Kolloquium
- Thema:
- Tradition als Argument? Der Umgang mit römischer Vergangenheit im christlichen Kontext
- Referent/-in:
- Daniel Syrbe, Nijmegen
- Adresse:
- FernUniversität Hagen Neubau KSW, Universitätsstraße 33 Gebäudeteil B, Raum B 0.025
- Termin:
- 10.04.2018, 18:15 Uhr
Traditionen – in der literarischen Überlieferung meist unter dem Label der „Sitten der Vorfahren“ (mos maiorum) firmierend – regulierten und normierten in der römischen Antike soziales und politisches Handeln. Was genau Bestandteil jener Traditionen war, bleibt oft vage und wird nicht präzisiert; nicht selten sollen in einer weit zurückliegenden, idealisierten Vergangenheit angesiedelte exempla vorbildliches Verhalten vor Augen führen. Mit der zunehmenden Durchdringung der römischen Gesellschaft durch das Christentum stellt sich aber auf der einen Seite spätestens seit dem 4. nachchristlichen Jahrhundert die Frage, welchen normativen Wert aus der nicht-christlichen Vergangenheit Roms überkommene Traditionen in einer christlich geprägten Gegenwart noch haben können. Auf der anderen Seite wurden Traditionen gerade in der von Migrationen nicht-römischer, gentiler Gruppen in das römische Imperium und dem allmählichen Entstehen der germanischen regna geprägten Spätantike zu einem potentiellen Anknüpfungspunkt für die Integration von „Newcomern“ und öffneten eine gemeinsame Kommunikationsebene für soziale Eliten. Dieses Spannungsfeld zwischen Neuinterpretation und Integrationspotential von „Tradition“ lohnt einen genaueren Blick.