Kolloquium
- Thema:
- Endlose Geschichte! Europa im langen 20. Jahrhundert
- Referent/-in:
- Christoph Cornelißen, Frankfurt
- Adresse:
- Digital über ZOOM
Anmeldung bitte per Mail an karin.gockel@fernuni-hagen.de - Termin:
- 03.05.2022, 18:15 Uhr
Darstellungen zur Geschichte Europas im 20. Jahrhundert haben oftmals den krisenhaften und scheinbar irreversiblen Niedergang dieser Weltregion betont. Mehr als dreißig Jahre nach den Revolutionen von 1989-90 erscheint jedoch die Konzentration von „moralischen Erzählungen“ (C.S. Maier) auf die Geschichte staatlicher und sozialer Gewalt als zu einseitig, gehören doch neben den unzähligen Schattenseiten viele soziale Aufstiegsprozesse und Emanzipationen
ebenfalls zu den Grunderfahrungen der Epoche. Darüber hinaus sorgten die Idee von der Einheit Europas und die stufenweise Realisierung des „Projekts Europa“ für neue Formen der Kooperation, welche die Lebenswirklichkeit von Millionen Europäerinnen und Europäern transformierten. So sehr alle diese Prozesse die allmähliche Ausbildung einer europäischen Gesellschaft und ebenso die einer stärker europäischen Identität befördert haben, dürfen deren Grenzen
angesichts globaler Verflechtungen sowie der Fortdauer und Wiederkehr internationaler Konflikte oder sogar zwischenstaatlicher Kriege nicht übersehen werden. In all diesen Hinsichten kann und muss man die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert als eine offenere begreifen, als die sie oft behandelt worden ist. Denn nur so wird sie uns in ihrer
Vielschichtigkeit und ihren Ambivalenzen, eben in ihrer „Offenheit“ stärker bewusst. Entgegen Erwartungen von einem Ende der Geschichte geht diese „endlos“ weiter – daher sprich Einiges für die Rede von einem langen 20. Jahrhundert.