Seminar "Behavioral Finance"
Seminarleiter: Prof. Dr. Rainer Baule/Dr. David Shkel
Semester: SS 2025
Studiengänge: Bachelor und Master Wirtschaftswissenschaft u. ä.
Ort: Studienzentrum Budapest
Teilnehmerzahl: 16
Inhalt:
Sowohl die Neoklassik als auch Teile des Neoinstitutionalismus wie die Prinzipal-Agenten-Theorie fußen auf der Idee des homo oeconomicus als unbegrenzt kognitiv leistungsfähigem, rationalem, im Eigeninteresse handelndem Erwartungsnutzenmaximierer. Dass diese Annahmen idealisiert sind, war den Begründern und Verfechtern dieser Theorien klar. Wie sehr aber teilweise das Verhalten von ökonomischen Akteuren (insbesondere auf Kapitalmärkten) von diesem Idealbild abweicht, und welche Konsequenzen damit verbunden sind, dringt erst seit einigen Jahren bzw. Jahrzehnten langsam in das Bewusstsein der ökonomischen Zunft vor. Maßgeblich hierfür war insbesondere die seit Ende der 1970er Jahre entwickelte Neue Erwartungstheorie (Prospect Theory), die ein realistischeres Bild von Entscheidungen in Risikosituationen zeichnet.
In dem Seminar sollen einige wichtige Aspekte des Verhaltens von Marktteilnehmern in Abweichung von unbegrenzt rationalen Erwartungsnutzenmaximieren beleuchtet werden. Ein Fokus liegt dabei auf dem Verhalten von Investoren auf Finanzmärkten. In dem Seminar sollen klassische Experimente im Teilnehmerkreis nachvollzogen werden. Ausgewählte Themenfelder können beispielsweise sein:
- Nutzenfunktionen und abnehmender Grenznutzen
- Verlustaversion
- Möglichkeits- und Sicherheitseffekt
- Das Allais-Paradoxon
- Wahrnehmung und Beurteilung von Renditen
- Beurteilung von Wahrscheinlichkeiten und strukturierte Finanzprodukte
- „Warm glow“ und Präferenzen für Nachhaltigkeit
Literatur:
Die Grundlage für das Seminar sind Kenntnisse in der klassischen Entscheidungstheorie, dem Bernoulli-Prinzip sowie dessen Verhältnis zur Prospect Theory. Entsprechende Ausführungen findet man in etlichen Lehrbüchern. Wir empfehlen (im Sinne einer Pflichtlektüre) insbesondere Kapitel 5 und 6 aus
Laux, H.; Gillenkirch, R. M.; Schenk-Mathes, H. Y.: Entscheidungstheorie. 10. Auflage, Berlin/Heidelberg 2018.
Pflichtlektüre für alle Teilnehmer ist zudem der Beitrag zur Neuen Erwartungstheorie:
Kahneman, Daniel; Tversky, Amos (1979): Prospect theory: An analysis of decision making under risk. Econometrica 47, 263–291.
Als Einstieg in die Thematik kann empfohlen werden:
Daxhammer, Rolf J.; Facsas, Máté: Behavioral Finance. 2. Auflage, Konstanz/München 2017.
Eine populärwissenschaftliche Einführung bietet:
Kahneman, Daniel (2012): Schnelles Denken, langsames Denken. München 2012.
Weitere Literatur in Form von wissenschaftlichen Beiträgen (zumeist in englischer Sprache) zu den einzelnen Themen wird im Rahmen der Vorbesprechung bekanntgegeben.
Geforderte Leistungen:
- Teilnahme an der Vorbesprechung,
- Durchführung einer empirischen Untersuchung,
- Anfertigung einer Seminararbeit,
- Präsentation und Verteidigung der Seminararbeit,
- Teilnahme an der Diskussion zu allen Seminarthemen,
- Schriftliche Rekapitulation des Seminars.
Voraussetzungen:
Das Seminar ist grundsätzlich geeignet für alle Bachelor- und Masterstudiengänge der Fakultät.
Neben Lehrinhalten des Lehrstuhls werden insbesondere Mathematik- und Statistikkenntnisse im Umfang des Pflichtmoduls 31101 vorausgesetzt. Ferner sollte der Umgang mit einem Tabellenkalkulationsprogramm beherrscht werden. Eine Auffrischung statistischer Grundlagen zusammen mit einer Einführung in das empirische Arbeiten wird im Rahmen der Vorbesprechung gegeben.
Wir empfehlen vor Beginn des Seminars die Belegung des Brückenkurses 09805 zum wissenschaftlichen Arbeiten – Grundfragen, Orientierung, Werkzeuge.
Zeitplan:
01.04.2025 | Vorbesprechung online (Zoom) |
16.06.2025 | Abgabe Seminararbeit |
15.–17.07.2025 | Präsenzphase in Budapest mit Präsentation der Seminararbeiten |
20.07.2025 | Abgabe der schriftlichen Rekapitulation |