Präsenzveranstaltung
- Thema:
- Philosophie und Literatur des Existenzialismus
- Veranstaltungstyp:
- Präsenz
- Zielgruppe:
- BA KuWi: Modul 25403/P3; Modul 25405/P5; MA Phil: Modul 26404/IV; Modul 26406/VI; Modul 264081/VIII; AP Phil;
- Ort:
- Berlin
- Adresse:
- Campus Berlin
- Termin:
- 07.02.2025
bis
09.02.2025 - Leitung:
- Dr. Ulrich Dopatka
- Anmeldefrist:
- 10.01.2025
- Anmeldung:
- Mit Ihrer Anmeldung werden Sie auf die Warteliste gesetzt.
- Auskunft erteilt:
-
Meliz-Sema Kaygusuz
E-Mail: lg.philosophie3
Telefon: +49 2331 987-2791
Der französische Existenzialismus bildete mit der deutschsprachigen Existenzphilosophie weder eine Forschungsrichtung mit entsprechender gemeinsamer Methodik aus noch gründeten sie eine Schule, die auf gewissen Grundprinzipien beruhte, auf die man sich geeinigt hatte. Vielmehr haben wir es mit teilweise disparaten Philosophien zu tun, die man mit Wittgenstein unter dem Begriff Familienähnlichkeit zusammenfassen könnte. So beziehen sich alle Existenzphilosophen – explizit oder implizit – auf Søren Kierkegaard. Aber umgekehrt ist nicht jeder, der auf den dänischen Denker rekurriert, ein Existenzialist. Und es ist ebenfalls richtig, dass sich die unter diesem Label aufgeführten Philosophen gegen eine Wesensmetaphysik wenden und einen „Pathos der Voraussetzungslosigkeit“ propagieren. Diese Haltung ist allerdings auch einigen Forschern eigen, die der analytischen Philosophie zuzurechnen sind und die sich wundern würden, wenn man sie als Existenzialisten bezeichnen würde.Trotz dieser offensichtlichen Unsicherheit, was die Denker der Existenz letztendlich verbindet, ist die existenzzentrierte Philosophie unbestritten eine der einflussreichsten kulturellen Strömungen des 20. Jahrhunderts. Gerade der französische Existenzialismus beschränkte sich nicht allein auf die Philosophie, sondern bezog die Literatur und das politische Handeln mit ein und wurde in dem vierziger und fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts schlechthin zu einer Modeerscheinung - Existenzialismus als Lebensform.
Im Seminar wollen wir die wesentlichen Komponenten herausarbeiten, die den Existenzialismus und die Existenzphilosophie ausmachen und dabei verdeutlichen, worin die Attraktivität dieser Denkrichtung bestanden hatte und möglicherweise noch besteht. Darüber hinaus werden wir die Frage diskutieren, ob der Existenzialismus in unserer heutigen sozio-kulturen und politischen Situation Lösungsansätze bereithält oder ob er lediglich von philosophiehistorischem Interesse ist.
Zur Vorbereitung
Das Seminar wird so strukturiert, dass wir unter Zuhilfenahme der entsprechenden Texte die wesentlichen Begriffe dieser Denkströmung diskutieren werden (Existenz, Freiheit, Angst, Humanismus usw.). Da die unten angegebene Primärliteratur sehr umfangreich ist und nur die wenigsten von Ihnen die Zeit haben, alle Schriften zu lesen, schlage ich folgendes Vorgehen vor: Bilden Sie Schwerpunkte nach Ihren Neigungen und Interessen. Entweder Autorenbezogen (Jaspers, Camus …) oder Begriffsbezogen (Angst, Freiheit …). Doch je mehr Sie lesen und je mehr Texte Sie durcharbeiten, desto besser können Sie dem Seminar folgen und sich konstruktiv in die Diskussionen einbringen. Und beachten Sie die Regel: Primärliteratur vor Sekundärliteratur. Bis Mitte November wird allen Teilnehmern eine Liste von Referatsthemen zugesendet, die zu Hausarbeiten oder Abschlussarbeiten ausgearbeitet werden können.
Primärliteratur
• Kierkegaard, Søren
- Abschliessende unwissenschaftliche Nachschrift. Gesammelte Werke, Bd. 16. Düsseldorf/Köln: Diederichs (1958).
- Der Begriff der Angst. Stuttgart: Reclam (1992) – auch in: Die Krankheit zum Tode. München: dtv. (42012).
• Jaspers, Karl
- Existenzphilosophie. Drei Vorlesungen. Berlin/Leipzig: De Gruyter (1938).
- Philosophie II. Existenzerhellung. Berlin/Heidelberg/New York: Springer-Verlag (41973).
• Heidegger, Martin
- Sein und Zeit. Tübingen: Max Niemeyer Verlag (182001).
- Über den Humanismus. Frankfurt/M.: Klostermann (112010).
• Sartre, Jean-Paul
- Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie. Hamburg: Rowohlt (102004).
- Der Existentialismus ist ein Humanismus. In: Ders.: Der Existentialismus ist ein Humanismus und andere philosophische Essays 1943-1948. Hamburg, S. 145 – 176 (32005).
- Der Ekel. Hamburg: Rowohlt (532009).
- Geschlossene Gesellschaft. Hamburg: Rowohlt (512013).
• Camus, Albert
- Der Mythos von Sisyphos. Hamburg: Rowohlt (1997).
- Der Mensch in der Revolte. Hamburg: Rowohlt (1997).
- Der Fremde. Hamburg: Rowohlt (2000).
- Die Pest. Hamburg: Rowohlt (2021).
• Beauvoir, Simone de
- Die Mandarins von Paris. Hamburg: Rowohlt (1975).
Sekundärliteratur
- Galle, Roland (2009): Der Existenzialismus. Paderborn: Fink Verlag.
(Von einem Romanisten geschrieben, beschränkt sich auf Sartre und Camus)
- Thurnher, Urs; Hügli, Anton (Hrsg.) (2007): Lexikon Existenzialismus und Existenzphilosophie. Darmstadt: WBG.
(Sehr gutes Hilfsmittel, alle mehr oder weniger wichtigen Begriffe werden in kurzen Abschnitten erläutert, erleichtert den ersten Einstieg in die einzelnen Themenfelder des Existenzialismus)
- Colette, Jacques (22019): L´Existentialisme. Paris: Presses Universitaires de France
(Die wohl beste Einführung in den Existenzialismus, allerdings nur auf Französisch)
- Bakewell, Sarah (42017): Das Café der Existenzialisten. München: Beck.
(Kein genuin wissenschaftliches Buch, dafür aber sehr unterhaltsam geschrieben)