Kolloquium

Das große Interesse an den Ereignissen 1894-1899 um den zu Unrecht der Spionage für das Deutsche Kaiserreich verurteilten jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus ist bis heute ungebrochen: Schuld daran ist nicht nur die Faszination einer Spionagegeschichte mit verworrener Handlung, Intrigen, gefälschten Dokumenten und Manipulationen. Die Affäre fasziniert auch, weil sich in ihr exemplarisch der Kampf für die Gerechtigkeit eines Einzelnen und für die Republik zeigte. Eine der hauptsächlichen Interpretation der Affäre betrifft die Rolle, die in Frankreich der Antisemitismus in der Öffentlichkeit spielte und welchen Einfluss er auf die Entscheidungsträger in Militär und Politik hatte. Der Vortrag geht der antisemitischen Agitation und Polemik zur Zeit der Dreyfusaffäre in Frankreich und Deutschland nach und fragt nach Transfer von antisemitischen Vorstellungen und Ideen, nach Reaktionen auf den Antisemitismus sowie nach den verschiedenen Interpretationen in der Forschung der beiden Länder.