Kolloquium
- Thema:
- Die Presse in den deutschen Kolonien - Offizielles Sprachrohr oder vierte Gewalt?
- Referent/-in:
- Tobias Döpker
- Adresse:
- FernUniversität Hagen TGZ, 3. Stock, Raum B 306
- Termin:
- 08.05.2012
„Die Schutzgebietspresse ist ein für das Gedeihen der Kolonie und für die Informationen in der Heimat zu wichtiger Faktor, als dass sie notorischen Trinkern und unbedeutenden Intrigantennaturen ohne schwere Schädigung der Allgemeinheit anvertraut werden kann.“ Diese Aussage, die Deutsch-Ostafrikas Gouverneur, Freiherr Albrecht von Rechenberg, 1910 gegenüber dem Reichskolonialamt in Berlin tätigte, zeigt, welche Bedeutung, aber auch welches Konfliktpotenzial die Presse in den deutschen Kolonien besaß.
Insgesamt gab es in den deutschen Schutzgebieten zwischen 1884 und 1914 17 Zeitungen - amtliche Anzeiger ausgenommen - mit überwiegend wöchentlicher Erscheinungsweise. Dabei existierten in jeder deutschen Kolonie - Togo und Kamerun ausgenommen – mehrere Zeitungen nebeneinander. Es kann also von einer differenzierten Presselandschaft gesprochen werden.
Doch welche Rolle(n) spielte die Presse in den deutschen Schutzgebieten? Waren die in den Kolonien herausgegebenen Zeitungen - anders als die beispielsweise in Amerika erscheinenden deutschsprachigen Publikationen - mehr als ein nationales Identifikationsobjekt – mehr als das politisch-kulturelle Bindeglied zum zurückgelassenen Mutterland? War die koloniale Presse vielmehr ein Instrument der Staatsgewalt vor Ort – ein Sprachrohr von Regierung, Parteien, Kirchen und Verbänden? Oder entwickelte sich die Presse in den Schutzgebieten zu einem unabhängigen Organ – zur „vierten Gewalt“ im Lande, und damit auch zu einem Teil der politischen Kultur der Schutzgebiete?