Kolloquium
- Thema:
- Die aristotelische Verteilungsgerechtigkeit in Mittelalter und Renaissance.
- Referent/-in:
- PD Dr. Petra Schulte, Köln
- Adresse:
- FernUniversität Hagen TGZ, 3. Stock, Raum B 306
- Termin:
- 06.03.2012
Die aktuellen Diskussionen um die Verteilungsgerechtigkeit (iustitia distributiva), die heute als soziale Gerechtigkeit verstanden wird, lassen die Frage nach der Entwicklung des erstmals im fünften Kapitel der Nikomachischen Ethik des Aristoteles entwickelten Konzepts aufkommen. Dessen Rezeption in Mittelalter und Renaissance wurde von der bisherigen ideengeschichtlichen Forschung nicht hinreichend untersucht. So blieb die Frage offen, wie die antike Verteilungsgerechtigkeit auf die Lebenswelt des 13. bis 16. Jahrhunderts übertragen bzw. was eigentlich mit ihr beschrieben wurde. Der Grund hierfür mag in der schon von Quentin Skinner beklagten ausschließlichen Lektüre der Höhenkammliteratur liegen. Tatsächlich tritt das Bemühen, die Theorie an die Praxis anzubinden, deutlicher in den volkssprachlichen Gebrauchstexten wie den Tugendlehren bzw. den Adels- und Fürstenspiegeln hervor. Dass der Blick in diese lohnenswert ist und nicht zuletzt über eine Text-Bild-Analyse zu neuen Erkenntnissen führt, soll im Vortrag gezeigt werden.