Präsenzveranstaltung
- Thema:
- Habermas - Religion im nachmetaphysischen Zeitalter
- Zielgruppe:
- BA KuWi: Modul 25403/P3; Modul 25405/P5; MA Phil: Modul 26404/IV; Modul 264081/VIII; AP Phil;
- Ort:
- Leipzig
- Adresse:
- Campus Leipzig
- Termin:
- 11.11.2022
bis
13.11.2022 - Zeitraum:
-
11.11.2022: 16.00 - 20.00 Uhr,
12.11.2022: 09.30 - 18.30 Uhr,
13.11.2022: 09.30 - 13.00 Uhr. - Leitung:
-
Dr. Ulrich Dopatka
Felix Schneider, M.A. - Anmeldefrist:
- 31.10.2022
- Auskunft erteilt:
-
Ulrich Dopatka
, E-Mail:
ulrich.dopatka
Felix Schneider , E-Mail: felix.schneider , Telefon: +49 2331 987-4385
Meliz-Sema Kaygusuz , E-Mail: lg.philosophie3 , Telefon: +49 2331 987-2791
Es ist in gewisser Weise schon erstaunlich, wenn sich ein Philosoph wie Jürgen Habermas als „religiös unmusikalisch“ bezeichnet, sich aber trotzdem über mehrere Jahrzehnte hinweg mit der Frage beschäftigt, welche Stellung die Religion aus der Perspektive einer nachmetaphysischen Philosophie in einer säkular geprägten liberal-demokratisch verfassten Gesellschaft einnehmen soll. Wie relevant dieses Thema für Habermas ist, zeigt seine Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels im Jahre 2001, in der er vor einer breiten Öffentlichkeit das Verhältnis von Religion und nachmetaphysischem Denken, Glauben und Wissen, thematisiert.
Kennzeichen der Moderne ist die Etablierung einer Vernunft, die in einer antimetaphysischen Verfahrensrationalität Ausdruck findet. Diese hat zwar zu technischem Fortschritt, Wohlstand und demokratischen Verfassungsstaaten geführt, aber zugleich zu einer Auszehrung von Solidarität innerhalb dieser Gesellschaften. Die von Habermas beklagte „Entgleisung der Moderne“ zeigt sich in der Dominanz technisch-ökonomischer Rationalisierung und im Narrativ der Effizienzsteigerung. Solidaritätskrisen gefährden sowohl den gesellschaftlichen Zusammenhalt als auch die Demokratie insgesamt. Eine so verstandene – instrumentelle – Vernunft allein ist unfähig, Solidarität in modernen säkularen Gesellschaften zu generieren. Religiöse Überlieferungen halten demgegenüber für Habermas ein Bedeutungspotenzial bereit, das Bindungskräfte erzeugen kann, und dem sich säkulare Gesellschaften nicht verschließen sollten.
Wir werden uns im Seminar sowohl mit Fragen nach dem Verhältnis von Glauben und Wissen beschäftigen als auch mit der Stellung, die Religionen für Habermas in (post-)säkularen nachmetaphysischen Gesellschaften einnehmen sollen und können.
Nach erfolgreicher Anmeldung wird Ihnen bis spätestens Mitte August, zusammen mit Referatsvorschlägen, ein Reader mit weiteren Texten zugesandt, die wir neben der unten angeführten Literatur im Seminar diskutieren werden
Primärliteratur
- Kant, Immanuel (1793, 1794/1977): Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft. In: Die Metaphysik der Sitten (= Werkausgabe Band VIII, Herausgegeben von Wilhelm Weischedel). Frankfurt/M.: (= stw 190). → Hier sind für unsere Diskussion vor allem die Vorreden und das dritte und vierte Stück relevant.
- Habermas, Jürgen (92018): Glauben und Wissen. Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2001. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
- Habermas, Jürgen (72020): Nachmetaphysisches Denken. Philosophische Aufsätze. Frankfurt/M.: Suhrkamp (= stw 1004). Texte 1–4 und 7.
- Habermas, Jürgen (32019): Zwischen Naturalismus und Religion. Philosophische Aufsätze. Frankfurt/M.: Suhrkamp (= stw 1918). Texte 1, 2, 4, 5, 8, 9.
Sekundärliteratur
- Viertbauer, Klaus; Gruber, Franz (Hrsg.) (22019): Habermas und die Religion. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
- Brunkhorst, Hauke; Kreide, Regina; Lafont, Cristina (Hrsg.) (2009): Habermas-Handbuch. Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler. → Im VPN der FernUniversität über die Universitätsbibliothek als Download verfügbar.