Forschungsprojekt
KI als ‚virtuelle Bürger‘ in einer pluralen und dynamischen Gesellschaft
Beschreibung | KI-Systeme sind nicht nur technische Werkzeuge, sondern können als ‚virtuelle Bürger’ verstanden werden, die mit Handlungs- und Entscheidungsfreiheit ausgestattet sind. Während ihr Charakter als kognitive Black Box weithin diskutiert wird, gilt dies nicht für ihre moralische Unzugänglichkeit. Indem wir die neue Idee einer ‚algorithmischen Fairness‘ aufnehmen, soziologisch fundieren und interdisziplinär anwenden, adressieren wir die folgende Forschungsfrage: Wie wird die komplexe, typischerweise mehrdeutige und widersprüchliche moralische Infrastruktur der Gesellschaften der späten Moderne von KI reflektiert und ggf. verändert? Um diese Frage zu konzeptionieren, kombinieren wir das normative Denken der Soziologie der Kritik (engl. Sociology of Critique, SoC) bzw. der Ökonomie der Konventionen mit einem koaktiven Lernansatz von KI-Systemen. Die SoC geht generell davon aus, dass Individuen ihre alltäglichen Handlungen und Entscheidungen unter Bezugnahme auf konkurrierende moralische Rechtfertigungsordnungen begründen müssen. In dieser Perspektive stellen Fairness, Transparenz, Verantwortlichkeit und Vertrauen keine festen Eigenschaften von Systemen bzw. Akteuren dar, sondern müssen kontinuierlich ausgehandelt werden. Insbesondere müssen hierbei gleichzeitig gültige und widersprüchliche moralische Bezugssysteme miteinander vermittelt werden. Indem wir diesen Ansatz auf KI-Systeme als ‚virtuelle Bürger‘ übertragen, konfrontieren wir (1) Lernmaschinen mit widersprüchlichen moralischen Ordnungen und Begründungen. Wir fragen also danach, wie mehrdeutige und dynamische soziale Prozesse in und von lernenden Maschinen übersetzt und algorithmisch transformiert werden. Zu diesem Zweck gestalten und vergleichen wir (2) ‚Verhandlungsräume‘, in denen KI und Menschen auf der Grundlage pluraler Rechtfertigungsordnungen interagieren. |
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Zentrale Forschungsfragen |
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Forschungsmodell | |
Ausgewählte Publikationen |
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Team | Prof. Dr. Stefan Smolnik |