Entwicklung der Wirtschaftsinformatik
Die Ursprünge der Wirtschaftsinformatik als Wissenschaft können bis in die 1960er Jahre zurückverfolgt werden. Erste Überlegungen, die einen Bezug zu dem heutigen Themenkreis der Wirtschaftsinformatik aufweisen, finden sich jedoch bereits in Werken des 19. Jahrhunderts, wie z.B. dem Buch „On the Economy of Machinery and Manufactures“ von Charles Babbage aus dem Jahr 1832.
Betrachtet man die jüngere Historie der Wirtschaftsinformatik im deutschsprachigen Raum anhand der Entstehung und Entwicklung der heutigen wissenschaftlichen Zeitschrift Business & Information Systems Engineering (BISE) – welche das zentrale Organ der Wirtschaftsinformatik darstellt – so ergibt sich folgendes Bild: Die bereits 1959 gegründete Zeitschrift „elektronische datenverarbeitung“ wird 1971 in „Angewandte Informatik“ und 1990 in „WIRTSCHAFTSINFORMATIK“ umbenannt. Von 2009 bis 2014 besitzt die Zeitschrift eine englischsprachige Schwesterzeitschrift, die als Übersetzung der in deutscher Sprache publizierten Beiträge erscheint. Seit 2015 erscheint die Zeitschrift unter dem Titel BISE ausschließlich in englischer Sprache und internationalisiert sich zunehmend auch auf der Herausgeberseite.
Im internationalen Umfeld gliedert sich die Wirtschaftsinformatik vor allem an die aus den angelsächsisch geprägten Business Schools stammende Disziplin des Information Systems an. Die 1994 gegründete Association for Information Systems (AIS) stellt den führenden internationalen Berufsverband von Forschenden und Lehrenden im Fachgebiet Information Systems dar, welcher mittlerweile Mitglieder in über 100 Ländern zu sich zählt. Der Verband gibt Zeitschriften heraus, organisiert Konferenzen und bietet ein Forum für den Austausch in der Community und mit der Praxis. Das aus hochrangigen Wissenschaftlern bestehende College of Senior Scholars hat 2007 erstmals einen „Korb“ von acht Zeitschriften, den „Senior Scholars Basket of Journals“ empfohlen, welche weithin als die führenden Organe der Information Systems-Disziplin angesehen werden. Zudem benennen die Fachgruppen (Special Interest Groups) der AIS weitere relevante und angrenzende Fachzeitschriften.
Wissenschaftshistorisch bedeutsame Entwicklungspfade im deutschsprachigen Raum können darüber hinaus an verschiedenen weiteren Ankerpunkten festgemacht werden – etwa an der Gründung wissenschaftlicher Konferenzen und Fachgesellschaften (z. B. dem Fachbereich Wirtschaftsinformatik der Gesellschaft für Informatik), an der Entwicklung curricularer Empfehlungen für universitäre Studiengänge oder an der Diskussion um (originäre) Forschungsmethoden der Wirtschaftsinformatik.
Weitere Einblicke in die Historie der Wirtschaftsinformatik in Deutschland vermittelt ein Gespräch mit Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Mertens, einem der Gründerväter der Wirtschaftsinformatik. Das Gespräch ist verfügbar im Podcast „Perspektiven Wirtschaftsinformatik“ von Prof. Strecker, Folge 1 „Peter Mertens im Gespräch über die Historie der Wissenschaft Wirtschaftsinformatik“ vom 02.05.2016 (CC-BY-SA 4.0).