Kolloquium

Thema:
Kommunikation und grenzüberschreitende Korrespondenznetzwerke von Frauen im europäischen Hochadel, 16.-18. Jh. Die Frauen der pfälzischen Wittelsbacher (ca. 1618–1722). Ein Forschungsprojekt
Referent/-in:
Sven Externbrink, Hagen
Adresse:
FernUniversität, Universitätsstraße 37, Gebäude 11, Raum D 0002 + D 0003
Sofern Sie an einer TN per Zoom interessiert sind, wenden Sie sich bitte an karin.gockel@fernuni-hagen.de
Termin:
11.03.2025, 18:15 Uhr

Schon seit längeren ist deutlich geworden, dass die frühneuzeitliche société des princes auch eine société des princesses war: Das Netzwerk der regierenden Dynastien prägten nicht nur von die (meist männlichen) regierenden Fürsten, sondern auch die Fürstinnen. Parallel zu den politischen Netzwerken der Fürsten in der von den Diplomaten aufrechterhaltenen Korrespondenz zwischen den Höfen etablierten sowohl die Ehefrauen regierender Fürsten als auch die weiblichen Angehörigen regierender Dynastien in der „zweiten Reihe“ weitausgreifende Korrespondenznetzwerke. Am Beispiel der Frauen des Hauses der pfälzischen Wittelsbacher lassen sich die Handlungsspielräume, die agency und die Lebensprojektionen weiblicher Mitglieder von Adelsdynastien in der Neuzeit exemplarisch untersuchen. Die Mitglieder des Hauses Pfalz-Simmern verkörpern die Dynamik des dynastischen Handelns in der Frühen Neuzeit in all ihren Facetten: Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen die Kurfürsten von der Pfalz an der Schwelle zur Standeserhöhung durch die Annahme der böhmischen Krone, es folgten ein tiefer Fall, Jahrzehnte im Exil und eine Restauration in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zu den herausragendsten weiblichen Persönlichkeiten der Dynastie zählen u.a. die „Winterkönigin“ Elisabeth Stuart (1596–1660), ihre Tochter Sophie von Hannover (1630–1714) und, sicherlich die bekannteste deutschsprachige Briefschreiberin des 17. Jahrhunderts, ihre Enkelin Elisabeth-Charlotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans (1652–1723). Sie alle „litten“ an einer „Bulimie in Briefen“ (D. Van der Cruysse), die Historikerinnen und Historikern ein reichhaltiges Material für interdisziplinäre Forschung hinterlassen haben.

Karin Gockel | 23.01.2025