Präsenzveranstaltung

Thema:
Kants Kritik der reinen Vernunft 1: Der Boden der Gewissheit und das Bewusstsein der äußeren Dinge (transz. Ästhetik bis transz. Analytik)
Veranstaltungstyp:
Präsenz
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul 25402/P2; MA Phil: Modul 26403/III; Modul 26405/V; Modul 26409/IX; AT Phil; AP Phil; desweiteren: alle Interessierten
Ort:
Hagen
Adresse:
Campus Hagen
Gebäude 3, Ellipse, Raum 3
Campusplan: https://www.fernuni-hagen.de/imperia/md/content/presse/campusplan.pdf
Termin:
01.12.2023 bis
03.12.2023
Zeitraum:
Freitag: 16.00-21.00 Uhr
Samstag: 10.00-19.30 Uhr
Sonntag 10.00-14.30 Uhr
Leitung:
Dipl. Soz. Wiss. Ludwig Krüger, M.A.

Seminarbeschreibung

Mit Kants Kritik der reinen Vernunft begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Philosophie, Bruno Liebrucks spricht sogar von einer ersten neuen „Revolution der Denkungsart“ seit der griechischen Philosophie. An die Stelle der klassischen Metaphysik tritt nun die Metaphysikkritik als eine Kritik der reinen Vernunft. Kritik meint hier zweierlei: zum einen das Bestimmen des Bereichs, innerhalb dessen objektive Gegenstandserkenntnis mit Gewissheit behauptet werden kann, und zum anderen die Bestimmung der Grenzen, außerhalb derer wahrheitsfähige Erkenntnis nicht mehr möglich ist. Eine auf diese Weise über sich selbst aufgeklärte Vernunft muss nach Kant von nun an bei vielen großen Fragen, die sie bislang als von ihr beantwortbar hielt, passen müssen. Aber sie erlangt gerade in diesem Bewusstsein ihrer selbst ein neues Selbstbewusstsein und eine neue Freiheit, die es ihr erlauben, noch größere Fragen anzugehen.

In diesem Seminar wird es wesentlich um den ersten Aspekt gehen: um das Abstecken des Bereichs, innerhalb dessen wahre Erkenntnis möglich ist. Dazu werden wir uns den Inhalt dieses Grundlagenwerks bis zur transzendentalen Analytik gemeinsam erarbeiten und in Auszügen gemeinsam lesen.

In einem zweiten Seminar im Januar 2024 wird der anderen Frage nachgegangen: wo liegen die Grenzen objektiver Gegenstandserkenntnis, warum muss die Vernunft ab hier notwendig irren und welche neue Freiheit ergibt sich aus dieser Selbstlimitierung? Es ist freilich empfehlenswert, beide Seminare zu besuchen, sie sind aber jeweils so konzipiert, dass sie auch einzeln belegt werden können.

Wenn Sie an dem Seminar teilnehmen möchten, sollten Sie bereit sein, ein Referat zu übernehmen. Sofern Sie im Zusammenhang mit dem Seminar eine Hausarbeit schreiben möchten, ist die Übernahme eines Referats verpflichtend. Es ist aber empfehlenswert, auch unabhängig davon ein Referat zu übernehmen. Denn schon durch die Vorbereitung eines Referats und die anschließende Präsentation üben Sie Strategien zur Bewältigung und Methoden der Darstellung philosophischer Texte ein, die die Grundlage des weiteren Studiums und einer jeden guten Prüfungsvorbereitung sind.

Für das Referat, in dem der angegebene Abschnitt zusammengefasst und die Argumentation nachgezeichnet werden soll, sollten 20-30min angepeilt werden. Sie können frei entscheiden, wie Sie den Text präsentieren wollen - ob mit PPP, einem Handout oder ganz ohne. Sehen Sie aber auf jeden Fall von unnötigen Zusatzinformationen (Biographie des Autors) ab – dafür ist die Zeit zu knapp!

Mögliche Referatsthemen sind:

I. Die zwei Einleitungen [A1-A16, B1-B29]

II. Die transzendentale Ästhetik [A19-A49, B33-B73]

III. Idee einer transzendentalen Logik und von dem Leitfaden der Entdeckung aller reinen Verstandesbegriffe [A50-A83, B74-B116]

IV. Von der Deduktion der reinen Verstandesbegriffe, 1. Abschnitt [A84-A95, B116-B169]

V. Die Analytik der Grundsätze, Einleitung bis Antizipationen der Wahrnehmung [A130-A176, B169-B218]

VI. Analogien der Erfahrung und die Postulate des empirischen Denkens überhaupt [A176-A235, B218-B294]

VII. Von dem Grunde der Unterscheidung aller Gegenstände überhaupt in Phaenomena und Noumena [Vergleich der zwei Auflagen] [A235-A260, B294-B315]

VIII. Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe [A260-A292, B316-B349]


Beim Seminar müssen alle Teilnehmenden den Grundlagentext Kritik der reinen Vernunft vorliegen haben, weil wir auch gemeinsam lesen möchten. Hierbei empfiehlt es sich, eine Studienausgabe zu kaufen oder den Text auszudrucken.


Hinweis zu den Ausgaben:

Bis auf die Kritik der reinen Vernunft werden alle Schriften Kants nach der Paginierung der sogenannten Akademie-Ausgabe (AA) zitiert. Unser Werk hingegen wird nach der Erstauflage 1781 (A) und der Zweitauflage 1787 (B) zitiert. Es gibt eine Vielzahl an preisgünstigen Studienausgaben in unterschiedlichen Verlagen, die Sie prinzipiell alle nutzen können, sofern die A/B-Zählung mit angegeben ist (was in jeder wissenschaftlichen Ausgabe der Fall ist).

Aufgrund der übersichtlichen Anordnung des Textes mit teilweiser Gegenüberstellung der Erst- und Zweit-Auflage und auch aufgrund der hilfreichen Bibliographie (zumindest bis 1998) wird besonders die Studienausgabe im Meiner-Verlag empfohlen:

Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Hrsg. von Jens Timmermann. Mit einer Bibliographie von Heiner Klemme. Hamburg 1998 (Meiner) [= Reihe Philosophische Bibliothek 505].


Für den ersten Einstieg:

  • Baumanns, Peter: Kants Philosophie der Erkenntnis. Durchgehender Kommentar zu den Hauptkapiteln der Kritik der reinen Vernunft. Würzburg 1997 (Königshausen & Neumann).
  • Fischer, Kuno: Immanuel Kant und seine Lehre. I. Theil: Entstehung und Grundlagen der kritischen Philosophie [= Reihe Geschichte der neuern Philosophie 4]. Heidelberg mehrere Auflagen (Winter). Digitalisat der Ausgabe von 1898: http://www.archive.org/details/geschichtederne06unkngoog
  • Fischer, Norbert (Hrsg.): Kants Grundlegung einer kritischen Metaphysik. Einführung in die Kritik der reinen Vernunft. Hamburg 2010 (Meiner).
  • Höffe, Otfried: Kants Kritik der reinen Vernunft. Die Grundlegung der modernen Philosophie. München 32004 (Beck).
  • Irrlitz, Gerd: Kant-Handbuch. Leben und Werk. Stuttgart/Weimar 32015 (Metzler).
  • Mellin, Georg S.A.: Marginalien und Register zu Kants Kritik der reinen Vernunft [1794]. Hrsg. von Ludwig Goldschmidt. Gotha 21900 (Thienemann). Digitalisat: www.archive.org/details/bub_gb_tGc_AAAAIAAJ
  • Mohr, Georg / Willaschek, Marcus (Hrsg.): Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft. Berlin 1998 (Akademie) [= Reihe Klassiker auslegen 17/18].
  • Natterer, Paul: Systematischer Kommentar zur Kritik der reinen Vernunft. Interdisziplinäre Bilanz der Kantforschung seit 1945. Berlin 2002 (de Gruyter).
  • Ratke, Heinrich: Systematisches Handlexikon zu Kants Kritik der reinen Vernunft [1929]. Hamburg 1972 (Meiner).
  • Willaschek, Marcus et al. (Hrsg.): Kant-Lexikon. 3 Bände. Berlin/New York 2015 (de Gruyter).

Literaturrecherche

Alle Seminarteilnehmenden werden gebeten, sich die Literatur eigenständig zu besorgen. Nutzen Sie neben der Fernleihe, Internetantiquariaten, Ihren örtlichen Hochschul- und Staatsbibliotheken auch die digitalen Angebote der Verlage! Die Fernuniversität hat Lizenzen für viele Zeitschriften und für ganze Bücher vieler Verlage. Darunter auch von Meiner (Philosophische Bibliothek), de Gruyter (Klassiker auslegen u.a.), Suhrkamp, Springer (Metzler-Handbücher u.a.): siehe hierzu die UB-Datenbanken Philosophie und die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB). Als Angehörige der Fernuniversität haben Sie kostenlosen Zugriff auf viele dieser Angebote. Am einfachsten geht das von zu Hause über einen Proxy oder einen VPN-Client. Zur Beschaffung einzelner Zeitschriftenaufsätze oder Buchkapitel ist zudem der elektronische Dokumentenlieferdinest der Fernuni oder Subito hilfreich (kostenpflichtig). Auf Seiten wie archive.org oder Google Books finden sich Digitalisate älterer Bücher. Auch Projekte wie Digi20 sind oft sehr nützlich.

Ludwig Krüger | 11.07.2024