte auf Angaben zu Leben und Werk der Autoren. Es geht darum, mit dem Referat die Kommilitonen darüber in Kenntnis zu setzen, was in dem jeweiligen Text steht. Es ist empfehlenswert, dafür eine Powerpoint-Präsentation vorzubereiten. Für allgemeine Informationen zu HA nehmen Sie auch das Dokument „Hinweise zur HA“ auf der Homepage des Moduls P 4 zur Kenntnis. Der Seminarplan ist im Wesentlichen mit der Reihenfolge der unten angeführten Literatur identisch. Das Seminar wird online stattfinden. Dazu werden wir das Programm „Zoom“ verwenden, den Link erhalten Sie kurz vor Sitzungsbeginn per email. Am Ende der Veranstaltung wird den Studierenden Gelegenheit gegeben, alle prüfungsbezogenen Fragen mit dem Dozenten zu besprechen.
Primärliteratur:
- Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse 1830. Dritter Teil Die Philosophie des Geistes Mit den mündlichen Zusätzen, Suhrkamp 1970 [verschiedene Ausgaben], §§ 548-555.
- Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, Suhrkamp 1970 [verschiedene Ausgaben].
Sekundärliteratur:
- Collingwood, Robin G. 1946. The Idea of History, rev. ed. by Jan van der Dussen. Oxford: Oxford University Press, [1993], Pt. II, § 7: “Hegel”.
- Angehrn, Emil (1981): Vernunft in der Geschichte? Zum Problem der Hegelschen Geschichtsphilosophie, in: Zeitschrift für philosophische Forschung, Bd. 35, H. 3/4: 341-364.
- Gloy, Karen (1991): Hegels Geschichtsphilosophie im Vergleich mit anderen Geschichtskonzeptionen, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 39/1.
- Weichel, Erich (1991): Hegels Geschichtsphilosophie, in: Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie; Berlin, Bd. 33.
- Rohbeck, Johannes: Geschichtsphilosophie zur Einführung, Hamburg: Junius 2004, Kap. 1.4.
- Tom Rockmore: “Hegel”, in: Aviezer Tucker (ed.): A Companion to the Philosophy of History and Historiography, Wiley-Blackwell 2009: 468-476.
- Rojek, Tim: Hegels Begriff der Weltgeschichte. Eine wissenschaftstheoretische Studie. DeGruyter 2017.